LiMux: Münchens Bürgermeister überprüft das Stadt-Linux

Ferdinand Thommes
167 Kommentare
LiMux: Münchens Bürgermeister überprüft das Stadt-Linux

Aufgrund von anhaltenden Beschwerden aus allen Referaten will Münchens Zweiter Oberbürgermeister Schmid (CSU) jetzt eine Expertenkommission einsetzen, die die Alltagstauglichkeit von LiMux überprüft. LiMux ist die Linux-Implementation der Münchner Verwaltung, die 2003 vom damaligen OB Christian Ude (SPD) beschlossen wurde.

Der neue OB Dieter Reiter (SPD) hatte sich bereits vor einem Monat in einem Interview mit dem Münchner Behördenmagazin Stadtbild unwidersprochen als Microsoft-Fan darstellen lassen. Sein Vize Schmid hatte in einem Interview mit der Münchner Abendzeitung Kritik an LiMux geübt. Sein Koalitions-Kollege Otto Seidl, IT-Experte der CSU-Fraktion, tat die Kritik damals als „sachfremde Einzelmeinung eines Juristen“ ab. Der langjährige Unix-Programmierer Seidl führt derzeit eine Bestandsaufnahme zu LiMux durch. Die Dritte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) ist in dieser Sache anderer Ansicht, sie sagte zu Jahresbeginn bei der Abnahme des Projekts, die Umstellung auf Linux sei „erfolgreich abgeschlossen“ und das System längst „zur täglichen Routine geworden“.

Im Stadtrat wurde das Thema über alle Fraktionen hinweg als „derzeit nicht auf der Agenda“ deklariert. Florian Roth als Fraktionsvorsitzender der Grünen sagte, es sei leider Mode geworden, alles, was in der städtischen Verwaltung hakt, auf LiMux zu schieben. Es müsse eine Klärung über den wahren Sachverhalt und die Beschwerden herbeigeführt werden. Der Verantwortliche für die Münchner IT, Karl-Heinz Schneider, sagte vor einem Monat, ihm seien keine Beschwerden oder Störungen bekannt, die über das normal zu erwartende Maß in einer Verwaltung dieser Größenordnung hinausgingen.

Vize-OB Schmid will nun von einer zunächst in ihrer Besetzung nicht bekannten Expertenkommission überprüfen lassen, ob es besser sei, bei LiMux zu bleiben oder wieder zu Microsoft Windows zurück zu migrieren. Die Idee der Rückmigration bezeichnete Roth als „einen teuren Schildbürgerstreich.“ Schmid will nicht ausschließen, dass München sich für eine Rückmigration entscheidet, wenn die Expertenrunde das als sinnvoll erachtet.