Kampf den Raubkopien: Qualität statt Strafe

Jirko Alex
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Was im kleinen Stil begann, entwickelte sich zu einer teils mafiosen Subkultur: Das Erstellen, Nutzen und Verkaufen von Raubkopien. Um dem entgegenzuwirken, wurden immer umfassendere Schutzmechanismen entwickelt. Dass ein Original auch anders an den Käufer gebracht werden könnte, daran schien bisher kaum jemand zu denken.

Nicht so der Experte für Musikvertrieb des Fraunhofer-Instituts Digitale Medientechnologie (IDMT) in Ilmenau, Patrick Aichroth. Er hält es nämlich für ergiebiger, die Bezahlangebote attraktiver zu gestalten, um den ungeliebten und illegalen Raubkopien entgegenzuwirken. Bestraft werden müsse natürlich weiterhin das Raubkopieren im großen Stil; für den interessierten Nutzer wäre eine Qualitätssteigerung durch den Erwerb eines gekauften Produktes jedoch interessanter. So könnte man, bezogen auf Musikportale im Internet, beispielsweise mit einer besseren Klangqualität oder einer umfangreicheren Suche locken. Ebenso könnte ein personalisiertes System den jeweiligen Nutzer erkennen und ein „persönliches Unterhaltungsprogramm oder passende Kaufempfehlungen“ liefern, so Aichroth. Bisher habe man sich einfach zu sehr über den Schutz der eigenen Produkte gesorgt als über die Wünsche des Nutzer nachgedacht, so der Experte des Fraunhofer-Instituts weiter.

Dass ein weiteres technisches Einschreiten zur Bekämpfung von Raubkopien auch nur begrenzt möglich sei, liege zudem daran, dass der Gewinn an Sicherheit meist mit dem Verlust der Nutzerfreundlichkeit einhergeht. Dies vergraule „vor allem im sensiblen Massenkundengeschäft die Kunden“. So könnte zwar das Raubkopieren von Daten von Firmencomputern eingeschränkt werden, im privaten Bereich könnten Systeme jedoch nur „halbwegs wasserdicht“ gemacht werden. Außerdem erinnert Aichroth daran, dass nicht jeder heruntergeladene Titel auch gekauft worden wäre, weshalb er auch den Schaden nicht abschätzen will, der durch den privaten Tausch via Internet entstand.