News Bildungsministerium: Steuerfinanzierte Forschung für Allgemeinheit frei ins Netz

Nur warum soll ich zwangsweise für etwas bezahlen das eine Firma in Timbuktu, Rio oder sonstwo nutzt, was hier aber keine Steuern generiert?
Das Weltwohlfahrtsamt ist auch nicht der richtige Weg, zumindest solange nicht wie hier Armutslöhne gezahlt werden und der Kanzlerin nichts besseres einfällt als mal wieder die Sozialkassen der Arbeitnehmer zu plündern.
 
Klingt doch super. Wenn dann Forschung für die Entwicklung noch effizienterer Atombomben oder so auf diese Weise finanziert würde hätte ich natürlich gewaltig was dagegen.
Aber wenn es einen Filter gibt für die Art der Forschung fände ich das eine super Sache. Forschung ist wichtig und das verschließen toller Entwicklungen in dunklen Schränken sollte verboten werden.
 
Na für militärische Zwecke wird das doch hoffentlich nicht gelten. Soviel Grips traue ich denen gerade noch zu.
 
Es geht nicht darum, ob Ergebnisse veröffentlicht werden, sondern dass man für den Zugang zur Publikation nichts bezahlen muss.
 
Richtig so. Die hätten das schon längst Open Source stellen sollen!

Aber halt stop! Heißt das ich kann für das Downloaden meines verfassten Papers kein Geld mehr Verlangen kann :O

Andererseits find ich gut, wenn der Staat andere Open Source Sachen die Wissen vermitteln unterstützen. Unterstützen die zB. das deutschsprachige Wikipedia?
 
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compare: kino.to und andere
Wer an diese Publikationen ran will, kommt daran. Ob jetzt für 20 ? Euro oder für lau ist egal, ...
Hovac schrieb:
Nur warum soll ich zwangsweise für etwas bezahlen das eine Firma in Timbuktu, Rio oder sonstwo nutzt, was hier aber keine Steuern generiert?
... denn dieses Geld wird vielfach von den genannten Firmen eingenommen, wenn es ihnen was bringt.

Soll deshalb jetzt der Preis für Publikationen ins Unbezahlbare erhöht werden? Treibt das die Wissenschaft und überhaupt die Wirtschaft (mal abgesehen von den Einnahmen dadurch) an?

Abgesehen von dem ganzen, wird mittlerweile eh alles im Netz veröffentlicht. Und je mehr es kostet, desto höher natürlich der Reiz dazu, es zu tun.


Kurz: Ein Schritt in die richtige Richtung.
(Ohne Steuerfinanzierung würde man es vermutlich gegen regelmäßige Gebühr machen. Bekannt?)
 
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luke8800gts schrieb:
Aber halt stop! Heißt dass ich kann für das Downloaden meines verfassten Papers kein Geld mehr Verlangen :O
Das zeigt, daß Du keine Ahnung hast wovon Du schreibst. Wissenschaftliche Publikationen kosten Dich als Autor Geld. Für Buchkapitel bekommst Du hin und wieder kleines Geld, oder für ganze Bücher, aber Publikationen kosten zumindest in den Biowissenschaften je Artikel 1000€ aufwärts. Das war zumindest bei den Artikeln der Fall, an denen ich mehr oder weniger direkt beteiligt war.

So sehr ich das Open Source Modell selber befürworte, es ist nicht leicht es so umzusetzen. Der Forscher ist abhängig davon wie oft seine Erkenntnisse zitiert werden. Deswegen wollen alle in den high impact factor Magazinen publizieren, deswegen können diese Magazine eben auch gut Geld verlangen. Das muß man knacken, dann kann man das umsetzen. Wobei, wenn ich es richtig verstanden habe, es beim Vorschlag auch geht, wenn man direkt ein kostenpflichtiges OpenSource Journal verwendet. Die sind übrigens noch teuerer.
 
Es geht hier darum, dass Forschungsergebnisse, die bisher in kommerziellen Fachmagazinen publiziert wurden, in frei zugänglicher Form zugänglich gemacht werden.

