Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

Bohnenhans schrieb:
Grosse Unternehmen haben recht einfach die Möglichkeit ganze Geschäftsbereiche ins Ausland zu verlegen.
Machen wir letztendlich verstärkt auch, da trotz guter Angebote und einer modernen Arbeitsumgebung schlichtweg keine Mitarbeiter hierzulande zu bekommen sind.

Da wir eh international aufgestellt sind und in vielen Meetings Englisch gesprochen wird, werden halt jetzt Zentren in anderen Europäischen Ländern ausgebaut, geht aber in vielen anderen Berufen schlecht.
 
Als es früher noch die Wehrpflicht gab, gab es dennoch diverse Möglichkeiten weder ein Wehr- oder Zivildienst abzuleisten. Alternativ stand ja noch 7 Jahre bei der freiwilligen Feuerwehr zur Auswahl.

Welche Möglichkeiten denn?
Es gab nur Ausmusterung, Wehrdienst, Zivildienst oder Ersatzdienst.


Die Wehrpflicht besteht weiterhin nur die Einberufung Ist ausgesetzt.
Die Regel war der Wehrdienst, mit Wahl Ersatzdienst im Katastrophenschutz. Das war auch nicht bei jeder Feuerwehr möglich sondern nur spezielle Einheiten. Die meisten waren bei THW oder Sanitätsdiensten.

Der Zivildienst war die Ausnahme aufgrund von Gewissensgründen
 
brettler schrieb:
Welche Möglichkeiten denn?
Da gab es z.B noch die Bescheinigung des Arbeitgebers zur Unabkömmlichkeit und was weiß ich. Ich meinem Ausbildungsbetrieb war nur ein einziger beim Bund und das auch nur weil es unbedingt wollte.
 
BOBderBAGGER schrieb:
Ich meinem Ausbildungsbetrieb war nur ein einziger beim Bund und das auch nur weil es unbedingt wollte.
Das bedeutet nicht viel, ich meiner Einheit waren Leute mit Mitte 20 eingezogen worden. Es wurde ja nie zu einem bestimmten Alter eingezogen.
 
In der Endphase der Wehrpflicht war das ganze ohnehin eher ein Glücksspiel wer, wie und wann eingezogen wird. Das lag vorallem daran das die Kreiswehrersatzämter angehalten waren den Schein einer Wehrgerechtigkeit zu wahren, denn das war einer der letzten Anker mit dem man rechtlich gerade noch so die Wehrpflicht vor der Justiz rechtfertigen konnte, nur war die Bundeswehr mittlerweile viel zu klein um die Wehrgerechtigkeit zu realisieren.

Ich wurde beispielsweise nie angeschrieben, ein Schulkamerad mit einem schweren Rückenleiden sollte nach seinem Studium mit 26 noch zum Bund, der konnte nichtmal gerade stehen und musste dann seinen Zivildienst nachschieben, was natürlich nach dem Studium so richtig super ist.
 
Bohnenhans schrieb:
Grosse Unternehmen haben recht einfach die Möglichkeit ganze Geschäftsbereiche ins Ausland zu verlegen.
Nutzt aber nichts, wenn die Arbeit in Deutschland passieren muss.
Bohnenhans schrieb:
Und viele der kleineren machen halt zu - ob nun ein LKW 500 km durch Deutschland fährt oder 2000 km aus dem Ausland ist nahezu egal bei den meisten Gütern.
Macht halt nur von der Arbeitszeit und den Spritkosten her ordentlich was aus. Und LKW-Fahrer gibts ja grad auch nicht zuviel, da überlegt man sich, womit man die beschäftigt.
brettler schrieb:
Die Regel war der Wehrdienst, mit Wahl Ersatzdienst im Katastrophenschutz. Das war auch nicht bei jeder Feuerwehr möglich sondern nur spezielle Einheiten. Die meisten waren bei THW oder Sanitätsdiensten.

Der Zivildienst war die Ausnahme aufgrund von Gewissensgründen
Ich kenns so, das man den Wehrdienst verweigern konnte (Gewissensgründe) und sich dann zwischen Ersatzdienst und Zivi entscheiden durfte.
 
brettler schrieb:
Welche Möglichkeiten denn?
Es gab nur Ausmusterung, Wehrdienst, Zivildienst oder Ersatzdienst.

Alleine die Varianten mit den man sich ausmustern lassen konnte sind doch vielfältig. Da findest du im Internet sicher auch heute noch diverse Ratschläge, wie man früher TG3 bekommen hat somit somit nicht mehr antreten musste.

Wir entfernen uns an der Stelle aber sehr weit von eigentlichem Thema!
 
