Leserartikel Alphacool Eisbaer 120 auf einer 140W CPU

Faust2011

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Hallo Freunde von Wasserkühlungen,

wie einige von Euch wissen, betreibe ich seit Längerem eine Custom-Wasserkühlung für ein nicht ganz alltägliches System mit einem Intel 6-Kern Prozessor und zwei Grafikkarten. Da mein Anspruch ist, auch unter Last nichts vom System zu hören, nutze ich in meiner Wasserkühlung einen externen Radiator mit einer Kühlfläche von 1080mm. Nun hat sich die Gelegenheit ergeben, meine CPU mit der All-in-One-Wasserkühlung Eisbaer 120 von Alphacool zu testen. Konkret bedeutet das, eine 140 Watt CPU mit der kleinsten Variante des Eisbaers zu kühlen.

Bevor ich auf die Details des Eisbaer eingehe, möchte ich mich bei Aquatuning für die Bereitstellung eines Samples ganz herzlich bedanken.

Auf dem AiO-Wasserkühlungsmarkt tummeln sich inzwischen sehr viele Produkte, die sich primär in der Radiatorgröße und natürlich dementsprechend auch im Preis unterscheiden. In jüngster Zeit kamen nun von einigen Herstellern vorbefüllte, kompakte CPU-Wasserkühlungen auf den Markt, deren Kühlkreislauf nachträglich um weitere Hardware (z. B. Grafikkarte) erweitert werden kann. Das Grundprinzip einer AiO, nämlich dass eine Pumpe auf dem CPU-Kühlblock integriert ist, bleibt dabei erhalten. Zu dieser neuen Gattung gehört der Eisbaer von Alphacool.


Eisbaer 120 im Detail

Der Eisbaer 120 setzt auf einen 45mm dicken Radiator, der auch einzeln erhältlich ist und aus der NexXxos-Serie von Alphacool stammt. Während bei AiO-Wasserkühlungen anderer Hersteller hierbei Aluminium verwendet wird, setzt Alphacool auf Kupfer. Dies soll eine gesteigerte Wärmeabgabe nach sich ziehen, denn die Wärmeleitfähigkeit von Kupfer beträgt etwa 175% derjenigen von Aluminium.

Dazu werden noch zwei Lüfter, Modell Eiswind, beigelegt. Diese werden per PWM-Stecker ans Mainboard angeschlossen, sind speziell für den Betrieb auf Radiatoren entworfen (Stichwort "Statischer Druck") und lassen sich im Bereich von 550 bis 1700 U/min regeln. Ein Y-Kabel gehört zum Lieferumfang mit dazu.

Die Schläuche sind aus PVC und in schwarz gehalten, entsprechen dem Standardmaß von 11/8 und sind mit Knickschutzfedern ausgestattet.

Eine weitere Besonderheit des Eisbaer ist die Erweiterbarkeit. Dazu ist einer der Schläuche mit einem Schnellverschluss ausgestattet. Hier sind bereits kompatible Radiatoren angekündigt (die dann ebenfalls vorbefüllt sein sollen), und auch vorbefüllte Grafikkartenkühler auf Basis des Alphacool GPX-Pro sollen in Zukunft folgen.

Noch ein Wort zur Pumpe: Es handelt sich um eine Alphacool DC-LT Ultra Low Noise, die sich im Bereich 7-12 Volt per 3pin-Stecker regeln lässt. Am Pumpengehäuse ist auch ein blau beleuchteter Alphacool-Schriftzug. Außerdem weist das Pumpengehäuse ein kleines Sichtfenster sowie einen Verschluss auf, sodass hier (handelsübliche) Kühlflüssigkeit nachgefüllt werden kann.

Neben der Hardware möchte ich noch das Zubehör und die Anleitung erwähnen. In Zeiten des Internets werden von Herstellern gerne die (Schnellstart-)Anleitungen nur noch online im PDF-Format zur Verfügung gestellt bzw. gibt es nur ein einseitiges DIN-A4 Informationsblatt (das manchmal auch noch sehr schlecht maschinell übersetzt wurde). Ganz anders hier: Es ist ein mehrseitiges Heft, das jeden Schritt zur Installation kurz und prägnant unter Zuhilfenahme von farbigen Bildern erklärt. Auch das Zubehör ist vorbildlich und lässt (fast) nichts vermissen: Halterungen und Backplate für alle gängigen Intel- und AMD-CPUs, Montagematerial sowie Wärmeleitpaste.


