Bessere Berufsaussichten durch Noten?

Phear schrieb:
.. Für denjenigen ist es leider nur schwerer, überhaupt erstmal in die Situation zu kommen, sein Wissen zu präsentieren. Und das meine ich mit verkorkste Gesellschaft.

Willst du jedem Interessenten die Möglichkeit geben oder in die Situation versetzen, sein Wissen zu präsentieren? Wie viel Zeit und Kosten sollen für diesen Prozess aufgewendet werden? Das wäre viel zu teuer und aufwendig und lässt sich durch das Vorzeigen eines Abschlusses beschleunigen und abkürzen. Die Leute mit einem Abschluss können dann unter Beweis stellen, dass sie das nötige Wissen haben, die Chance dafür ist höher, weil die Gruppe vorab auf eine gewollte Eigenschaft hin eingeschränkt wurde.

Daran ist nichts verkorkst, sondern eine normale Vorgehensweise die du doch auch wahrnehmen würdest, wenn du nur bestimmte Ressourcen an Zeit und Geld hättest, um gute Kandidaten für einen Job zu finden. Alle Interessenten einladen und ihr Wissen präsentieren lassen oder nur die Bewerber, die vorab über ein Zeugnis und Abschluss eine gewisse Grundlage bescheinigt haben?
 
Wo habe ich gesagt, dass jeder eingeladen werden soll? Ich rede von den Firmen, die nach dem Konzept filtern Titel -> Kommt in Frage, Kein Titel -> Ablage P
Aber ist auch egal und wird hier gerade Off Topic.
 
Phear schrieb:
... die nach dem Konzept filtern Titel -> Kommt in Frage, Kein Titel -> Ablage P
....

Aber genau das ist doch die Frage: soll dieser Filter entfallen und alle Bewerber eingeladen werden, damit sie ihr Wissen präsentieren? Wieviel Zeit soll aufgewandt werden?
 
Wer wirklich der Meinung ist, dass ein Master oder Doktor ein garannt für wissen ist, sollte anfangen sich mit eben diesen zu Unterhalten. Möglicherweise stellt man dann fest, dass dies eine Illusion ist.
Häufig ist das wissen einige Jahre alt, was im IT Bereich eine Ewigkeit darstellt. Ich persönlich gebe niemals eine Titel oder derartiges an.
Wenn mich ein Unternehmen nicht einstellt weil da nicht Master oder Doktor steht ist dies einfach ein ausgezeichneter filter. Allerdings nicht für das Unternehmen sondern für mich. Denn das sind die Unternehmen für die ich nicht arbeiten will.

Bezüglich der initialen Frage im Bezug auf Noten. Mich hat bis dato niemand nach Noten gefragt und ich arbeite für eines der großen bekannten IT Unternehmen. Es wird sich bei mir auch kaum noch jemand für irgend eine Art von Abschluss wirklich interessieren. Nach 3-4 Jahren zählt Berufserfahrung/Wissen (das eine hat mit dem Anderen nichts zu tun)
 
Fu Manchu schrieb:
Bei uns steht der Abschluss/Titel auf der Visitenkarte und in den Email-Signaturen, d.h. diese Info ist permanent präsent und wird jedem Mitarbeiter und Kunden aufs Auge gedrückt.

Mag sein. Aber stell Dir mal die Frage, warum ich als Auftraggeber Interesse an dieser Information haben sollte. Ich zahle für Kompetenz und nicht für Abschlüsse, die vielleicht auch noch zehn Jahre her sind. Erst letzte Woche hatte ich jemand da, der einen Master in Wirtschaftsinformatik hatte, mir aber nicht den Unterschied zwischen ftp und sftp erklären konnte.

Das EINZIGE, was mich auf einer Visitenkarte maximal interessiert, ist der Hinweis Prokura oder Geschäftsführer o.ä. Da geht es nämlich darum, wie verbindlich das Gespräch sein wird. Ob der wirtschaftlich Bevollmächtigte vor x Jahren mal Trommeltanzen studiert hat, bringt mir hingegen gar nichts. Aber das ist eher für den Sales-Pitch und nicht die Bewerbung interessant. Visitenkarten übrigens auch nicht...

Phear schrieb:
Das ist das perfekte Beispiel für die verkorkste Gesellschaft. ... Hauptsache Titel auf der Karte, aber keine Ahnung von seinem Job.