Manegarm schrieb:
Aber woran liegt das eurer Meinung denn nun, dass die Menschen generell nicht mehr arbeiten wollen?
Generell nicht mehr arbeiten wollen würde ich so nicht unterschreiben.
Aber viele fühlen sich heutzutage zu fein für viele Arbeiten.

Gerade unter der neuen Generation (aber nicht nur) sind nur noch wenige dazu bereit, auch mal am Wochenende zu arbeiten, oder am Fließband, oder auch körperlich schwere Jobs anzunehmen.
- Obwohl wird es i.d.R. recht gut bezahlt wird.
In der Hinsicht fühlen sich viele mittlerweile zu Höherem geboren, und arbeiten lieber gar nicht, als das sie solch "niedere" Arbeiten annehmen.

Ich war bis vor 15 Jahren in der Hotellerie und habe zuletzt selbst Bewerbungen bearbeitet.
Was ich da schon für Vorstellungen erlebt habe, lässt mich heute noch den Kopf schütteln.

Mittlerweile soll die Wohlstandsverwahrlosung in der Hinsicht ja noch schlimmer geworden sein.

Von daher denke ich, daß der Grund für den Fachkräftemangel auch zum großen Teil an der Einstellung mancher zur Arbeit liegt.
 
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_killy_ schrieb:
Da findest du im Internet sicher auch heute noch diverse Ratschläge, wie man früher TG3 bekommen hat somit somit nicht mehr antreten musste.
Ein Bekannter von mir hat das mit einer Tasse starkem kaffee geschafft ... es war die erste in seinem Leben, und als er dann ein paar Kniebeuge gemacht hatte, war sein Puls bei 160 -> Ausmusterung wegen mangelnder Belastbarkeit. Schade, dass das bei Kaffeetrinkern (wie mir) nicht funktioniert.
Ich hätte aber nur ungern auf die Tiraden des Musterungsausschusses nach meiner mündlichen Ankündigung einer Verweigerung des Dienstes an der Waffe verzichtet ... das hätte kein Satiremagazin besser machen können. Ich kam mir vor, als würden da Keitel, Guderian und Paulus sitzen.
Auch wenn es thematisch weit weg ist. Kaum jemand hätte damals dienen müssen, wenn NIEMAND verweigert hätte ... denn die Kapazitäten für eine ganze Generation hatte die BW nie. Mindestens 2/3 wären dann einfach ohne DIenst weggekommen.

Vergesst doch einfach dieses Sozialjahr und seht endlich ein, dass bessere Pflege nur mit höheren Beiträgen zur Pflegeversicherung gewährleistet werden kann.
Sollte man Ausbeutung wirklich damit begegnen, dass man eine ganze Generation noch viel übler ausbeutet?
Ich denke, das wäre zielgenau der falsche Weg.
Maviba schrieb:
Aber viele fühlen sich heutzutage zu fein für viele Arbeiten.
Vielleicht sollte man auch zwischen "Arbeit" und "angepeiltem Beruf" unterscheiden?

Ich arbeite an einer Tankstelle, und natürlich riecht man nach der Arbeit hier ein bisschen nach Treibstoff.
Das war vor 30 Jahren schon ein klassischer "Studentenjob" ... also etwas, was man eigentlich nur macht, um neben dem Studium ein bisschen Geld zu verdienen. Daran hat sich nichts geändert ... wir arbeiten heute genau wie vor 30 Jahren mit Aushilfen und Nebenberuflern. Mit der Arbeit selbst haben die meist kein Problem ... aber es entspricht eben einfach nicht dem, wo sie hin wollen. Also hat man natürlich auch eine hohe Fluktuation, weil immer mal wieder einer was besseres findet, an eine andere Uni wechselt, in eine Ausbildung startet und so weiter und so fort.

Dass die nicht arbeiten wollen, sehe ich eigentlich nicht (einige sind halt einfach generell ungeeignet für diese Arbeit), die wollen nur eben nicht ihr ganzes Leben mit dieser Arbeit zubringen.
Und eigentlich ist das gesellschaftlich ja auch so gewollt, denn in dieser Gesellschaft soll man seine Potenziale maximal auszuschöpfen versuchen. Bei 12,50 die Stunde sehe ich mein Potenzial jetzt noch nicht ausgeschöpft ... also werde auch ich nicht in diesem Job bleiben.
Ich habe auch (bereits im Studium) viele Menschen kennen gelernt, die nach 20 Jahren Handwerk einfach keine große Lust mehr hatten, weiter handwerklich zu arbeiten. Natürlich haben die oft den Bürohengst im Kopf, der fürs "Sesselpupsen" auch nicht so schlecht bezahlt wird.
Was macht man lieber ... bei WInd und Wetter auf einer Baustelle rumhüpfen und schwer körperlich arbeiten, oder lieber im klimatisierten Büro oder Zuhause (HO) am PC sitzen?
Sag mir, dass ich als Bautischler 3,5k Brutto verdiene und als Bürohengst nur 3k und ich würde mich auch spontan für den Bürojob entscheiden, obwohl ich sehr gerne mit Holz arbeite und auch eigentlich keine Angst vor Draußen habe. Ich will mich nur einfach nicht für schlappe €500,- mehr kaputtarbeiten.

