Erste Eindrücke von Microsofts Surface

Jirko Alex
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Microsoft brachte mit dem Start der CeBIT auch das hauseigene Komplettsystem Surface mit nach Deutschland und in andere Länder Europas. Auf einer Vorführung konnte ComputerBase erste Impressionen sammeln und den Einsatz abseits eines Fotoalbums begutachten. Das Ergebnis ist dabei durchaus ansprechend.

Bei Microsofts Surface handelt es sich im Prinzip um einen Standardrechner, der um eine Kameraeinheit und ein Bilderzeugungssystem erweitert wurde. Ziel des Pakets ist es, ein massives Multi-Touch-Gerät zu schaffen, das mehrnutzerfähig ist und eine neue Art des Kontakts an jeder denkbaren zwischenmenschlichen Schnittstelle herstellt. Was so hochtrabend klingt, ist dabei jedoch schwer zu vermitteln, vor allem, weil auf ersten Bildern des Microsoft Surface im Einsatz oft nur Fotoalben betrachtet, gedreht oder verändert wurden. Dies allein rechtfertigt jedoch kaum die Anschaffung eines 11.000 Euro teuren Gerätes – dieser Wert ist der aktuellen Surface-Präsentation zu entnehmen, während wir gestern noch von 5.000 Euro berichten konnten. Was also tut Microsofts Surface?

Im Prinzip alles, was man dem Gerät auf den Leib programmiert. Vom zugrunde liegenden Windows Vista SP1 sieht man nichts, vielmehr besteht das Basismenü aus einer Coverflow-ähnlichen Oberfläche, auf der die installierten Applikationen aufgelistet werden. Neben denkbar einfachen Programmen wie Spielen oder dem bekannten Foto-Pool finden sich durchaus auch grundlegend unterschiedliche Anwendungen wieder.

Besonders hervor stach etwa ein medizinisches Programm, das die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten verbessern soll. Über ein Identifikationsobjekt – sei es eine Patientenkarte, ein Mobiltelefon oder eine persönliche, einzugebende ID – können alle Patientendaten aufgerufen und betrachtet werden. Das besondere Hauptaugenmerk liegt dabei auf der visuellen Präsentation und den Interaktionsmöglichkeiten mit den Daten: Die ebenfalls eingeblendeten Röntgenbilder können qualitativ auf ein 3D-Modell des Körperteils übertragen werden. So lassen sich etwa Adern oder spezielle Eigenheiten des Herzen des Patienten einzeichnen, in ihrer Funktion bearbeiten und so präsentieren, dass auch ein Laie ihre Funktion und beispielsweise Konsequenzen von Einschränkungen versteht.

Erster Kontakt mir Microsofts Surface

Ebenfalls durchaus überzeugen konnten diverse Programme von Telekommunikationsanbietern oder Krankenhäusern. So wurde etwa eine Shop-Software gezeigt, die ein auf Microsofts Surface aufgelegtes Mobiltelefon erkannte und dessen Eigenschaften anzeigte. Das Ganze ist mit mehreren Geräten möglich, die sich auch direkt vergleichen lassen, wenn sie etwa direkt nebeneinander gelegt werden.

Vordergründig auf den Wissensaustausch ist eine Software ausgelegt, mit der sich etwa Suchen in verschiedenen Benutzerprofilen verwalten lassen. Die Nutzer, die sich in diesem Fall etwa über Chipkarten (in der heutigen Präsentation noch über eine Schablone auf der Unterseite, später auch über RFID oder Bluetooth) identifizieren, können ihre Dokumente in einer grafischen Suchwolke nach Überschneidungen hin durchsuchen. Dass auch Copy/Paste-Anwendungen oder die Betrachtung mehrere Dokumente auf diese Weise leicht möglich sind, versteht sich fast von selbst.

In allen Fällen gestaltete sich die Steuerung relativ intuitiv. Da sich jede Software anders präsentiert, kann sich etwa das Drehen, Verschieben oder Kopieren von Objekten softwareübergreifend unterscheiden, prinzipiell führt eine Drehung der Hand oder das Spreizen der Finger aber zum Ziel. Wo man dabei steht, ist beim Microsoft Surface tatsächlich egal. Textinhalte lassen sich der jeweiligen Position anpassen, Grafiken ohnehin leicht verschieben. Je nach Software ist der grafische Aufbau auch an einen Präsentator und einen Betrachter orientiert – etwa beim Gespräch zwischen Arzt und Kunden oder Bankangestellten und Geldnehmer.

Insgesamt ist der Eindruck von Microsofts Surface überraschend positiv. Mehrere Einsatzgebiete können so mit dem Multitouch-Gerät abgedeckt werden, dass sich tatsächlich eine Verbesserung vor allem hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit ergibt. Die Nutzbarkeit des Surface-Systems hängt aber sehr stark von der Software ab. Das Spielen und die Fotobetrachtung sind ein nettes Gimmick, wirklich interessant wird das Komplettsystem dann, wenn mehrere Ansprüche zusammengeführt werden – etwa die Planung des Abends, die die Restaurant-, Theater- oder Kinosuche nebst Entfernung zum aktuellen Standort und inklusive der verschiedenen Preis- und Angebotslisten mit der Fähigkeit vereint, alle gefundenen Daten und Routen schnell auf das eigene Mobiltelefon übertragen zu können.