CB-Funk-Podcast #10: „Mehr Schein als Sein“ gilt viel zu häufig auch für Hardware

Fabian Vecellio del Monego (+1)
19 Kommentare
CB-Funk-Podcast #10: „Mehr Schein als Sein“ gilt viel zu häufig auch für Hardware

Der Ryzen 9 7900X3D trägt das X3D-Suffix ohne vollen X3D-Leistungssprung und SSDs sind oft viel langsamer als beworben. Bei Technik und PC-Hardware liefert insbesondere das Marketing häufig mehr Schein als Sein, was Jan und Fabian anhand einiger Beispiele diskutieren. Und aus dem Nähkästchen plaudern sie auch wieder.

CB-Funk: Die zehnte Folge

Auf den Test des neuen Gaming-Topmodells Ryzen 9 7950X3D folgte diese Woche der Test des Ryzen 9 7900X3D – AMD hat den kleineren und günstigeren Prozessor nicht bemustert und die CPU ließ ein wenig auf sich warten, bis sie schließlich ihren Weg in die ComputerBase-Redaktion fand. Dass es wiederum kein Testmuster gab, hat seine Gründe: An den X3D-Leistungssprung des Ryzen 7 5800X3D und Ryzen 9 7950X3D kann das Zwölf-Kern-Modell mit nur sechs „Cache-Kernen“ nicht vollends anknüpfen. Damit liegt die CPU auch hinter der Raptor-Lake-Riege der Konkurrenz, die zudem günstiger und auf günstigerer Plattform zu haben ist. Verspricht der Name auf der Verpackung also mehr, als der Ryzen 9 7900X3D halten kann?

„Mehr Schein als Sein" gab es diese Woche auch bei zwei nur vermeintlich sehr schnellen externen SSDs von Corsair und Western Digital. Und Fabian erinnert sich noch (un)gerne an Gaming-Mäuse, die mit Superlativen um sich warfen, aber das in der Praxis nicht halten können. In dieser Folge CB-Funk geht es um den immer wiederkehrenden Widerspruch zwischen "Marketing-Versprechen" und dem, was der Kunde in der Praxis wirklich bekommt.

Von Zuständen und Bits bei SSDs

Ein unterschlagenes Detail gilt es diese Folge noch per Notiz nachzureichen: Selbstverständlich speichern TLC- und QLC-SSDs mehr als nur 3 respektive 4 Zustände im NAND-Flash, sondern derer sogar 8 respektive 16 – und aus diesen Spannungszuständen setzen sich dann 3 beziehungsweise 4 Bit zusammen, die in einer NAND-Zelle abgelegt werden können. Zustände und Bits in diesem Kontext gleichzusetzen, das diente im Podcast der einfacheren Verständlichkeit, ist aber technisch selbstredend nicht korrekt.

SLC, MLC, TLC und QLC: Was sind die Unterschiede?
NAND-Speicherzellen können inzwischen mit 1 (SLC), 2 (MLC), 3 (TLC) oder gar 4 (QLC) Bit beschrieben werden. Das ist möglich, indem verschiedene Spannungszustände für verschiedene gespeicherte (Kombinationen) von Bit stehen. SLC mit nur einem Bit pro Zelle braucht nur zwei Spannungszustände um „1“ und „0“ zu unterscheiden. TLC braucht schon acht, um für drei gespeicherte Bit jeweils den Zustand 0 oder 1 eindeutig ablesen zu können. QLC benötigt sechzehn.

Mehr Bit an Informationen haben den Vorteil, dass weniger Speicherchips für dieselbe Speicherkapazität benötigt werden, oder in der gleichen Menge Chips mehr Informationen abgelegt werden können. Das senkt die Kosten und macht mittlerweile Endkunden-SSDs im Standardformat mit bis zu 8 TB Kapazität möglich. Mehr Bit in eine Zelle zu schreiben, hat aber auch Nachteile: Je mehr Spannungszustände eine Zelle eindeutig und dauerhaft auslesbar abspeichern muss, desto länger dauert die Speicherung – Schreibleistung und Haltbarkeit sinken.
Wie speichert eine NAND-Zelle 1, 2, 3 oder 4 Bit ab?
Zusammenhang zwischen Spannung und Speicher bei NAND-Flash
1 Bit (SLC) 2 Bit (MLC) 3 Bit (TLC) 4 Bit (QLC)
Benötigte Spannungszustände 21 22 23 24
1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
2 1 0 1 0 0 1 0 0 0 1
3 1 0 0 1 1 0 0 1 1
4 1 1 1 1 1 0 1 1 1
5 1 0 0 1 1 1 1
6 1 1 0 1 0 0 0
7 0 1 0 1 1 0 0
8 1 0 1 1 1 1 0
9 1 0 0 1
10 0 1 1 0
11 1 1 0 1
12 1 0 1 1
13 0 1 0 0
14 0 0 1 0
15 0 1 0 1
16 1 0 1 0
SLC-Modus oder SLC-Cache: Was ist das?
TLC- und insbesondere QLC-SSDs verfügen heute in der Regel über einen SLC-Modus oder „SLC-Cache“. Das ist kein separater Speicher auf der SSD, stattdessen können die Controller Zellen sowohl mit 1 Bit als auch 3 Bit (TLC) oder 4 Bit (QLC) beschreiben.

Noch mehr Details und Hintergrundwissen zu SATA- und NVMe-SSDs liefert die regelmäßig aktualisierte SSD-Kaufberatung.

CB-Funk bei Spotify, Apple, Google und Deezer

CB-Funk lässt sich nicht nur über den eingebetteten Podigee-Player abspielen, sondern auch bequem in den Podcast-Apps eurer Wahl hören. Verfügbar ist der ComputerBase-Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Amazon Music & Deezer.

Per RSS-Feed in die meisten Podcast-Player

An dieser Stelle folgt der obligatorische Hinweis: In die meisten Podcast-Player lässt sich CB-Funk außerdem via RSS einbinden. Die entsprechende URL lautet: https://computerbase.podigee.io/feed/mp3.