Absolute Zustimmung! Deshalb ist es auch zur Gewohnheit geworden, im ersten Schritt die Teammitglieder des externen Dienstleisters und im zweiten Schritt den Dienstleister auszutauschen. Denn im Sales-Meeting mag der Sales-Verantwortliche noch große Töne gespuckt haben. Wenn die Consultants dann auftauchen, will ich für 800 bis 1500 Euro Tagessatz einfach auch Ergebnisse sehen. Und wenn keine kommen, sitzen die schnell wieder in der Zentrale und produzieren nicht fakturierbare Stunden. Und solche Typen behält auf Dauer kein Consulting-Unternehmen, auch wenn er "König von Saba" auf der Visitenkarte stehen hat.

Fu Manchu schrieb:
Das ist nicht ganz korrekt. Kompetenz muss erst mal erlernt sein und ein guter Weg - und vor allem ein überprüfbarer Weg - ist ein Studienabschluss. Kompetent herüberkommen bei völliger Ahnungslosigkeit ist jeder Person möglich, aber die Chancen stehen gut, das jemand die theoretischen Grundlagen hat, wenn derjenige studiert hat und einen Titel besitzt.

Aus Erfahrung: nein.

Fu Manchu schrieb:
Des weiteren ist dein letzter Satz auch polemisch, so als würde ein Titel darauf hinweisen, dass jemand keine Ahnung hat. Seien wir ehrlich, wer sich mehrere Jahre durch ein Studium bewegt, der hat am Ende mehr Ahnung als derjenige, der das Studium nicht begonnen oder abgebrochen hat.

Das ist genau der Irrtum, auf den ich den TO hinweisen möchte. Gute Consultants können auch einen Titel tragen. Aber nicht jeder mit Titel hat die nötigen Voraussetzungen, ein guter Consultant zu sein. Deshalb ist es wichtig, was der Bewerber sonst noch gemacht hat. Einer mit hervorragenden Noten und einen Master, der aber sonst nichts vorzuweisen hat, gehört zu den idealen Kandidaten für den Stapel "zur Not". Mir ist ein Kandidat viel lieber, der schlüssig argumentieren kann, wieso er das CRM-Projekt in Seattle gemacht hat, statt seinen Master abzuschließen oder gar anzutreten.

Fu Manchu schrieb:
Du würdest im medizinischen Bereich ja auch nicht jemand, der kompetent rüberkommt, aber keinen Titel (im Sinne abgeschlossenes Medizinstudium, geht auch ohne Dr.) an dir rumwerkeln lassen.

Das ist aus gleich mehreren Gründen ein schlechtes Beispiel. Medizin vs. IT, Beratung vs. Development, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Möglichkeiten der Wissensgenerierung.

Fu Manchu schrieb:
So wollen eben auch Firmen und Kunden prüfbare Titel sehen, damit nicht nur Kompetenz ausgestrahlt wird, sondern diese auch in Form eines Abschlusses überprüfbar ist.

Kann man nicht verallgemeinern. Ich kenne nur Firmen, bei denen das nicht so ist.

Funart schrieb:
Wer wirklich der Meinung ist, dass ein Master oder Doktor ein garannt für wissen ist, sollte anfangen sich mit eben diesen zu Unterhalten. Möglicherweise stellt man dann fest, dass dies eine Illusion ist.
Häufig ist das wissen einige Jahre alt, was im IT Bereich eine Ewigkeit darstellt.

Ein guter Punkt!

Dafür gibt es ja auch die Bewerbungsgespräche. Nur muss man halt immer überlegen, wen man überhaupt von den Kandidaten einlädt. Denn nichts ist ärgerlicher, als seine Zeit mit einem absolut unpassenden Kandidaten verschwendet zu haben. Um es bildlich zu machen: wenn ich einen Consultant für agile Methoden suche, dann verziehe ich bei "hat Wirtschaftsinformatik studiert" keine Miene. Wenn irgendwo steht "hat als Scrum Master in Projekt XY gearbeitet", fange ich langsam an, eine Augenbraue hoch zu ziehen und mich damit für den Kandidaten zu interessieren. Was die Inhalte seines Studiums waren, das schlage ich doch in 1000 kalten Wintern nicht nach!

