CES 2023

Razer Kiyo Pro Ultra: Der größte Sensor in einer Webcam kostet 350 Euro

Fabian Vecellio del Monego
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Razer Kiyo Pro Ultra: Der größte Sensor in einer Webcam kostet 350 Euro
Bild: Razer

Auf Elgatos Facecam Pro lässt zur CES 2023 auch Razer eine Webcam zum Preis von 350 Euro folgen. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings nicht auf einer höheren Bildwiederholrate bei der UHD-Aufnahme, sondern in der Kombination einer in Webcams bislang nicht gebotener Sensorgröße sowie eines lichtstarken Objektivs.

Bereits vor zwei Jahren wollten Elgato und Razer mit Facecam und Kiyo Pro (Test) die Lücke zwischen herkömmlichen Webcams und Systemkameras schließen. Im Vergleich mit einer DSLM gelang das aber nur stark eingeschränkt; selbst eine aktuelle Smartphone-Kamera war meist überlegen. Nebst einiger weiterer Kritikpunkte waren dafür instabile Bildraten und eine schlicht und ergreifend nicht konkurrenzfähige Bildqualität vor allem bei ungünstigen Beleuchtungssituationen verantwortlich. Elgato ging das Problem bereits im November 2022 mit der Facecam Pro an, zwei Monate später lässt nun Razer die gemäß UVP ebenso 350 Euro teure Kiyo Pro Ultra folgen.

Ein größerer Sensor für größere Pixel

Beiden Webcams ist überdies eine Sensorauflösung von 8,3 Megapixeln gemein, was exakt für eine Aufnahme mit 3.840 × 2.160 Pixeln ausreicht, bei einer genaueren Betrachtung offenbaren sich aber zwei unterschiedliche Ansätze, um die hohen Preise zu rechtfertigen. Elgato paart die höhere Auflösung auch mit einer höheren Bildwiederholrate von 60 FPS, wohingegen die Kiyo Pro Ultra in UHD und WQHD auf 30 FPS begrenzt ist; erst beim Wechsel auf Full HD werden 60 FPS möglich. Im Gegenzug bohrt Razer die Bildqualität mächtig auf: Erstmals findet sich in einer Webcam die Sensorgröße von 1/1,2 Zoll, wodurch die Größe der einzelnen Pixel im Vergleich zur Kiyo Pro nicht schrumpft und bei 2,9 μm verbleibt. Die Facecam Pro hingegen muss mit 2 μm großen Pixeln zurechtkommen.

Elgato Facecam Razer Kiyo Pro Elgato Facecam Pro Razer Kiyo Pro Ultra
Sensorgröße 1/2,8 Zoll** 1/2,8 Zoll 1/1,8 Zoll 1/1,2 Zoll
Auflösung 2,1 MP 8,3 MP
Pixelgröße 2,9 μm** 2,9 μm 2 μm** 2,9 μm
Brennweite* ~ 24 mm ~ 18 mm 21 mm
Offenblende f/2.4 f/2.0 f/1.7
Naheinstellgrenze 30 cm 5 cm 10 cm ?
*KB-Äquivalent    **Angaben nicht bestätigt

Auch Razer verbaut für die neue High-End-Webcam wieder einen CMOS-Sensor aus Sonys Starvis-Produktkatalog, der ursprünglich für Überwachungskameras konzipiert wurde. Die für diesen Anwendungsbereich optimierte Abbildungsleistung in dunklen Umgebungen kommt aber auch dem Einsatz in Streaming-Setups zugute. Ein konkretes Modell nennt der Hersteller nicht, der Abgleich der Spezifikationen der Kiyo Pro Ultra mit Sonys Datenbank fördert jedoch per Ausschlussverfahren den IMX585-AAQJ1 (PDF) aus der zweiten Starvis-Generation zu Tage, wohingegen Elgato den kleineren IMX678-AAQR1 (PDF) verbaut. Ersterer bietet eine Diagonale von 12,84 mm, letzterer kommt auf 8,86 mm – die Sensorfläche der Razer-Webcam ist also rund doppelt so groß.

Lichtstarke Festbrennweite mit KI-Autofokus

Umso mehr mag es überraschen, dass Razer bei gleicher Brennweite von rund 21 mm (KB-Äquivalent) – was einem Bildwinkel von rund 82 Grad entspricht – sogar eine in Relation weitere Apertur bietet. Während die Festbrennweite der Facecam Pro über eine Offenblende von f/2.0 verfügt, geht das Objektiv der Kiyo Pro Ultra mit einer größeren f/1.7-Blende einher. Im Zusammenspiel mit dem 1/1,2-Zoll-Sensor verspricht Razer nicht nur ein niedriges Rauschverhalten, sondern hebt auch die geringe Schärfentiefe hervor, die so keine zweite Webcam bieten könne. Ein optisch bedingtes Bokeh sei die Folge, wohingegen Webcams zu diesem Zweck bisher auf eine Software-Nachbearbeitung angewiesen waren.

Was auf dem Titelbild dieser Meldung wiederum auf den ersten Blick nach einer variablen Blende mit sechs Blendenlamellen aussieht, ist tatsächlich lediglich ein ein stilisierter manuell regulierbarer Verschluss, der dem Verdecken des Sensors außerhalb von Aufnahmen dient. Auch die Brennweite des Objektivs ist wie im Segment üblich nicht verstellbar; über einen Autofokus verfügt die Kiyo Pro Ultra aber. Razer spricht von einem KI-Algorithmus, der stets Gesichter im Fokus hält, sofern sie im Bild gefunden werden.

Dafür zuständig ist ein neuer Prozessor, der bei Aufnahmen mit 30 FPS auch HDR ermöglicht und Kontrast sowie Belichtung in Echtzeit korrigieren kann. Per Software können weitere Parameter eingestellt werden, darunter beispielsweise ein Digitalzoom, die ISO-Empfindlichkeit oder die Verschlusszeit. Im Lieferumfang der Kamera befindet sich erneut lediglich eine Halterung für die obere Bildschirmkante, wenngleich ein 1/4-Zoll-Gewinde für Stative vorhanden ist.

Auch beim Preis ein Stück näher an der DSLM

Laut Razer ist die Kiyo Pro Ultra ab sofort zur unverbindlichen Preisempfehlung von rund 350 Euro verfügbar, vorerst allerdings lediglich über die Website des Herstellers. Der Preis ergibt angesichts des Anspruchs, abermals eine Lösung zwischen bis dato bester Webcam und Systemkamera zu bieten und beim Blick auf den großen Sensor durchaus Sinn. Letztlich wird es aber unabhängige Tests benötigen, um die Bildqualität einzuordnen. Eine von Razer kuratierte Auswahl an Beispielaufnahmen liefert die Produktwebsite.

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