Telekom unter massivem Druck

Sasan Abdi
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Der Druck auf dem Telekommunikationsmarkt legt unvermindert zu. Darunter besonders zu leiden scheint die Deutsche Telekom. So prognostizieren Finanzexperten im Vorfeld der Veröffentlichung der neuesten Quartalszahlen, dass der Bonner Riese die Erwartungen der Finanzmärkte nicht erfüllen wird.

Demnach sind für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres keine so grandiosen Zahlen wie im ersten Vierteljahr zu erwarten. Zuvor konnte der Ex-Monopolist mit einem Plus von rund zehn Prozent einen Überschuss von 1,1 Milliarden und einen Umsatz von 14,8 Milliarden Euro (plus vier Prozent) erwirtschaften. Grund für den Pessimismus der Analysten ist der zunehmende Druck, mit dem sich die Telekom nicht nur in der Festnetz- sondern auch in der Mobilfunksparte und dem Online-Geschäft konfrontiert sieht. Und plötzlich wackelt der Thron des beinharten Sanierers nach der Ron-Sommer Ära, Kai-Uwe Ricke.

Dabei rechnet man in Finanzkreisen damit, das vor allem der Hauptwachstumsstrang, das US-Mobilfunkgeschäft, unter dem zunehmenden Druck auf den Märkten gelitten hat. Nach dem man sich in Bonn dazu entschieden hatte, das Geschäft in den USA langfristig zu halten, ist hier nun auch ein erhöhter Investitionsaufwand ein Indiz für schwächere Zahlen aus den USA. Dort hatte am Mittwoch die Versteigerung der US-Mobilfunklizenzen begonnen. Die US-Telekom-Tochter gehört dabei wohl zu den mitunter aktivsten Bietern, da das Unternehmen - um langfristig gute Zahlen liefern zu können - kräftig expandieren muss. Beobachter der Versteigerung rechnen damit, dass die DTAG zwischen drei und fünf Milliarden US-Dollar für die Mobilfunklizenzen in den USA investieren wird. Der folgende Netzausbau würde dann in etwa das gleiche kosten.

Doch diese Front scheint nichts im Vergleich zu dem Schwund bei den Festnetzanschlüssen in Deutschland. Nach wie vor steckt die Telekom vor allem in der Festnetzsparte in einem nicht enden wollenden Tief. Allein im vergangenen Jahr soll das Unternehmen bis zu 1,2 Millionen Kunden bzw. Anschlüsse verloren haben. Pessimisten gehen von weiteren zwei Millionen für dieses Jahr aus. Der Ausbau des Glasfasernetzes sowie diverse Kombiangebote und die TV-Plattform T-Home scheinen, so die Prognosen sich bewahrheiten sollten, eine eher stumpfe Waffe zum Stoppen der Ausblutung der Festnetzsparte zu sein.

Die im vergangenen Jahr durch den DTAG-Vorstand gestreuten Hoffnungen auf weitere Umsatzwachstums-Bomben könnten somit empfindlich enttäuscht werden. Entsprechend wird nun über die Personalie Kai-Uwe Ricke spekuliert, dessen Vertragsverlängerung pikanter Weise in naher Zukunft ansteht. Die T-Aktie dankt die negative Prognosen entsprechend und steht auch im zehnten Jahr weiter unter keinem guten Stern. Allein in den letzten zwei Jahren verlor das Papier satte 15 Prozent und steht derzeit bei rund 12 Euro – was weitmehr als einer Halbierung des Ausgabewertes entspricht. Sollte Ricke das Ruder also nicht herumreißen können, so Analysten, könnte unter Umständen gar eine Gewinnwarnung anstehen. Schlechtere Voraussetzungen für eine Vertragsverlängerung kann es dann wohl nicht mehr geben.