Red Hat Enterprise Linux 7 Beta tauscht MySQL gegen MariaDB

Ferdinand Thommes
8 Kommentare

Red Hat will im Frühjahr 2014 die nächste Version von Red Hat Enterprise (RHEL7) für seine Kunden bereitstellen. Eine Beta-Version der Unternehmensdistribution RHEL7 steht nun zum Test bereit und enthält für eine ansonsten eher konservativ gepflegte Distribution einige tiefgreifende Neuerungen.

Die wichtigste Neuerung ist der Wechsel von MySQL zu MariaDB als DBMS, womit Red Hat auf die Datenbank mit der schneller fortschreitenden Entwicklung setzt und sich gleichzeitig aus der Abhängigkeit vom Konkurrenten Oracle befreit. Den Schritt hin zu der Abspaltung von MySQL hatten in letzter Zeit bereits Fedora, openSUSE, Slackware und Arch Linux sowie als eine der weltweit größten Web-Plattformen auch Wikipedia vollzogen. Die Umstellung ist für die Kunden von Red Hat keine große Hürde, da MariaDB als Drop-in-Replacement für MySQL arbeitet.

Als Basis setzt RHEL7 auf der hauseigenen Community-Distribution Fedora 19 und dem Langzeitsupport bietenden Kernel 3.10 auf. Als Desktop-Umgebungen sind Gnome 3 im „Classic-Modus“ sowie KDE 4.10 mit von der Partie. Darüber hinaus hat RHEL7 Neuerungen in den Bereichen Virtualisierung, Storage und Hybrid-Clouds zu bieten.

Bei der Virtualisierung wendet sich Red Hat Docker zu. Fedora hatte im November eine Zusammenarbeit mit dem schnell wachsenden Container-System beschlossen und hat in der Zwischenzeit bereits die größte Hürde beseitigt, die eine Integration in Linux-Distributionen erschwerte, indem die Entwickler das nicht im Kernel verankerte Overlay-Dateisystem AUFS durch Device-Mapper ersetzten. Docker erweitert das unter Linux bekannte Container-Format LXC und stellt eine leichtgewichtige Alternative zu herkömmlichen Hypervisoren wie KVM dar. Bei Docker werden Applikationen und ihre Abhängigkeiten in Container gesperrt, wo sie nur die benötigten Systemressourcen bekommen und zudem sicherheitstechnisch isoliert und flexibel einsetzbar sind.

Red Hat hat für RHEL7 sowohl das Standard-Dateisystem XFS als auch das weiter verbreitete Ext4 überarbeitet und bringt als technische Vorausschau das noch junge Dateisystem Btrfs zum Testen mit. Btrfs bietet im Gegensatz zu anderen Dateisystemen Volume Management, Unterstützung für Snapshots und kann mittels Prüfsummen die Integrität der Daten als auch der Metadaten verifizieren. Im Zusammenhang mit der Möglichkeit, per XFS Dateisysteme mit einer Größe von 500 Terabyte aufzusetzen, bringt Red Hat auch seine Speicherlösung Red Hat Storage Server mit ein, die jetzt volle Unterstützung für OpenStack bietet.

RHEL7 bringt für die Interoperabilität in Rechenzentren, die Linux und Windows einsetzen, Samba 4.1 mit, sodass Benutzer und Ressourcen entweder per Active-Directory-Domains oder zusätzlich mit RHEL Identity Management eingebunden werden.

Vereinheitlichte Management-Werkzeuge für Netzwerk, Storage, Dateisystem, Performance und Sicherheit stellt Red Hat über die Systemverwaltungslösung OpenLMI zur Verfügung, die, anders als Programme wie Chef und Puppet, die eher auf Cloud-Deployment ausgerichtet sind, dient OpenLMI dem Einrichten und Verwalten von Bare-Metal- sowie Virtual-Production-Server.

Weitere Einzelheiten zur Beta-Version von RHEL7 finden sich in Red Hats Ankündigung der Verfügbarkeit. Wer die Vorabversion testen möchte, muss sich dazu bei Red Hat registrieren.