Linux: 25 Jahre und kein Ende

Ferdinand Thommes
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Linux: 25 Jahre und kein Ende
Bild: Kimberly Vardeman | CC BY 2.0

Am 25. August vor 25 Jahren schrieb Linus Torvalds, er arbeite an einem kleinen freien Betriebssystem. Heute beherrscht Linux den Markt der Betriebssysteme. Gerade in den letzten Jahren nahm die Verbreitung rasant zu und Softwareentwicklung findet zunehmend unter Linux statt.

Torvalds blickt zurück

Der 25. Geburtstag von Linux wird von den Beteiligten in Toronto bei der LinuxCon begangen. Dort fand gestern auch eines der bereits traditionellen Sofagespräche zwischen Linus Torvalds und Dirk Hohndel statt. Torvalds erzählte im Verlauf einiges über 25 Jahre Linux.

Am Anfang stand in der Usenet-Newsgruppe comp.os.minix die Bitte von Torvalds um Rückmeldungen zu „einem kleinen freien Betriebssystem (nur Hobby, wird nichts Großes)“. Heute dominiert Linux die Softwareentwicklung und läuft auf 80 verschiedenen Architekturen. Aus den ursprünglich 10.000 Zeilen Code sind heute 22 Millionen Zeilen geworden, die größtenteils von über 5.000 Entwicklern aus rund 500 Unternehmen gepflegt werden.

Schon früh gefürchtet

Die erste Kernelversion 0.01 folgte am 17. September. Bereits 1992 stellte Torvalds den Kernel unter die GPL, was er heute als die beste Tat seines Lebens bezeichnet. Dann nahm die Entwicklung so viel Fahrt auf, dass bereits wenig mehr als ein Jahr später Slackware und Debian neben den GNU-Werkzeugen den Kernel von Torvalds als Grundlage nahmen. Die Szene um Linux, dessen Namen sich Torvalds 1994 vor Gericht erstreiten musste, wuchs rapide und immer mehr Distributionen und Desktop-Umgebungen schossen aus dem Boden. So nahmen 1997 GNOME und 1998 KDE ihren Anfang.

Im Jahr 2000 war Steve Jobs so begeistert von Torvalds Arbeit, dass er ihm zuerst einen Job anbot, um Unix die größte Anwenderbasis zu verschaffen. Als das nicht fruchtete, versuchte Jobs Torvalds zu überzeugen, die Arbeit an Linux aufzugeben. Auch Microsoft war über das alternative System nicht erfreut. Steve Ballmer erklärte Linux 2001 zum Krebsgeschwür.

Nvidia, fuck you!
Nvidia, fuck you! (Bild: Torvalds)

Auch die NSA wollte rein

Auch vor Angriffen war Linux nicht verschont. Bereits 2003 wurde versucht, eine Hintertür in den Kernelcode zu schmuggeln. Dies misslang aber aufgrund der paranoiden Einstellungen des damals benutzen VCS BitKeeper. Auch später gab es immer wieder Befürchtungen, Geheimdienste könnten eine Hintertür im Kernel haben. So auch bei der Diskussion um den Random Number Generator Rdrand im Jahr 2013. In Erinnerung bleibt auch Torvalds Antwort auf die Frage, ob er von der NSA oder dem FBI kontaktiert worden sei. Er sagte zwar Nein, die Kopfbewegung dazu war aber ein klares Ja.

Im Jahr 2005 schrieb Torvalds dem Kernel ein Versionskontrollsystem auf den Leib, Git war geboren. Dies war nötig geworden, da das bisher genutzte VCS BitKeeper keine freie Version mehr zur Verfügung stellte. Der Besitzer von BitKeeper wollte von der Situation profitieren, verlor jedoch in der Folge im Vergleich zu Git, SVN und anderen VCS ziemlich schnell an Bedeutung. Im Mai 2016 wurde BitKeeper Open Source.

Big Business

Eine erste Partnerschaft zwischen Microsoft und einem Linux-Unternehmen wurde im Jahr 2006 geschlossen. Der Partner hieß Novell, damals Besitzer von SUSE. Die Partnerschaft sorgte für hohe Wellen in der Linux-Gemeinschaft. Im Jahr 2008 wurde Android 1.0 veröffentlicht, dessen Kernel auf Linux basiert. Heute dominiert Linux durch Android den Markt für mobile Betriebssysteme mit einem komfortablen Vorsprung vor der Konkurrenz.

Red Hat erwirtschaftete als erstes Linux-Unternehmen im Jahr 2011 einen Milliarden-Jahresumsatz. Mittlerweile sind es bereits zwei Milliarden. Seiner Marktmacht bewusst zeigte sich Torvalds 2012 anlässlich einer Fragestunde an seiner Alma Mater in Finnland, als er Nvidia für seine schlechte Treiberunterstützung öffentlich den Finger zeigte. Seither hat sich Nvidias Unterstützung der Entwickler des freien Nouveau-Treibers merklich gebessert.

Nicht auf den ersten Blick
Nicht auf den ersten Blick (Bild: Microsoft)

Die Zeit wird es zeigen

Das letzte bemerkenswerte Kapitel des Linux-Kernel knüpft direkt an die Gegenwart an. 2014 begann Microsoft zu versichern, es liebe Linux und stellte zum Beweis in der Folge einige Anwendungen als Open Source bereit. Zusammen mit Canonical kann seit einiger Zeit ein Linux-Subsystem in Windows 10 laufen. Zuletzt wurde die PowerShell zu Open Source erklärt.

Auf der LinuxCon in Toronto versicherte dieser Tage in einer Keynote der renommierte Linux-Entwickler Wim Coekaerts, Vize-Präsident der Microsoft Enterprise Open Source Group, Microsoft meine es Ernst mit dem Angebot, freie Software und Open Source künftig noch mehr zu unterstützen und in den Communities mitzuarbeiten. Im Hause Microsoft entwickelte Software müsse nicht mehr zwingend für die Windows-Plattform entwickelt werden, sondern für die Plattform, die sich am besten eignet. Ob Microsoft es ernst meint, werden die nächsten 25 Jahre zeigen.

Linux ist in allen Bereichen der IT längst angekommen und dominiert viele davon. Doch wie bei Asterix gibt es eine kleine Enklave, die sich dem Trend beharrlich widersetzt. Am Desktop ist Linux noch nicht dominant, vielmehr weit davon entfernt. Doch auch hier gibt es in letzter Zeit Bewegung nach oben auf zuletzt fast 2,5 Prozent Marktanteil.

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