Funart schrieb:
Mich hat bis dato niemand nach Noten gefragt und ich arbeite für eines der großen bekannten IT Unternehmen. Es wird sich bei mir auch kaum noch jemand für irgend eine Art von Abschluss wirklich interessieren. Nach 3-4 Jahren zählt Berufserfahrung/Wissen (das eine hat mit dem Anderen nichts zu tun)

Genau meine Erfahrung!
 
Zuletzt bearbeitet:
Funart schrieb:
Wer wirklich der Meinung ist, dass ein Master oder Doktor ein garannt für wissen ist, sollte anfangen sich mit eben diesen zu Unterhalten. Möglicherweise stellt man dann fest, dass dies eine Illusion ist.
Häufig ist das wissen einige Jahre alt, was im IT Bereich eine Ewigkeit darstellt.

Sobald man weiß was dafür verlangt wird, dann erkennt man auch, dass es ein Garant für Wissen ist. Die Frage ist nur welches Wissen und braucht es das Unternehmen. Die fundamentalen Konzepte haben sich die letzten 30 Jahre nicht geändert, die Grundlegende Mathematik seit über 100 Jahren nicht.
Suche ich nur jemanden der mit Programm X oder Ablauf Y umgehen kann, brauch ich keinen Uni Absolventen, will ich aber jemanden der versteht wie Programm X arbeitet und wie man das verbessern könnte, dann wärs vermutlich von Vorteil.

Eine Universität ist nicht dafür da um ihren Absolventen beizubringen wie man etwas anwendet sondern ihnen beizubringen, wie sie es sich selbst beibringen können...
 
Funart schrieb:
Wer wirklich der Meinung ist, dass ein Master oder Doktor ein garannt für wissen ist, sollte anfangen sich mit eben diesen zu Unterhalten. Möglicherweise stellt man dann fest, dass dies eine Illusion ist.
Häufig ist das wissen einige Jahre alt, was im IT Bereich eine Ewigkeit darstellt. ...

Warum sollte das Wissen mit Master/Doktor einige Jahre alt sein, aber das von jemanden ohne Titel taufrisch? Niemand hindert irgendjemanden daran, sein Wissen ständig zu aktualisieren, dass ist in der IT für jeden Mitarbeiter notwendig.

Und ich klinke mich in die Antwort von hallo7 mit ein, jemand der sich im Studium diese genannten Titel erarbeitet hat, der hat nicht nur Fachwissen angesammelt, sondern auch die Methoden, um sein eigenes Wissen ständig aktuell zu halten. Jemand ohne diesen akademischen Hintergrund wird sich womöglich schwerer tun sein Wissen strukturiert und zielbewusst auf den aktuellen Stand zu halten, weil ihm die Methoden und die Routine darin fehlen.
 
Fu Manchu schrieb:
Warum sollte das Wissen mit Master/Doktor einige Jahre alt sein, aber das von jemanden ohne Titel taufrisch?

Das hat niemand behauptet. Es ging um die Frage, ob man bessere Berufsaussichten hat, je höher die Ausbildung ist. Und meine Erfahrung und Meinung ist: nein. Es kommt vielmehr darauf an, was der Bewerber in seinem Leben bereits relevantes getan hat. Der beste Bewerber KANN dabei AUCH ein hoch ausgebildeter Mensch sein. Wenn dieser aber seit seinem Studium wenig bis gar keine relevante Praxiserfahrung hat, ich aber einen erfahrenen Consultant für Testmanagement benötige und sich einer mit über 10 Jahren Erfahrung in diesem Bereich bewirbt, dann ist es mir egal, ob der erfahrene Kandidat studiert hat oder nicht.

Fu Manchu schrieb:
Niemand hindert irgendjemanden daran, sein Wissen ständig zu aktualisieren, dass ist in der IT für jeden Mitarbeiter notwendig.

Wir reden hier über Bewerbungen, nicht über Mitarbeiter. Aber dennoch ja, das ist für jeden Arbeitskraftunternehmer wichtig, unabhängig davon, ob er Dr., Magister, Master oder Abiturient ist.

Fu Manchu schrieb:
jemand der sich im Studium diese genannten Titel erarbeitet hat, der hat nicht nur Fachwissen angesammelt, sondern auch die Methoden, ...

