JEDI: Pentagon kündigt Cloud-Abkommen mit Microsoft auf

Sven Bauduin
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JEDI: Pentagon kündigt Cloud-Abkommen mit Microsoft auf
Bild: Microsoft

Das Department of Defense (DoD) der USA hat den im Oktober 2019 mit Microsoft geschlossenen Vertrag über die Realisierung einer neuen Enterprise-Cloud, der sogenannten Joint Enterprise Defense Infrastructure („JEDI“), doch noch aufgekündigt und sucht jetzt nach einer alternativen Cloud-Lösung.

Wie das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten im Pentagon in einer Pressemitteilung erklärt, storniert die Behörde den erst im Oktober 2019 an Microsoft vergebenen Auftrag für das Prestige-Projekt „JEDI“ und hat außerdem bereits das Verfahren zur Vertragskündigung erfolgreich eingeleitet.

Das aktuelle Angebot soll laut dem Department of Defense der USA „nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen“, die das Bundesministerium mittlerweile an eine entsprechende Cloud hat. Als Alternative sollen Angebote von Amazon (AWS) aber auch erneut von Microsoft eingeholt werden.

Joint Enterprise Defense Infrastructure (JEDI)
Joint Enterprise Defense Infrastructure (JEDI) (Bild: U.S. Department of Defense (DoD))

John Sherman, Chief Information Officer (CIO) des U.S. Departments of Defense, begründete das jetzige Aus für das Projekt „JEDI“ in der offiziellen Stellungnahme des Verteidigungsministeriums wie folgt:

JEDI was developed at a time when the Department’s needs were different and both the CSPs technology and our cloud conversancy was less mature.

John Sherman, Chief Information Officer (CIO) des Departments of Defense (DoD)

Mit Joint All Domain Command and Control (PDF) und AI and Data Acceleration (ADA) habe sich zudem die IT-Landschaft des Ministeriums und dessen Streitkräfte geändert, wie Sherman weiter ausführt.

In light of new initiatives like JADC2 and AI and Data Acceleration (ADA), the evolution of the cloud ecosystem within DoD, and changes in user requirements to leverage multiple cloud environments to execute mission, our landscape has advanced and a new way-ahead is warranted to achieve dominance in both traditional and non-traditional warfighting domains.

John Sherman, Chief Information Officer (CIO) des Departments of Defense (DoD)

Der vormals geschlossene Vertrag über das äußerst prestigeträchtige Cloud-Projekt war mit insgesamt 10 Milliarden US-Dollar dotiert und soll nach der Beendigung des Verfahrens zur Vertragskündigung mit Microsoft zurück abgewickelt werden.

Auch Amazon und Donald Trump mischen mit

Bereits unmittelbar nach der Vergabe des Projektes durch das Pentagon an Microsoft im Oktober 2019 hatte Amazon, das durchaus auch Aussichten auf den Zuschlag hatte, den Fortschritt von „JEDI“ mit einer Klage gestoppt. Amazon ging laut der Klageschrift davon aus, dass die Unstimmigkeiten zwischen dem damaligen Präsidenten Donald Trump und Amazon-Gründer Jeff Bezos ein Schlüsselfaktor für die Vergabe des Auftrages an Microsoft gewesen ist.

Joint Enterprise Defense Infrastructure („JEDI“) war darauf ausgelegt, veraltete Systeme des Departments of Defense mit neueren Cloud-Diensten aufzurüsten oder auszutauschen. Als die Ausschreibung für den Vertrag begann, sagte das DoD, dass die JEDI-Cloud „kommerzielle IaaS (Infrastructure as a Service) und PaaS (Platform as a Service) auf Unternehmensebene für das Ministerium und alle Missionspartner, Geschäfts- und Missionsoperationen des Ministeriums bereitstellen würde.

Während des gesamten Ausschreibungsverfahrens wurde allgemein angenommen, dass Amazon mit AWS den Zuschlag erhalten würde. Letztendlich gingen Amazon und Microsoft als die beiden letzten Bieter aus dem "Winner-take-all"-Deal hervor. Google stieg Ende 2019 aus dem JEDI-Bieterverfahren aus, während Oracle und IBM Anfang 2020 ausschieden, wobei Oracle vor Gericht scheiterte, um den Ausschluss des Unternehmens aus dem Bieterverfahren anzufechten.

Nachdem Microsoft schlussendlich den Zuschlag und damit den Vorzug vor AWS erhalten hatte, bezeichnete Amazon AWS die Entscheidung des Department of Defense als durch den US-Präsidenten Donald Trump „politisch korrumpiert“.

Gerichtsverhandlungen stoppen „JEDI“

Aus Sicht des Verteidigungsministeriums war die Beendigung des JEDI-Vertrages auch auf „sich entwickelnde Anforderungen, zunehmende Cloud-Konversität und Fortschritte in der Industrie“ zurückzuführen. Der Entwurf veraltete zusehends immer weiter, während sich das Projekt im Stillstand vor Gericht befand.

Microsoft reagiert mit Verständnis und Kritik

Auch Microsoft hat sich bereits auf seinem offiziellen Blog zur Beendigung des Vertrages geäußert und zeigte einerseits Verständnis für die Entscheidung des Ministeriums, das eine „schwere Entscheidung zu treffen hatte“, so das Unternehmen.

We understand the DoD’s rationale, and we support them and every military member who needs the mission-critical 21st century technology JEDI would have provided. The DoD faced a difficult choice: Continue with what could be a years-long litigation battle or find another path forward.

Microsoft

Auf der anderen Seite kritisierte Microsoft aber die Umstände, die zum Stopp des Projektes geführt haben und verwies noch einmal darauf, dass es zu keiner Zeit Hinweise auf eine Einmischung beim ersten Vergabeprozess gegeben hatte.

The security of the United States is more important than any single contract, and we know that Microsoft will do well when the nation does well. Because the security of the United States through the provision of critical technology upgrades is more important that any single contract, we respect and accept DoD’s decision to move forward on a different path to secure mission-critical technology.

Microsoft

Amazon und Microsoft erneut im Duell

In einem erneuten Bieterduell werden sich Amazon und Microsoft schon bald wiedersehen, denn das DoD beabsichtigt erneut ausschließlich Angebote dieser beiden Unternehmen einzuholen, da alle verfügbaren Marktforschungen ergeben haben, „dass diese beiden Anbieter die einzigen Cloud Service Provider (CSPs) sind, die die Anforderungen des Ministeriums erfüllen können.“ Sollten Marktforschungen weitere CSPs in der Lage dazu sehen, wird das Ministerium auch von diesen Unternehmen Angebote einholen.