KI-Übersetzer statt Redaktion: Gizmodo entlässt Redakteure der spanischen Ausgabe

Andreas Frischholz
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KI-Übersetzer statt Redaktion: Gizmodo entlässt Redakteure der spanischen Ausgabe
Bild: Mohamed Hassan | CC0 1.0

Dass Arbeitsplätze durch KI-Tools ersetzt werden, ist eine der vielfach diskutierten Ängste angesichts des aktuellen Hype. Wie diese Entwicklung aussehen kann, zeigt sich derzeit im Medienbereich. Die Gizmodo-Mutter G/O Media hat laut einem Bericht von The Verge die Mitarbeiter für die spanische Ausgabe entlassen.

Gizmodo ist eine amerikanische Tech-Webseite, deren Fokus auf der englischen Ausgabe liegt, aber Inhalte auch in weiteren Sprachen anbietet. Eine davon ist die spanische Ausgabe, erstellt wurden die Inhalte bislang von einer kleinen Redaktion. Diese übersetzte Inhalte der englischen Ausgabe und erstellten auch selbst Beiträge.

Nur noch maschinelle Übersetzungen

Bereits Ende August hat G/O Media die Redakteure der spanischen Gizmodo-Ausgabe entlassen. Neue Artikel erscheinen noch auf dem entsprechenden Portal, doch diese werden allesamt maschinell übersetzt. „KI hat buchstäblich meinen Job übernommen“, verkündete einer der Redakteure auf Twitter.

Am Ende der Artikel steht nun jeweils der Hinweis, dass diese automatisch übersetzt worden sind und daher leichte Abweichungen vom Original möglich sind. Verlinkt wird zudem der ursprüngliche Artikel in der englischsprachigen Gizmodo-Ausgabe.

Erste KI-Inhalte hat G/O Media bereits im Juli bei Gizmodo veröffentlicht, schreibt The Verge. Diese Artikel enthielten aber sachliche Fehler. Und schon damals kam es zu Unstimmigkeiten. Redakteure erklärten, sie hätten erst kurz vor der Veröffentlichung erfahren, dass die KI-Inhalte tatsächlich erscheinen sollen. Ebenso kritisierten Journalisten aus weiteren G/O-Medien-Webseiten, dass KI-Artikel ohne Kenntnisse der Redaktionen veröffentlicht worden sind.

KI und die Auswirkungen auf Arbeitsplätze

Wie in anderen Branchen experimentieren diverse Medien mit den auf Large Language Models (LLM) basierenden KI-Assistenten. Dass Redakteure direkt durch KI-Tools ersetzt werden, bestätigte etwa der Axel Springer Verlag. Für die Redaktionen von Bild und Welt wurde Anfang des Jahres ein Umbau angekündigt, das digitale Geschäft soll künftig Priorität haben. Das erfolgt auch durch den Einsatz neuer Tools, wie eine interne Mail der Bild-Chefredaktion an die Mitarbeiter zeigte, die im Juni bekannt wurde. In dem Schreiben heißt es, man müsse sich „leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden“.

Auch im Marketing- und PR-Bereich wirken sich die KI-Assistenten bereits auf Arbeitsstellen aus. So wurde schon im Frühjahr gemeldet, dass Texter ihre Aufträge verloren haben, weil etwa Agenturen lieber ChatGPT verwendet haben, um Geld zu sparen.

Laut einer Studie von McKinsey sind es aber vor allem Jobs im niedrigeren Lohnsektor, die durch die KI-Entwicklungen bedroht sind. Die meisten Arbeitsplätze würden demnach bei Bürotätigkeiten und im Kundenservice wegfallen.