Wie sagt mein Prof. so schön: die Umsatzrendite der Fachmagazine ist größer als alles, was die Deutsche Bank jemals sich erträumt hat. Da sind > 25% an der Tagesordnung. Du (als Prof/Arbeitskreis) stellst den Verlagen kostenlos deine Arbeit zur Veröffentlichung zur Verfügung, darfst für den Verlag noch unentgeltlich die Korrektur von eingereichten Beiträgen übernehmen und wenn du die Fachzeitschrift lesen willst, darfst du Dutzende Euro zahlen. Meine Uni zahlt pro Fachverlag mehrere 10.000 Euro pro Jahr, damit man Zugang auf dem Campus zu den Publikationen hat.

siehe hier: http://www.spiegel.de/wissenschaft/...andlungen-mit-elsevier-zu-teuer-a-961084.html

Forum-Fraggle schrieb:
So sehr ich das Open Source Modell selber befürworte, es ist nicht leicht es so umzusetzen. Der Forscher ist abhängig davon wie oft seine Erkenntnisse zitiert werden. Deswegen wollen alle in den high impact factor Magazinen publizieren, deswegen können diese Magazine eben auch gut Geld verlangen. Das muß man knacken, dann kann man das umsetzen. Wobei, wenn ich es richtig verstanden habe, es beim Vorschlag auch geht, wenn man direkt ein kostenpflichtiges OpenSource Journal verwendet. Die sind übrigens noch teuerer.
Anscheinend kann man auch künftig als erstes in kommerziellen Magazinen veröffentlichen, nur muss man dann nach einer Sperrfrist die Arbeit in freier Form auf dem Uni-Server etc. zur Verfügung stellen.
 
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"...entspricht dem Trend" ... Entschuldigung aber wo lebt die Frau? In einer blumigen heilen Welt? Wissen ist Macht - das gilt heute trotz der scheinbaren Informationsfreiheit durch das Internet nach wie vor.
 
Forum-Fraggle schrieb:
Das zeigt, daß Du keine Ahnung hast wovon Du schreibst. Wissenschaftliche Publikationen kosten Dich als Autor Geld.

Sachte, sachte... Das war keine Feststellung.
Ich habe auch noch nie publiziert. Aber Freunde von mir. Ich werde mal nachfragen wie viel das in der Informatik kostet. Ich weiß nur, wenn ich irgendwelche Informatik Papers lesen will, bin ich auf den Uni-Account angewiesen, sonst zahl ich mich dumm...
 
Ich "habe" gerade ein vom Bildungsministerium gefördertes Forschungsprojekt (es geht übrigens nicht um Atombomben, sondern um die Onlinevernetzung von Leuten im non-profit/ehrenamtlichen Bereich). Ich habe zwar noch keine Mitteilung über die Änderungen bekommen - aber ich mache 300 Kreuze, wenn das endlich irgendwann in ferner Zukunft mal Gesetz wird, was Frau Wanka vor hat.

Um das mal allgemein verständlich zu machen für Nicht-Wissenschaftler:
  • Geforscht wird an der Uni, naturgemäß sehr viel finanziert durch die öffentliche Hand. Das Bildungsministerium (das in Wirklichkeit das Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF, ist) finanziert sehr viel Forschung, weil die Unis ganz bewusst und gewollt unterfinanziert sind.
  • Die "Währung" dafür, wie angesehen man in der Forschung ist, ist meistens: Wie viele Publikationen hast du in hoch angesehenen peer-Review Zeitschriften veröffentlicht? Man ist als Forscher also auf Hieben und Stechen auf solche Fachzeitschriften angewiesen, wenn man irgendeine Form von nationaler oder internationaler Sichtbarkeit seiner Forschung erreichen will. Ohne geht es nicht!
  • Peer-Review heißt in den allermeisten Fällen: Andere Forscher im gleichen Themenfeld bewerten in ihrer Freizeit unentgeltlich (und anonym) deine Forschung, die du veröffentlichen willst.
  • Auch die Herausgeber der Fachzeitschriften sind in den meisten Fällen andere Forscher, die das Ganze ehrenamtlich oder für sehr kleines Geld machen
  • Hinter den Zeitschriften aber stehen große Verlage. Die machen an Arbeit noch den Satz für den Druck, den Druck selbst bzw. die Website der Zeitschrift und den Vertrieb.
  • Die Verlage verkaufen diese Zeitschriften, gefüllt mir endlosen Stunden an Arbeit von aus der öffentlichen Hand bezahlten (bzw. ehrenamtlichen) Forschern, für extrem teures Geld. Die meisten Unis zahlen Millionen(!) von Euro jährlich für den Zugriff auf diese Zeitschriften. Die Autoren sehen keinen Cent und dürfen ihre eigenen Beiträge in finaler Form auch nicht an Kollegen/Studenten weitergeben. In der Praxis machen sie es trotzdem und sich selbst damit strafbar. Die Verlage verfolgen das rigoros, wenn sie es rausfinden.
  • Selbstverständlich darf man bei den meisten Zeitschriften seinen Artikel auch so veröffentlichen, dass er hinterher von jeder und jedem kostenlos heruntergeladen werden kann (Open Access). Dafür zahlt man als Autor in den meisten Fällen 2000-3000 Euro pro Artikel(!!!)
  • Bei Wissenschaftsbüchern (z.B. Lehrbücher) ist die Situation übrigens meistens nicht besser: Ich schreibe gerade an einem Lehrbuchkapitel in einem großen Lehrbuchverlag (hohoHo-grefe). Im Autorenvertrag steht: Ich liefere das Kapitel kostenlos. Ich trete alle Nutzungsrechte komplett ab. Ich verpflichte mich, auf Anfrage alle 2 Jahre mein Kapitel zu updaten. Tue ich das nicht, darf ein vom Verlag ausgesuchter anderer Autor das Kapitel updaten und unter seinem Namen veröffentlichen. In Deutschland wäre das alles in allem illegal, darum ist mein Vertrag offiziell mit der Schweizer Dependance des Verlags. (Das Lehrbuch behandelt aber nur Deutsche Themen und wird entsprechend fast ausschließlich hier verkauft.)
    .
  • Um nochmal die Größenordnung zu verdeutlichen: 2014 hat allein Elsevier, der größte dieser Abzock-Verlage, über 1 Milliarde Euro GEWINN mit seinen Wissenschaftszeitschriften gemacht.

