E-Book-Markt: Deutschland mit leichtem Plus, USA und UK schwächeln

Michael Schäfer
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E-Book-Markt: Deutschland mit leichtem Plus, USA und UK schwächeln

Lange Zeit sah es so aus, als setze sich der Siegeszug von E-Books ungehindert fort. Aktuellen Zahlen des Anbieters für Analyselösungen Nielsen zufolge scheint zumindest in den USA und Großbritannien der Zenit erreicht worden zu sein. Deutschland kann zumindest mit einem Plus aufwarten – wenn auch geringer als in den Vorjahren.

So verzeichnete der Markt für digitale Bücher bei den britischen Nachbarn nach zweistelligen Zuwachsraten in den letzten Jahren 2014 für den E-Book-Verkauf nur noch ein kleines Plus von 5,3 Prozent. Zudem macht der um einen Prozentpunkt rückläufige Marktanteil von nunmehr 29 Prozent deutlich, dass Leser in Großbritannien wieder vermehrt zu klassischen Bücher greifen.

Erheblich ausgeprägter sind die Rückläufe in den USA: War die Association of American Publishers (AAP) anfänglich noch von einem Wachstum des E-Book-Marktes in den USA ausgegangen, erhielt diese Aussage mit den neuesten Zahlen von Nielsen einen herben Dämpfer: So sollen mit 223 Millionen Büchern rund sechs Prozent weniger digitale Exemplare den Weg zu den Kunden gefunden haben als es noch 2013 der Fall war. Gleichzeitig fiel der Marktanteil von E-Books in den USA um zwei Prozentpunkte auf 26 Prozent. Auch für das Jahr 2015 fallen die Prognosen düster aus: Laut AAP ging der Umsatz mit digitalen Büchern im Januar um 5,5 Prozent und im Februar um 15,8 Prozent zurück.

Bereits im letzten Jahr nannte Mark Coker, Inhaber des Selfpublishing-Verlages „Smashwords“ die Stagnation der Digitalisierung in den Vereinigten Staaten einen der Gründe für das ausbleibende Wachstum. Für ihn war schon zu diesem Zeitpunkt absehbar, dass der US-Markt auf eine Übersättigung an qualitativ hochwertigen E-Book-Veröffentlichungen zusteuert. Der Selfpublisher-Bereich mit guten Büchern zu niedrigen Preisen sowie Amazons Einführung der E-Book-Flatrate „Kindle Unlimited“ tragen einen großen Anteil an dieser Entwicklung. Erste Auswirkungen waren vor allem bei den unabhängigen Autoren zu erkennen, welche ihre Titel bei Amazons Verleihdienst einstellten: Diese mussten aufgrund von schwindenden Verkäufen einen Rückgang der Einnahmen von teilweise bis zu 75 Prozent hinnehmen. Viele dieser Autoren zogen sich daraufhin wieder von Amazons Verleih-Plattform zurück.

Eine Kehrtwende ist ebenso in Deutschland zu beobachten – wenn auch weniger dramatisch: Konnte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch einen Zuwachs von 62,6 Prozent vorweisen, betrug dieser im gleichen Zeitraum 2014 gerade noch 8,7 Prozent. Auch das letztjährige Weihnachtsgeschäft konnte nicht die Ergebnisse des Vorjahres wiederholen, am Ende betrug die Zuwachsrate für das gesamte Jahr 2014 lediglich 7,6 Prozent. Demnach stieg die Anzahl von verkauften E-Books mit 24,8 Millionen gegenüber 21,5 Millionen im Jahr 2013 nur leicht an, auch wenn der Umsatz im Verhältnis geringer ausfiel. Dies dürfte nicht zuletzt an dem stetig wachsenden Trend hin zu Selfpublisher-Titeln liegen, welche im Gegensatz zu Verlagstiteln deutlich günstiger zu erstehen sind. Dieser Umstand könnte auch für einen Zuwachs der Akzeptanz gegenüber E-Books gesorgt haben: Entschieden sich 2013 noch rund 3,5 Millionen Käufer für die digitale Form des Lesens, erhöhte sich die Anzahl im letzten Jahr noch einmal auf rund 3,8 Millionen.