Canonical mahnt Ubuntu-kritische Webseite ab

Ferdinand Thommes
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Die Rechtsabteilung von Canonical, Mutterfirma der Linux-Distribution Ubuntu, hatte kürzlich den Betreiber einer Webseite, die sich dem Datenschutz bei Ubuntu verschrieben hat, eine Aufforderung geschickt, das Logo und den Namen von Ubuntu aus der Webseite und der URL zu entfernen. Jetzt entschuldigt sich Mark Shuttleworth.

Micah Lee, ein Mitarbeiter der Electronic Frontier Foundation (EFF) betreibt die Webseite Fix Ubuntu. Bis letzte Woche trug die Seite das Ubuntu-Logo. Nach der im Sinne der Durchsetzung des Markenschutzes verfassten Aufforderung durch Canonical entfernte Lee das Logo und fügte eine Erklärung ein, welche besagt, dass die Seite nicht mit dem Ubuntu-Projekt verbunden sei.

Ein Anwalt der EFF ließ Canonical zwischenzeitlich wissen (JPG), Lee habe zwar das Logo entfernt, dies sei aber nur aus Kulanz geschehen, denn die Seite sei im ursprünglichen Zustand völlig Markenrecht-konform gewesen. Er beruft sich damit auf den sogenannten „Nominative Fair Use“ im amerikanischen Markenrecht, der es durchaus erlaubt, geschützte Marken zu verwenden, wenn man sie mit eigenen Produkten vergleicht und die des Markeninhabers kritisiert oder anderweitig beschreibt. Es muss nur klar sein, dass derjenige Nutzer nicht der Markeninhaber ist.

Jetzt hat sich Mark Shuttleworth öffentlich entschuldigt und gesagt, Canonical sei hier zu weit gegangen. Sein Unternehmen müsse zwar, wie jeder andere Markeninhaber, sein Markenrecht durchsetzen, um die eigene Marke nicht zu schwächen. Dies sei ein notwendiges Übel des Markenrechts. In diesem Fall hätte es aber ausgereicht, anstatt die Rechtsabteilung zu bemühen, den Betreiber der Seite anzuschreiben und ihn um eine Stellungnahme zu bitten, die besagt, seine Seite sei unter Kritik und Satire einzuordnen. Genau in solchen Fällen erlauben Canonicals Richtlinien zum Markenrecht die Verwendung des Namens und des Logos. Shuttleworth zeigte sich abschließend irritiert, dass der „unbeabsichtigte Ausrutscher eines neuen Mitarbeiters“ einen solchen Sturm an Kritik heraufbeschwört.

Die Reaktionen der letzten Tage gingen schwerpunktmäßig dahin, Canonical missbrauche hier sein Markenrecht, um einen Kritiker mundtot zu machen. Die Webseite von Lee klärt Besucher über den nach Lees Ansicht mangelhaften Schutz der Privatsphäre der Ubuntu-Nutzer auf und beschreibt, wie dem abzuhelfen ist. Es geht dabei um die Suchfunktion von Ubuntu, die viel Kritik wegen Verstößen gegen den Datenschutz einstecken musste, da Suchbegriffe in der Standardeinstellung an verschiedene Dritte gesandt und teilweise auch gespeichert werden.