Wenn dem endlich gesetzlich ein Riegel vorgeschoben wird, MUSS sich auch das ganze völlig kaputte Publikationswesen dahinter ändern. Leider sehe ich da aber nach wie vor keine Chance, dafür ist der Lobbyismus in dem Bereich viel zu groß und die Wissenschaftler sind viel zu wenig organisiert/viel zu überarbeitet, um sich gesammelt und in großem Stil auf die Hinterbeine zu stellen.


Edit:
Weil hier einzwei Leute ja dachten, es geht um irgendwelche Kohle für die Wissenschaftler selbst, noch ein Beispiel: Nach meinem 6-jährigen Studium hatte ich 2009 ein Angebot aus der Wirtschaft: unbefristeter Vertrag, 55t€ Jahresgehalt bei 35-Stunden-Woche, 13. Monatsgehalt, 30 Urlaubstage. Das ist ungefähr das Niveau, das mein Doktorvater als hoch angesehener (und verdammt schlauer sowie extrem hart arbeitender) Prof. bekommen hat.
Ich habe als Doktorand angefangen mit 17t€ Jahresgehalt (+150 Euro Weihnachtsgeld) bei 50-Stunden-Woche, 24 Urlaubstagen (gesetzliches Minimum) und 2-Jahres-Vertrag (für Uni-Verhältnisse super). Ich habe das freiwillig gemacht, ich hatte die Wahl, und ich stehe dazu. Ich habe einen zweiten Job angefangen und glücklich wie ein Student weitergelebt. Inzwischen ist die Situation auch für die meisten Doktoranden etwas besser. Sowas machen Idealisten, die für die Forschung leben und die Freiheiten als Forscher genießen. Kann jede/r selbst entscheiden.
Aber BITTE werft Uni-Leuten nicht vor, viel Geld für wenig Arbeit zu kriegen, denn das trifft auf die Alleralllerallerwenigsten zu.
 
Zuletzt bearbeitet: (PS eingefügt)
Aber es geht hier nicht um das "Wissen" an sich, denn ist schon immer in Online-Datenbanken für alle die Zahlen können verfügbar, die Preise sind aber enorm hoch. Es geht hier also nicht um das Geld, dass der Forscher erhält, denn dieser erhält sehr wenig bis gar nichts von der Verlagen (habe da selber keine Erfahrung).

Das Ministerium wird dabei eigentlich zweimal zur Kasse gebeten, erst bezahlt man die Studie, diese wird in einem bekannten Magazin mit hohem Impact Factor publiziert und danach muss jede Uni -wiederum aus Steuergeldern- den Zugriff von den Magazinen erkaufen. Diese verlangen teilweise horrende Summen, wurde ja weiter oben schon verlinkt.

Was diese Magazin leisten ist in erster Linie das Peer-Review von Studien, also die Kontrolle von Studien durch andere Wissenschaftler, ob sauber gearbeitet wurde. So können andere Forscher einer Studie "vertrauen" und können sicher sein, dass nicht betrogen wurde. Eine solche Kontrollinstanz braucht es auch, aber die Verlage nutzen ihr Monopol aus um riesige Profite zu erwirtschaften.

