O2-Mutter will Bewegungsdaten der Kunden verkaufen

Patrick Bellmer
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Nicht nur durch den heutigen Börsengang der deutschen Tochter O2 will der spanische Telekommunikationskonzern Geld verdienen, auch auf anderem Wege sollen die Einnahmen verbessert werden – allerdings mit zumindest moralisch eher fragwürdigen Mitteln.

Denn wie das Unternehmen mitteilt, sollen zunächst in Großbritannien, später aber auch in Deutschland, Bewegungsdaten der eigenen Kunden verkauft werden. Das Smart Steps genannte Produkt soll in erster Linie der Werbeindustrie, aber auch Händlern direkt angeboten werden. Grundlage dafür sind die Orts- und Zeitangaben, die jeder Mobilfunkanbieter über seine Kunden sammelt. Diese sollen zum Beispiel zeigen, wie lange man vor einem bestimmten Geschäft gestanden hat – für den Inhaber ein möglicher Indikator für ein grundsätzliches Interesse am eigenen Angebot. Zusammen mit den ohnehin beim Provider vorliegenden Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort ist so die Erstellung stark personalisierter Werbung denkbar.

Unterstützung erhält Telefonica bei diesem Vorhaben von der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung), gegenüber Tagesschau.de wollten sich die Marktforscher jedoch nicht näher äußern. Gegenwind erhalten die Spanier allerdings erwartungsgemäß von Seiten der Datenschützer. Der Handel mit derart sensiblen Daten sei äußerst bedenklich, zudem sei es sehr umständlich, eine derartige Nutzung der Standortdaten zu verbieten. Sichergestellt werden muss auf jeden Fall, dass die Informationen vollständig anonymisiert werden, angesichts des Umfangs der Daten ist dies nur schwer vorstellbar.

Dass O2 mit den Kundendaten Handel treiben will, ist zudem im Kleingedruckten versteckt. Beim Abschluss eines Vertrags via Internet wird dort darauf hingewiesen, dass dem Sammeln und Weitergeben zugestimmt wird. Ein Widerspruch muss nach Vertragsabschluss schriftlich eingelegt werden.