Ich habe sowohl an der Universität gearbeitet als auch in Bereichen, in denen diese Personen eingestellt werden. Diesen idealisierten Zustand habe ich nie systematisch erleben können. Das wäre genauso wie die Aussage "der Mensch zerstört die Umwelt nicht". Es gibt Menschen, die das nur zum Teil tun und grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn dem so wäre. Aber mit der Realität hat das nichts zu tun. Meine Kollegen haben Studenten z.B. durch Seminare gelassen, die bis zum Studierende nicht einmal einen Vortrag bzw. ein Referat halten konnten. Obwohl das eine der Schlüsselqualifikationen schlechthin ist. Meiner Meinung nach wurde das weder dem Anspruch des Lehrstuhls, noch dem Kandidaten gerecht. Im Endeffekt steht der dann in einem Raum voll Entscheidungsträger und soll spontan Lösungen erarbeiten und verkaufen, wohingegen er das im Kleinen noch nicht einmal vor den eigenen Kommilitonen konnte.

Bei der Gelegenheit: ist der TO eigentlich noch da?
 
Ich finde, ihr solltet dahingehend auch auf die Situation des TE zurückkommen.
Es geht dabei ja zunächst wahrscheinlich eher um die Chancen für Berufsanfänger, erstmal irgendwo reinzukommen.
Und da kann vermutlich weder der Bachelor- noch der Masterabsolvent einiges an Berufserfahrung vorweisen.
 
Eben nicht. Es geht ja bei der Frage, was bessere Berufsaussichten generiert, gerade um die Bewertung von Alternativen. Studiere ich Bachelor und dann gleich Master? Oder ist es besser, zuerst den Bachelor und dann ein Praktikum zu machen? Und wo mache ich meine studienbegleitenden Praktika? Ich weiß, Praktika werden im engeren Sinne nicht als Berufserfahrung bezeichnet. Sie sind dennoch ein Indiz, was für ein Kandidat vor einem sitzt bzw. die Bewerbung geschrieben hat. Und genau darum geht es doch.
 
Die Note ist für die meisten AG kein wichtiges Entscheidungskriterium, sondern eher ein Ausschlusskriterium. Vor allem bei Großunternehmen in MUC. Die bekommen auf eine Stelle oft 100+ Bewerbungen... da wird dann nicht selten einfach mal alles ab 2,5 direkt ausgesiebt.

Also: guter 2,x Schnitt passt. Wichtiger ist dein Lebenslauf, also Berufserfahrung und angeeignetes Wissen.
 
Ist es in MUC wirklich so schlimm? Da möchte ich gerne hin. Was verstehst du unter Großunternehmen? 1000+ Mitarbeiter? Ist es im Mittelstand auch so krass?
 
Zuletzt bearbeitet: (Überflüssiges Zitat entfernt)
Ja. Es gibt zwar vergleichsweise viele Stellen in MUC, aber die "Konkurrenz" ist schon sehr zahlreich und gut ausgebildet.

Mit Großunternehmen meine ich vor allem die großen DAX & MDAX Unternehmen... die haben freie Auswahl und ziehen dann meistens alleine um den Aufwand zu verringern irgendwo einen NC.

Mittelstand ist nicht so krass, aber auch nicht ohne.

Den Bewerberüberschuss in München merkt man auch beim Bewerbungsprozess. Hab teilweise 6-8 Wochen auf eine erste Antwort auf meine Bewerbungen warten müssen. Das kannte ich so bisher auch noch nicht...
 
Das ist tatsächlich so. Ich hab auch selber schon ein paar Bewerbungen bearbeitet. Da nimmt mal die einfachsten Methoden, um auszusortieren. Man kann sich damit auch einfach nicht sehr lange aufhalten.
 
In München sehe ich eher einen Bewerbermarkt, da es sehr viele Firmen gibt und die großen Konzerne die Preise treiben. Da gibt es noch ganz andere Regionen, wo wirklich ein Überhang da ist.
Ich meine ich war kurz im öD auf einer 55.000 Euro stelle (Bund EG10 für Fachinformatiker ) und als ich da weg war haben die ein Jahr nach einen Nachfolger gesucht. Haben heute einen aber auch eher schlecht als recht der Kerl.

Bei großen Firmen ist 4-6 Wochen außerdem doch ganz normal. Ist halt kein KMU mit sehr kurzen wegen.
 
In der IT hast du natürlich vielerorts das Glück, dir die Stellen aussuchen zu können, weil da einfach viele Fachkräfte fehlen.
 
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