Edit: Madden hat die Situation nochmal deutlich besser erklärt, vor allem aus finanzieller Sicht. Mit Researchgate gibt es beispielweise einen sehr interessanten Ansatz, aber auf diese Weise zu veröffentlichen bringt keinen Prestige (und damit sind die Jobaussichten schlecht) und teilweise (!!) werden auch Fragwürdige Arbeiten veröffentlicht.
 
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Gibt es doch schon längst via arxiv. Meine Artikel und die der meisten Foscher die ich kenn e wurden zuerst auf arxiv gestellt. Problem ist dort aber leider das jeder praktisches jeden mist publizieren kann und keinerlei pear review stattfindet. Einfach alles online stellen ist ja wihl deutlich zu kurz gedacht. Ohne einen anerkannten pear review prozess ist das wertlos und existiert schon wie bereits erwähnt. Doch davon habe ich zumindest hier im Artikel nichts gelesen und das wäre ja der entscheidende Punkt!
 
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Ehrlich gesagt musste ich arxiv gerade googeln,noch nie gehört und scheint vor allem von Mathematik, Physik und Informatik genutzt zu werden. In der Psychologie/Neurologie wird es kaum genutzt, aber da ist eine besonders schnelle Veröffentlichung auch nicht so wichtig.
Hier scheint es ja nur um OpenAccess (muss nicht direkt ab Veröffentlichung sein), es kann also immer noch bei einem peer-review Magazin veröffentlicht werden, es muss nur umsonst zur Verfügung gestellt werden. Damit wird ja bei Verlagen durchaus experimentiert und das Gesetz könnte ein neuer Anstoß sein.
 
Das mit dem Science Citation Index und Impact Factor, etc. finde ich jetzt auch nicht so Dolle. In wirtschaftlich weniger relevanten Forschungsgebieten (wahrscheinlich auch in relevanteren), gibt es je nach Fachgebiet und Forschungsrichtung eine Hand voll Professoren, die sich immer wieder gegenseitig zitieren. Wenn man nach Papern in einem kleinen Spezialgebiet sucht, dreht man sich zwangsläufig öfter im Kreis. Ich denke das führt auch ein bisschen dazu, dass Methoden die vielleicht verbesserungswürdig sind, trotzdem weiterbenutzt werden, weil sie einfach etabliert sind.

Das mit dem öffentlich zugänglichen Publizieren hört sich interessant an. Es könnte auch dort ein Review-System etabliert werden. Man könnte eine Art Bewertungs-Index einführen, der nur von anerkannten Wissenschaftlern aus dem Fachgebiet(z.B. Lehrstuhl an einer Uni) genutzt werden kann. Wenn also ein Artikel über Bienen veröffentlich wird, kann der Ökologe der Uni XXX, der sich mit seiner Forschung auch in diesem Gebiet bewegt eine Bewertung abgeben.
 
....da fällt mir dieser Ex-Bundeskanzler ein, den sie per Mißtrauensvotum aus dem Bundestag gejagt haben. Eine seiner letzten Amtshandlungen war, ein vom Steuerzahler finanziertes Forschungsprojekt an einen ausländischen Konzern zu verhökern, eine Provison dafür zu kassieren und dann einen Job im Vorstand eines Ukrainischen Gasversorgungsunternehmens anzunehmen. Ein echter Gasmann sozusagen. xD

Für Universitäten, staatliche Stellen und Bildungseinrichtungen ist das ok, aber für alle?

Und jetzt sollen die Firmen die Forschungsergebnisse also für lau aus dem Internet bekommen. Das halte ich nicht für klug. Wer von den Konzernen würde denn da noch selbst Forschen wollen? Die Koreaner werden sich kaputtlachen darüber und alles downloaden was sie von dem Server kriegen können, wenn der online geht und uns dann im nachhinein Produkte für viel Geld anbieten, die auf diesen Forschungen basieren.

Da hat wohl jemand im Bildungsministerium den Gedanken nicht zuende gedacht und schonmal im vorhinein nen haufen heißer Luft in die Presserunde geblasen...
 
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Du (als Prof/Arbeitskreis) stellst den Verlagen kostenlos deine Arbeit zur Veröffentlichung zur Verfügung, darfst für den Verlag noch unentgeltlich die Korrektur von eingereichten Beiträgen übernehmen und wenn du die Fachzeitschrift lesen willst, darfst du Dutzende Euro zahlen.

Es ist doch noch absurder. Die Verlage bekommen die Arbeit nicht nur kostenlos, i.d.R. wird sogar noch eine Publication-Fee fällig, d.h. ich bezahle noch dafür, dass Verlag XY meine Arbeit publiziert und hinterher verkauft.