Zusammenbau

Der Zusammenbau des Eisbaer erfolgt in wenigen Schritten. Das es sich um eine Pull-/Push-Konfiguration der Lüfter und einen 45mm dicken Radiator handelt, kommt man insgesamt auf eine Höhe von 10cm. Das sieht dann so aus:

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Testsystem und Testvorgehen

Bevor ich Euch nun die Tests mit den Ergebnissen vorstelle, möchte ich noch ein paar Worte zum Testsystem und dem Beurteilen der Lautstärke voranstellen:

Der Fokus des Reviews liegt darin zu beurteilen, wie effektiv und vor allem leise der Eisbaer agiert. Ich werde keine Lautstärkemessungen mit einem hochwertigen Messgerät durchführen. Auch besitze ich keinen schallisolierten Raum oder vermesse ich die Lüfter abstandsnormiert bzw. nach irgendwelchen Testprotokollen. Das Einzige, was bei mir zählt, ist, wie sich der Eisbaer in Alltagsszenarien an meinem Arbeitsplatz bewährt. Dabei klassifiziere ich die wahrgenommenen Geräusche wie folgt:

  • Silent: keine Geräusche wahrnehmbar
  • Leise: Es ist ein leises Geräusch (Luftrauschen/Brummen/Pfeifen) wahrnehmbar, jedoch muss man sich darauf konzentrieren, um es wahrnehmen zu können. Für mich bedeutet das, dass ich ungestört am PC arbeiten kann.
  • Wahrnehmbar: Man hört ein Geräusch. Ein konzentriertes Arbeiten am PC ist damit für mich nicht möglich. Beim Gaming wird es jedoch bereits von leiser Musik & Spielgeräuschen übertönt und stört damit nicht.
  • Laut: Egal ob Arbeiten oder Spielen, man hört immer ein Geräusch.


Zum Testsystem möchte ich eigentlich nur erwähnen, dass damit eine der stärksten von Intel erhältlichen CPUs gekühlt werden soll: Der i7-5930k, ein 6 Kerner (12 Threads) mit einer spezifizierten Abwärme von 140 Watt.


Installation

Vor der Durchführung der Tests stand natürlich die Installation des Eisbaers. Mit seinen 10cm am Radiator und der bereits installierten Wasserkühlung war es gar nicht so einfach, in meinem Gehäuse einen Platz zu finden. Überall waren Komponenten der Custom-Wasserkühlung auf Kollisionskurs:

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Hat es am Gehäuseboden noch Platz für den Radiator?

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Vielleicht an der Gehäuserückseite?

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Oder an der Gehäuseoberseite?

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Letztlich habe ich noch einen Platz an der Gehäuseoberseite gefunden, wenn man den Pull-Lüfter außerhalb platziert:

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Für die Montage des äußeren Lüfters waren nun jedoch die mitgelieferten Schrauben zu kurz. Das ist einer der wenigen Kritikpunkte am Eisbaer, denn nun musste ich mich selbst nach etwas Passendem umsehen. Gerade bei einer Push-/Pull-Konfiguration muss man doch als Hersteller davon ausgehen, dass ein Lüfter nur außerhalb des Gehäuses Platz findet. Dementsprechend gehören hier meiner Meinung nach zusätzlich vier längere Schrauben mit zum Lieferumfang.

Letztlich sah es nach der Montage dann so aus (irgendwie nicht alltäglich – AiO-Wasserkühlung und Custom-Wasserkühlung zusammen vereint):

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Tests
Kommen wir nach Zusammenbau und Installation nun zu den Tests. Bei der Angabe von Temperaturen im Folgenden sollte im Hinterkopf behalten werden, dass die Umgebungstemperatur während der Tests bei 25°C lag.


1. Test – Bestimmen der Minimalkonfiguration

Das erste Einschalten nach der Installation fiel ernüchternd aus: Viel zu laut! Die Pumpe erzeugt in meinem Gehäuse starke Resonanzen. Abhilfe schafft hier die Regulierung der Spannung auf 7V. Ergebnis: (Fast) nichts mehr zu hören.

Weiter geht es zur Konfiguration der Lüfter. Diese sind an meinem Mainboard (MSI X99S SLI PLUS) mit dem Anschluss CPU1 verbunden. Per Mainboard-Software konfiguriere ich es auf den Minimalwert. Der Sensor liefert jedoch keine 550 U/min, sondern schwankt um die 800 U/min. Was ist hier los? Alphacool bzw. Aquatuning machen unterschiedliche Implementierungen des PWM-Standards dafür verantwortlich. Um die 550 U/min ansteuern zu können, braucht man ein Mainboard, welches den neuesten PWM-Standard implementiert (mein Mainboard, das Ende 2014 auf den Markt kam, hat das leider nicht).

Erwähnen möchte ich hier noch, dass der äußere Lüfter in Verbindung mit dem Gehäusedeckel (in Form eines Lüftergitters) für Resonanzen gesorgt hat. Ein Zwischenschieben von Gumminippeln zur Entkopplung hat die Situation entschärft.

Wie ist nun die Lautstärke zu beurteilen? Steckt man den Kopf unter den Schreibtisch neben den Computer, hört man den Luftstrom der Lüfter sowie ganz leise die Lüfter selbst. Beim Arbeiten vor dem Rechner nimmt man davon jedoch kaum noch etwas wahr. Man hört nur ein sehr leises Rauschen des Lüfters. Das Geräusch enthält weder einen tiefen Brummton, noch ein hohes Pfeifen, es ist einfach unaufdringlich. Damit ist konzentriertes Arbeiten für mich möglich. Perfekt, dieses Ergebnis hätte ich bei einem 120mm Radiator und zwei Lüftern nicht erwartet! Nach meiner Klassifizierung der Lautstärke ist dies "leise".


