Kolumne: Grafikkarten-RoundUps

Andreas Frischholz
52 Kommentare

Grafikkarten-RoundUps sind an und für sich eine nicht allzu komplizierte Angelegenheit: Man überlegt, welches Modell für die Leserschaft interessant sein könnte, stellt Anfragen an die einzelnen Boardpartner des jeweiligen Chipproduzenten, scheucht darauf die Testsamples durch den Testparcours und tippt schlussendlich noch einige Worte.

Soweit die Theorie. Doch die Praxis legt einem des Öfteren Steine in den Weg. Beispielsweise das Organisieren von Testsample. Manche Boardpartner scheinen an Tests ihrer Produkte nicht interessiert zu sein, mag man glauben. Pressevertreter reagieren erst gar nicht auf Anfragen, andere benötigen rund fünf E-Mails für eine Antwort. Eine gänzlich unverständliche Verhaltensweise, schließlich bilden Webseiten wie ComputerBase und Hersteller eine Art Symbiose. Wir testen Modelle und können unseren Lesern (über drei Millionen im Monat) interessante Inhalte bieten, die Hersteller erhalten im Gegenzug Aufmerksamkeit – zum Quasi-Nulltarif. Sind es zudem noch Grafikkarten vom Schlage einer GeForce 7900 GTX, ist das Risiko, schlechte Publicity zu erhalten, für die Boardpartner leidlich gering. Billigere Werbung gibt es nicht.

Ein weiterer Punkt, der einem die Laune beim Testen verderben kann, sind defekte Testsample. So war zwar bereits zur Planungsphase des Artikels bekannt, dass bei nVidias 7900-GTX-Karten wohl eine erhöhte Defektquote vorlag. Aber was uns mit unseren frühen Kartenrevisionen widerfuhr, übertraf bei Weitem unsere Vorstellungskraft. Drei von vier Samples waren defekt, alle nach dem bekannten Schema: Unter hoher Belastung kam es zu massiven Bildfehlern, die schlussendlich zum Absturz des Systems führten. Als Beispiele seien der „Deep Freeze“-Test beim 3DMark06, das Rollenspiel The Elder Scrolls 4: Oblivion sowie der Shooter Far Cry genannt. Insbesondere die Karten waren betroffen, die von Haus aus übertaktet wurden. Dabei war ein Modell allerdings nicht von Anfang an betroffen: Erst im Laufe der Benchmarks traten die Ungereimtheiten auf. Das Drehen an der Taktschraube führte zu keiner Verbesserung der Situation.*

Testsample defekt, was tun? Selbstverständlich wendet man sich an den jeweiligen Boardpartner in der Hoffnung, mit einer neuen, voll funktionstüchtigen Karte versorgt zu werden. Doch hier trat nun wieder die mangelnde Kooperationsbereitschaft einiger Hersteller zu Tage. Wieder musste tagelang auf Antworten gewartet werden – teils ohne Erfolg. In einem anderen Fall verschwand das Paket samt Grafikkarte den letzten uns bekannten Informationen nach beim Rücktransport.

Ergebnis der bisherigen Arbeiten ist nunmehr eine vollständig durchgetestete Karte sowie drei mehr oder weniger getestete Modelle. Eine unglückliche Ausgangslage für den Artikel. Dennoch sollte dieser in den kommenden Wochen erscheinen – im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten. Was bleibt, ist der Ärger über das Pech mit einer Defektquote von 75 Prozent sowie über die allem Anschein nach mangelhafte Kommunikationsfähigkeit einiger Hersteller.

*Anmerkung: Wir sind uns darüber im Klaren, dass unsere Situation nicht auf die Allgemeinheit übertragbar ist. Dennoch sind wir der Ansicht, dass eine solche Quote nicht unerwähnt bleiben sollte.