Veröffentlichen in a nutshell: ich habe publikable Ergebnisse, fasse diese im Format YX für Verlag XY zusammen, erstelle alle Abbildungen selbst, schreibe den Text usw., reiche ein. In peer-reviewed Journals, und nur die zählen, wird der Artikel dann von Kollegen begutachtet, für lau versteht sich, aber gerne mit (kurzer) Frist (mitunter habe ich selbst das Vergnügen). Ich als Autor bekomme irgendwann die Rückmeldung: Akzeptiert/Revision/Abgelehnt. I.d.R. müssen zumindest irgendwelche Kleinigkeiten überarbeitet werden (Revision), also ran ans Werk und wieder einreichen. Akzeptiert? Jetzt knallen die Korken, und die eigentliche Veröffentlichung kann beginnen. Treten wir noch eben die Rechte an unserem Werk an den Verlag ab (warum auch nicht) und zahlen die Publikationsgebühr. Irgendwann kommt die Druckfahne, die ich auch noch einmal überarbeiten darf, je nachdem wie viel Murks der Lektor/Setzer da noch gemacht hat. Super, nach langem Warten ist der Artikel nun online, vielleicht auch erst einmal nur besonders formschön unformatiert als ahead of print, aber egal. Zahlt die Uni viel Geld für den Zugang zu den Artikeln kann ich meine Arbeit sogar online bewundern, tut sie das nicht (mehr) oder ist der Verlag nicht in dem Rechtepaket enthalten, habe ich nicht einmal selbst Zugriff auf den (meinen!) Artikel - aber ich kann ihn ja einfach für 30-50$ kaufen oder aber habe schon vorher kostenpflichtige Druckversionen (Reprints) bestellt - für einen Artikel, dessen Inhalt jemand anderes bezahlt hat, den ich selbst verfasst und für dessen Erscheinen ich auch noch bezahlt habe!

Leider sehe ich da aber nach wie vor keine Chance, dafür ist der Lobbyismus in dem Bereich viel zu groß und die Wissenschaftler sind viel zu wenig organisiert/viel zu überarbeitet, um sich gesammelt und in großem Stil auf die Hinterbeine zu stellen.

Und da gibt es noch ein Problem: Wissenschaftler sind mitunter auch sehr eitle Personen, denen beim Anblick ihrer Publikationszahl, den Zitationen und des eigenen Hirsch-Faktors so richtig das Herz aufgeht, und da interessiert der Impact-Factor dann weit mehr als die Zugänglichkeit für irgendwelche Nicht-Wissenschaftler. Wenn die Kohle also in größeren Arbeitsgruppen sowieso vorhanden ist und die Uni allgemein ja den Zugang zu den Artikeln bezahlt, dann ist der Reformwille auch oft einfach nicht vorhanden.
 
Interessant, wie viele Wissenschaftler hier doch unterwegs sind.
@hmmmmm: Ich fürchte, du hast das Prinzip nicht vollständig erfasst. Abgesehen davon, dass dein Posting am Grundproblem vorbeigeht, wird alles Patentrelevante eh geschützt. Und die Wirtschaft fördert die für sie relevanten Themen ebenfalls eh selber (weil sie viel viel viel mehr Kohle hat) und darf die Forschung - auch wenn sie von Unis durchgeführt wird - unter Verschluss halten.

@Joshua: Volle Zustimmung mit zwei Nachfragen:
- Pulication fee (ohne Open Access) bei peer-review journals? Wo gibt's das denn? Im großen Feld der Sozialwissenschaften noch nie gehört.
- Kein eigenes proof-Dokument für dich in finalem Layout? Habe ich auch noch bei keiner einzigen Zeitschrift gehabt. Würde mich ebenfalls interessieren, wo das war.
 
Ja, in den Naturwissenschaften gibt es sowas, z.B. 150$ pro Seite für den Artikel plus natürlich Nachschlag für Supplemental Material (ca. 200-300$) versteht sich. Bei letzterem wird dann oft einfach das Word-Dokument in ein PDF umgewandelt und hochgeladen, ohne jede Bearbeitung usw., da sind 300$ schon kein schlechter "Lohn".
Gut, den Proof bzw. die Druckfahnen vorher zähle ich mal nicht als "Zugriff", ich meine den Zugang über eine Datenbank bzw. den Verlag direkt. Klar sehe ich so mal den Artikel, aber regulär zugreifen kann ich nicht.
 
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