Unreal Engine 5.2: Prozedurale Landschaften lassen die Muskeln spielen

Michael Günsch
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Epic Games hat eine neue Version der Unreal Engine veröffentlicht. Die umfassende Werkzeugbox für Spieleentwickler nennt sich nun Unreal Engine 5.2 und bringt unter anderem neue Tools zur schnellen Erstellung prozedural generierter Inhalte wie Gebäude und Landschaften. Eine andere Neuerung betrifft die Oberflächen von Objekten.

Eines vorweg: Bis Spiele mit den neuen Features der Unreal Engine 5.2 erscheinen, wird es noch eine ganze Weile dauern. Denn erst vor ein paar Wochen wurde mit Immortals of Aveum der erste Titel nach Fortnite mit der Unreal Engine 5.1 für den 20. Juli 2023 angekündigt. Zudem sind einige Features der Unreal Engine 5.2 zunächst „experimentell“ und noch nicht für die Produktion gedacht.

Framework für prozedurale Inhalte

Die wohl größte Neuerung ist das sogenannte Procedural Content Generation Framework (PCG). Wie der Name schon verrät, sollen damit automatisch respektive prozedural generierte Inhalte in die Spielwelt eingepflegt werden. Das betrifft nicht nur die in Screenshots und Videos äußerst realistisch anmutenden Landschaften, sondern auch Gebäude sollen mit dem Werkzeug schnell, einfach und individuell generiert werden. Das hilft insbesondere bei großen Open-World-Titeln. Da das Framework nicht nur Werkzeuge für den Editor, sondern auch eine Laufzeit-Komponente mitbringt, lassen sich die prozeduralen Inhalte in Echtzeit einbauen.

Das zunächst experimentelle PCG-Framework ist aber nicht nur für Spiele geeignet, sondern kann etwa auch für Filmszenen genutzt werden. In kommenden Updates der Unreal Engine soll das Feature noch weiter entwickelt werden.

Substrate

Mehr Kontrolle über das Erscheinungsbild von virtuellen Objekten soll das neue Feature „Substrate“ ermöglichen. Statt einer festen Suite von Schattierungsmodellen wird ein modulares „Multi-Lobe Framework“ genutzt, das mehr Auswahl für die Darstellung von Oberflächen bietet und sich besonders gut für „Schichteffekte“ wie „Flüssigkeit auf Metall“ oder „Staub auf Klarlack“ eigne. Im Video ist zum Beispiel Schmutz auf dem Lack eines Geländewagens zu sehen.

Muskeln spielen lassen

Mit dem ML Deformer Sample wird die realistische Simulation von Muskeln, Fleisch und Kleidung eines virtuellen Charakters demonstriert. Dabei bedient sich die Unreal Engine einer Machine-Learning-Technik (daher die Abkürzung „ML“). Die interaktive Demo zeigt, wie sich Muskeln unter der Haut oder der Kleidung anspannen und verformen.

Produktionswerkzeuge und Apple-Silicon-Support

Neue Features erhält auch das Virtual Production Toolset für Filmemacher. Dazu wird eine neue iOS-App geboten, mit der sich zum Beispiel Beleuchtung und Farbverläufe während des Filmens über ein Tablet per Touch-Interface ändern lassen.

Außerdem wurde dem Editor native Unterstützung von Apple Silicon, also Apples eigenen Prozessoren der Serien M1 und M2, hinzugefügt.

Mehr Informationen und weitere Änderungen halten die umfangreichen Release Notes zur Unreal Engine 5.2 bereit.

Der YouTube-Kanal Unreal Sensei erklärt die wesentlichen Neuerungen in einem Video (englisch).