Doch keine offenen Linux-Treiber von ATi

Christoph Becker
27 Kommentare

Am vergangenen Freitag machten Gerüchte die Runde, die wahrscheinlich so manchen Besitzer eines Linux-Systems in freudige Erregung versetzt haben könnten. Denn diese besagten, dass der kanadische Grafikkartenspezialist ATi in Kürze auf Geheiß AMDs Teile seiner Linux-Treiber öffnen könnte. Doch daraus scheint nun vorerst nichts zu werden.

Denn auf Nachfrage der Kollegen von heise online dementierte ein ATi-Sprecher diese Gerüchte nach Rücksprache mit seinen Kollegen aus der kanadischen Firmenzentrale. In diesem Statement gibt man zwar, dass man in der Vergangenheit immer schon offene Treiber für Server auf Linux-Basis bereit gestellt hätte, dies für die neueste Grafikkartengenerationen, die auf Workstations und Consumer-PCs abgestimmt sind, aber nicht tun könnte.

Als Grund dafür gibt man an, dass Geschwindigkeit und die Feature-Differenzierung ein Schlüsselmerkmal der aktuellen Grafikkarten sein. Dies würden nur proprietäre und patentierte Treiber können, die dem Kunden den vollen Funktionsumfang seines erworbenen Produkts gewährleisten. Und so möchte man auch in Zukunft nichts an der eigenen Linux-Treiberpolitik ändern und keine Open-Source-Treiber veröffentlichen. Die Zukunft spricht also nach wie vor „proprietär“.

Ob man sich damit allerdings selber einen Gefallen tut, ist eher zu bezweifeln. Denn in den vergangenen Jahren hat man sich bei ATi mit den Linux-Treibern nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Zwar stellte man vor einigen Jahren noch einen offenen Treiber für Grafikkarten bis zur Radeon 9250 bereit, aber schon mit der nächsten Generation bis einschließlich der Radeon X800 ließ diese Unterstützung nach.

Für aktuelle ATi-Grafikkarten der Generation „Radeon X1xxx“ gibt es hingegen gar keinen Support mehr, so dass vielen Linuxdistributionen meist nur ein rudimentärer VESA-Treiber beiliegt, der nicht einmal die Einstellung einer Bildwiederholfrequenz erlaubt. Und auch die Integration der von ATi entwickelten, proprietären Treiber in die Distributionen gestaltet sich schwierig, denn von vielen Seiten her wird dies als ein illegaler Schritt angesehen, der gegen die GPL verstößt.

Die Beziehung zwischen ATi und dem Linux-Betriebssystem wird also in Zukunft eine schwierige bleiben. Wir sind derweil gespannt, ob sich die Übernahme ATis durch AMD nicht doch irgendwann positiv auf die Linux-Treiber des Unternehmens auswirken könnte. Schließlich ist AMD schon seit längerem ein Freund von Open Source.