Mega-Übernahme geplatzt?: UK verhindert Microsofts Übernahme von Activision Blizzard

Update 2 Volker Rißka
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Mega-Übernahme geplatzt?: UK verhindert Microsofts Übernahme von Activision Blizzard
Bild: Microsoft

Übernahmen hatten einen neuen Meilenstein erreicht: Microsoft wollte Activision Blizzard für 68,7 Milliarden US-Dollar. Dafür wird Microsoft pro Activision-Aktie 95 US-Dollar ausgeben und holt sich damit nicht nur eines der bekanntesten Studios ins Haus, sondern auch rund 10.000 Angestellte. Am Ende entsteht die Nr. 3 weltweit.

400 Millionen aktive Nutzer für Microsoft

Microsoft geht es bei der Übernahme natürlich um Marken wie Warcraft, Diablo, Overwatch, Call of Duty und Candy Crush, aber auch die 400 Millionen aktiven Nutzer der Spiele im Monat sind ein wichtiger Zugewinn für Microsoft. Denn die Monetarisierung über die Plattformen wird in den kommenden Jahren nicht abnehmen, auch das Thema Franchise spricht Microsoft direkt an. Der eigene Xbox Game Pass soll in Zukunft mit Titel von Activision Blizzard aufgewertet werden.

Auch das Thema Inklusion spricht Microsoft an. Hier gab es zuletzt nur schlechte Presse für Activision Blizzard, in denen sich die Belästigungsvorwürfe auch gegen den CEO Bobby Kotick richteten. Microsoft streckt hier nicht nur sprichwörtlich die Hand aus, um die Abteilungen dort auf den Stand des Jahres 2022 zu bringen: Jeder Person solle mit Würde und Respekt entgegengetreten werden, alle Frührungskräfte und Teams haben sich daran zu halten. Kotick ist im zukünftigen Organigramm von Microsoft Gaming, bis dato „Xbox Gaming“, nicht aufgeführt.

As a company, Microsoft is committed to our journey for inclusion in every aspect of gaming, among both employees and players. We deeply value individual studio cultures. We also believe that creative success and autonomy go hand-in-hand with treating every person with dignity and respect. We hold all teams, and all leaders, to this commitment. We’re looking forward to extending our culture of proactive inclusion to the great teams across Activision Blizzard

Aufsichtsräte haben bereits zugestimmt

Nur noch Sony und Tencent werden nach der Übernahme größer sein als Microsofts Game-Studios. 30 Studios vereint Microsoft unter einem Dach, Activision Blizzard wird letztlich darin aufgehen. Zu Activision Blizzard gehören viele kleinere Studios, namentlich führt Microsoft Beenox, Demonware, Digital Legends, High Moon Studios, Infinity Ward, King, Major League Gaming, Radical Entertainment, Raven Software, Sledgehammer Games, Toys for Bob und Treyarch auf, die allesamt mit wechseln werden. Dass Activision Blizzard erst einmal eigenständig weiter agieren wird, ist die übliche Verfahrensweise, die Microsoft auch hier anwenden wird.

Phil Spencer, CEO von Microsoft Gaming, ist und bleibt Chef der gesamten Abteilung. Sollten die Aufsichtsbehörden der Übernahme zustimmen, soll diese im Fiskaljahr 2023 abgeschlossen werden. Die Aufsichtsräte beider Firmen haben dem Deal bereits zugestimmt.

Die neue Führungsebene nach dem Zusammenschluss
Die neue Führungsebene nach dem Zusammenschluss (Bild: Microsoft)

Im Herbst 2020 hatte Microsoft für 7,5 Milliarden US-Dollar ZeniMax Media, zu der unter anderem die Entwicklerstudios Bethesda Softworks (The Elder Scrolls, Fallout) und id Software (Doom, Quake) zählen, übernommen. Seinerzeit galt dieser Preis bereits als rekordverdächtig.

Update

Wie Bloomberg berichtet, wird in den USA die Federal Trade Commission (FTC) und nicht klassisch das Justizministerium die geplante Übernahme prüfen und im Anschluss über die behördliche Genehmigung entscheiden.

Die FTC hatte sich zuletzt zunehmend kritisch gegenüber großen Übernahmen in der IT- und Social-Media-Welt gezeigt. Auf dem Klageweg versucht die FTC derzeit Metas marktbeherrschende Stellung im Social-Media-Sektor, getrieben durch Facebook, Instagram und WhatsApp, in einem Kartellverfahren einzuschränken und hat auch gegen die Übernahme von ARM durch Nvidia geklagt – auch aus diesem Grund dürfte Nvidia inzwischen davon ausgehen, dass die geplante Übernahme nicht mehr zustande kommt.

Die USA sind zunehmend in Sorge, dass die Marktmacht der eigenen Big-Tech-Konzerne nicht mehr per se nur zum Wohle der Bevölkerung, sondern zunehmend zu deren Problem wird, weil der freie Wettbewerb verhindert wird. Die Übernahme von Activision Blizzard ist zwar nicht direkt mit der von ARM durch Nvidia vergleichbar, die FTC dürfte nichtsdestoweniger einen kritischeren Blick darauf werfen, als es in den vergangenen Jahrzehnten der Fall gewesen ist.

Update

Die Competition and Markets Authority (CMA) aus Großbritannien hat die Übernahme blockiert. Microsoft sei bereits jetzt schon zu groß im Markt vertreten, fanden die Untersuchungen heraus. Die Zugeständnisse von Microsoft reichen nicht aus, sie würden eine dauerhafte Überprüfung und Überwachung erforderlich machen. Am Ende wäre die Kundschaft der Verlierer, erklärt die CMA.

Wie Microsoft exakt nun weiter vorgehen will, ist zur Stunde noch unbekannt, erste Anzeichen deuten jedoch auf eine Berufung hin. Via Twitter meldete sich der Konzern zu Wort.

Auch Activision äußerte sich via Twitter bereits ähnlich, auch ein Rundschreiben, das ans Team ging, ist öffentlich.

Die Redaktion dankt den zahlreichen Hinweisen für das Update zur News.

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