2. Test: Office-Arbeiten / Email / Surfen

Damit kann es an den ersten echten Test gehen: Nach einer Stunde Arbeiten am PC (Office/Email/Surfen) beträgt die Temperatur der CPU ~36°C (Umgebungstemperatur 25°C). Die Lautstärke hat sich nicht geändert im Vergleich zum vorherigen Test, da an der Konfiguration der Pumpe/Lüfter keine Änderung vorgenommen wurde.


3. Test: Der erste Lasttest

Die 800 U/min der Lüfter bleiben erstmal fixiert, nun geht es an den ersten Lasttest: Battlefield 4 im Multiplayermodus. Das Spiel lastet nicht nur beide Grafikkarten meines Systems zu 100% aus, sondern skaliert auch gut mit den 12 CPU-Threads, sodass die Auslastung 40-55% beträgt. Die Temperaturen pendeln sich nach ca. 45 Minuten bei knapp 50°C ein – damit gibt es zunächst keinen Grund, die Lüftergeschwindigkeit zu verändern.


4. Test: Prime95

Jetzt möchte ich natürlich noch wissen, wo die Reise hingeht, wenn man alle Kerne unter Dampf setzt: Es ist Zeit für den Lasttest schlechthin – Prime95 in der Version 27.9, die von den besonders fordernden AVX2-Befehlen Gebrauch macht. 1344K als Testlauf, um vor allem die Cores der CPU zu stressen. Die 12 Threads takten mit 3.6 Ghz und knapp 1.1 Vcore. Sind die 800 U/min der Lüfter weiterhin ausreichend? Die Temperatur erreicht schnell die 50°C und steigt dann langsam weiter bis auf 61°C nach 30 Minuten. Das ist völlig unkritisch und zeigt das volle Potential des kleinen Eisbaer: Mit langsam drehenden Lüftern ist er auch diesem Maximaltest gewachsen.

Auf einen Test bei höheren Drehzahlen habe ich auf Grund der Testergebnisse verzichtet. 100% Lüftergeschwindigkeit mit 1700rpm kommt für einen Alltagsbetrieb nicht in Frage – vor allem, wenn man das Augenmerk auf "Silent" legt, oder? Einzige Ausnahmen: Man zockt und hat Kopfhörer auf oder sucht den nächsten persönlichen Overclocking-Rekord und fühlt sich durch die Lautstärke der Lüfter in seinem Tun bestätigt... ;)


Fazit

Erstaunlich, wie leistungsstark und leise eine AiO-Wasserkühlung sein kann, die nur auf einen 120mm Radiator setzt. Ein 45mm dicker Raditor, die Verwendung von Kupfer statt Aluminium und die Push-/Pull-Lüfterkonfiguration zeigen, dass das Motto "Nur viel Radiatorfläche ermöglicht eine leise Kühlung" zu kurz gedacht ist. Der Eisbaer 120 kann überzeugen und obendrauf gibts noch die Erweiterbarkeit des Kühlkreislaufs sowie eine sehr gute Anleitung. Die Performance einer üppig dimensionierten Custom-Wasserkühlung kann er jedoch nicht erreichen – das wäre allerdings auch utopisch. Meine Empfehlungfür dieses Produkt gibt es trotzdem!


Positiv:


  • Halterungen für alle gängigen CPU-Sockel von Intel und AMD im Lieferumfang
  • schnell installiert anhand einer gut geschriebenen und bebilderten Anleitung
  • hohe Kühlleistung
  • leise im Betrieb
  • Regulierbarkeit der Pumpe
  • Erweiterbarkeit des Kühlkreislaufs


Negativ:


  • keine Schrauben für Montage der Lüfter auf dem Radiator, wenn dazwischen noch ein Gehäuserahmen passen soll
  • PWM-Problematik der Lüfter: 550 U/min auf den meisten Mainboards nicht erreichbar
  • sehr dick in Push-/Pull-Lüfterkonfiguration
 

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Zuletzt bearbeitet:
Entschuldigung, aber der i7 5930K bleibt immer noch ein 6-Kerner, der maximal 12-Threads gleichzeitig verarbeiten kann.

Zum Test: Schön das du dir solch eine Arbeit gemacht hast und echt coole Fotos mit dem Eisbär.^^
 
Danke für den Hinweis, ich habs geändert. In der Einleitung hatte ich es noch richtig genannt (6 Kerne / 12 Threads).
 
Hallo Faust,
danke für den Test. Wie schauen denn die Gewinde im Radiator aus? Wären die für mehrmaliges rein- und wieder rausdrehen der Schrauben soweit ok? Ich hatte da bei anderen AIOs gelesen, daß man da recht schnell das Gewinde vermurkst, wenn man nicht aufpasst. Hört sich jedenfalls sehr interessant an, was da bei deinem Test rausgekommen ist. Spannend wird es dann wohl, wenn man eine Kombination aus CPU und GPU zu einem Kreislauf zusammen setzt. Da bin ich gespannt, wie sich die Eisbär dann schlägt.
 
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