Bundestagswahl 2017: Social Bots als Gefahr für Meinungsbildung

Andreas Frischholz
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Bundestagswahl 2017: Social Bots als Gefahr für Meinungsbildung
Bild: Norbert Blech | CC BY 2.0

Was vom amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf bleibt, sind die Vorzeichen für die Bundestagswahl, die im kommenden Jahr stattfindet. So warnt nun etwa der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann, dass Social Bots die Meinungsbildung beeinflussen könnten.

Grundsätzlich erklärt Oppermann im Interview mit der Rheinischen Post, die Cyber-Abwehr müsse man so ausrichten, dass die „Bundestagswahl als freie Wahl“ geschützt werde. Als Vorteil bewertet er dabei, dass in Deutschland keine Wahlcomputer zum Einsatz kommen, die angreifbar sind. Eines der Probleme wäre allerdings, dass „die Meinungsbildung im Netz durch sogenannte Bots, also automatisch generierte Beiträge, manipuliert werden könnte“.

Wie genau die Behörden gegen Social Bots vorgehen sollen, erklärte Oppermann allerdings nicht. Dennoch steht das Thema mittlerweile auf der politischen Agenda. Angesichts der Fake-News-Debatte warnte Kanzlerin Angela Merkel bei einer Bundestagsrede, dass Bots in den sozialen Medien die Meinungsbildung beeinflussen könnten. Und Innenminister Thomas de Maizière forderte unlängst, sämtliche Parteien sollten im Wahlkampf auf den Einsatz solcher Programme verzichten.

Bot-Armada im amerikanischen Wahlkampf

Welches Ausmaß die Bots mittlerweile erreichen, verdeutlichte die amerikanische Präsidentschaftswahl. Während den TV-Debatten analysierten Forscher von der Oxford University, der Corvinus University und der University of Washington die Bot-Aktivitäten auf Twitter (PDF). Zu den Bots zählten Twitter-Accounts, die während den Untersuchungszeiträumen mehr als 200 Tweets mit einem zur Wahl passenden Hashtag absetzten. Das Resultat: Bei der ersten Debatte stammten 23 Prozent der Beiträge von Bots, bei der dritten waren es schon 27 Prozent. Zeitweise war das Aufkommen allerdings so hoch, dass die Bots annähernd 25 Prozent des kompletten Twitter-Traffics verursachten.

Die Masse der automatisiert erstellten Tweets fiel dabei zu Gunsten von Trump aus. Im Vergleich zu den Clinton-Bots lag das Verhältnis bei 7 zu 1. Nicht sagen lässt sich allerdings, ob das Wahlkampfteam von Trump selbst für die Bots bezahlt hat.

Bots können Meinungsbild beeinflussen

Die Kernfrage ist nur: Welche Folgen hat es, wenn Social Bots als Meinungs- und Propaganda-Armada die sozialen Netzwerke fluten. Befürchtet wird insbesondere, dass automatisch generierte Inhalte das Meinungsbild verändern. Wie das in der Praxis aussieht, verdeutlichte wiederum die erste TV-Debatte zur amerikanischen Präsidentschaftswahl. Wie etwa Motherboard berichtete, wurde Clinton in den nicht-öffentlichen Umfragen mit zum Teil deutlicher Mehrheit als Sieger ausgewiesen. Bei zahlreichen Online-Umfragen viel das Votum hingegen pro Trump aus. Es waren Umfragen, auf die er dann selbst in seinem Twitter-Account verwiesen hat.

Generell gilt also: Bots können bestimmte Trends manipulieren oder vorgaukeln, dass ein Thema vielmehr Aufmerksamkeit in den sozialen Medien erhält, als es eigentlich der Fall ist. Ob die Bots nun aber tatsächlich für den Wahlausgang entscheidend waren oder überhaupt beeinflusst haben, lässt sich allerdings nicht beziffern.