Ganz davon ab, gab der Spruch "hier und da müsste mal ein frischer Pinsel Farbe drüber, aber ausser Türken will ja keiner mehr arbeiten" schon in den 1970ern einen sicheren Lacher (die Zeile stammt aus "Ritter der Kokosnuss").

Dass "die Jugend" nicht mehr arbeiten will oder kann, scheint mir ein historischer Fakt zu sein ... jedenfalls hat das bisher fast jede Generation über ihre eigenen Kinder behauptet
Also ist die Arbeitsmoral entweder seit Jahrtausenden im ständigen Sturzflug, oder wir haben es einfach mit dem ganz normalen Generationenkonflikt zu tun ... also mit der Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Zustände, die die "Alteingesessenen" leicht ängstigt.
 
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Jaja, wo haben wir das schonmal gehört? Achja!

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ - Bekannter dude, lange her, sehr lange.

Auch wenn das Medial immer so durchgeströmt wird, ich glaube ehrlich gesagt nicht dass das mit einer "Generationenfrage" zu tun, sondern eher mit der allgemeinen Situation auf dem Arbeitsmarkt. Man sollte nicht vergessen das die Generation zuvor nicht unwesentlich mitten oder nach der schwersten Wirtschaftskrise seit dem 2 WK (Finanzblase) in den Arbeitsmarkt strömte.

Entsprechend drastisch schrumpfte das Angebot an Arbeit, insbesondere an gut bezahlter Arbeit, der Arbeitnehmer musste also von 2008 an deutliche Abstriche in den Lohnforderungen und Arbeitsbedingungen machen. Das war teils so irre das nicht selten Diplom Betriebswirte oder Wirtschaftsingenieure einfach auf Stellen für den Bürokaufmann gesetzt wurden. Seit ca 2016 hat sich der Arbeitsmarkt im allgemeinen angefangen zu drehen hin zu einem Nachfragemarkt, Arbeitnehmer können mehr und bessere Bedingungen stellen, denn das Angebot wird immer größer und das eben auch Abseits von Spezialisten.

Warum sollten Arbeitnehmer während der Phase eines Nachfragemarktes mit ihren Forderungen zurück stellen, wenn doch die Arbeitgeber im Falle eines Angebotsmarktes gnadenlos ihre Position ausnutzen? Entweder läuft das Spiel in beide Richtungen oder wir müssen uns was völlig neues ausdenken.
 
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DerOlf schrieb:
also ist die Arbeitsmoral entweder seit Jahrtausenden im ständigen Sturzflug, oder wir haben es einfach mit dem ganz normalen Generationenkonflikt zu tun
Die Arbeitsmoral ist am sinken, ich halte das nicht für einen "Generationenkonflikt". Früher hatte die Arbeit halt einen anderen Stellenwert, genauso wie eine Familie. Beides wird heutzutage eher als Last oder eine Option gesehen.

Das klassische Bild "Der Mann arbeitet damit die Familie einen Dach über den Kopf hat und was zu Essen bekommt" ist doch hierzulande seit vielen Jahren vorbei. Dazu kommt, dass die meisten Berufe heutzutage nichts mehr mit "Arbeit" zu tun haben, in Handwerksbetrieben sind in Deutschland zum Beispiel nur noch 12% tätig.

Der "Rest" tummelt sich häufig in einem riesigen Verwaltung-, Finanz-, Medien-, Politikapparat, bei dem gefühlt die Hälfte tot umfallen könnte, ohne das es irgendwelche Auswirkungen auf unser Leben hat.
 
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xexex schrieb:
Das klassische Bild "Der Mann arbeitet damit die Familie einen Dach über den Kopf hat und was zu Essen bekommt" ist doch hierzulande seit vielen Jahren vorbei.
Das ist ja nichts schlechtes und hat mit dem Stellenwert von Arbeit nichts zu tun.
xexex schrieb:
Dazu kommt, dass die meisten Berufe heutzutage nichts mehr mit "Arbeit" zu tun haben, in Handwerksbetrieben sind in Deutschland zum Beispiel nur noch 12% tätig.
...und dann wird sich über den Handwerkermangel beschwert.
xexex schrieb:
Der "Rest" tummelt sich häufig in einem riesigen Verwaltung-, Finanz-, Medien-, Politikapparat, bei dem gefühlt die Hälfte tot umfallen könnte, ohne das es irgendwelche Auswirkungen auf unser Leben hat.
Und trotzdem bekommen die irgendwoher ihr Gehalt.
 
rezzler schrieb:
Das ist ja nichts schlechtes und hat mit dem Stellenwert von Arbeit nichts zu tun.
Doch! Arbeit war früher mit Geld gleichgesetzt und Geld mit Wohnung und Familie. Wenn die Familie keinen großen Wert mehr spielt und die Wohnung vom Amt bezahlt wird, wo ist da noch die "Motivation" zu Arbeit zu gehen?

Das soll nicht bedeuten, dass ich mir hier die Zustände aus Südafrika oder anderen Ländern wünsche, wo Menschen ohne Arbeit in Wellblechhäusern ohne Strom und Wasser wohnen. Es zeigt aber sehr gut, dass mit immer besser werdenden Grundsicherung, schlichtweg die Motivation zum Arbeiten entsprechend sinkt.

Das "Problem" ist auch nicht mit höheren Löhnen gelöst, weil wenn alle Berufe hierzulande "gut" entlohnt werden, verschiebt sich das Problem nur zahlentechnisch nach oben. Wenn der "Metzger" das doppelte von dem kriegt wofür er sich jetzt in Fleischfabriken" abrackern muss, kann sich das Fleisch dann nur eine reiche Schicht leisten.

Unsere Gesellschaft basierte seit eh und je auf Ausbeutung, Wohlstand für alle ist und war schon immer eine Illusion.
 
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xexex schrieb:
Doch! Arbeit war früher mit Geld gleichgesetzt und Geld mit Wohnung und Familie. Wenn die Familie keinen großen Wert mehr spielt und die Wohnung vom Amt bezahlt wird, wo ist da noch die "Motivation" zu Arbeit zu gehen?
Schlechtes Beispiel, weil eine Familie nicht unbedingt ein Grund ist, arbeiten zu gehen... Abgesehen davon kann Familie einen hohen Stellenwert haben und trotzdem ist der Mann zu Hause.
xexex schrieb:
Wenn der "Metzger" das doppelte von dem kriegt wofür er sich jetzt in Fleischfabriken" abrackern muss, kann sich das Fleisch dann nur eine reiche Schicht leisten.
Was aus ökologischen Gründen auch nicht völlig verkehrt wäre.
xexex schrieb:
Unsere Gesellschaft basierte seit eh und je auf Ausbeutung, Wohlstand für alle ist und war schon immer eine Illusion.
Das ist wieder ein anderes Thema und geht davon aus, das jeder motiviert ist und Leistung/Wohlstand haben will.
 
rezzler schrieb:
...und dann wird sich über den Handwerkermangel beschwert.
Naja ... vielleicht müssten es mindestens 15% sein.

Der restliche Beitrag ist ein gutes Beispiel für:
DerOlf schrieb:
oder wir haben es einfach mit dem ganz normalen Generationenkonflikt zu tun ... also mit der Weiterentwicklung der gesellschaftlichen Zustände, die die "Alteingesessenen" leicht ängstigt.

xexex schrieb:
Es zeigt aber sehr gut, dass mit immer besser werdenden Grundsicherung, schlichtweg die Motivation zum Arbeiten entsprechend sinkt.
Das hat nicht nur mit der Grundsicherung zu tun, sondern mehr damit, dass sich Grundsicherung und Einstiegsgehälter in niedrigschwelligen Berufsfeldern in den letzten Jahrezhenten stark angenähert haben.
Nicht die hohe Grundsicherung raubt die Motivation, sondern die im Vergleich dazu lächerlichen Gehälter.

Bevor jetzt wieder die Keule mit der zu hohen Grundsicherung kommt ... eine Differenz lässt sich nicht nur dadurch reduzieren, dass der Subtrahend wächst ... schrumpft der Minuend, so hat das den selben Effekt.
Ich gehe dabei mit, dass der Abstand zwischen der Grundsicherung und niedrigen Arbeitseinkommen (aus Vollzeit) zu gering ist ... ich führe das aber nicht auf eine zu hohe Grundsicherung zurück, sondern auf zu niedrige Löhne in Vergleichsbereichen (seien wir ehrlich ... von Hartz4 auf über 3k netto ist vollkommen utopisch).
Trotzdem will ich etwas zu bedenken geben: Wie groß müsste der Abstand sein, damit sich das arbeiten "objektiv" lohnt (ich setze das in Anführungszeichen, weil Menschen meiner Meinung nach nicht objektiv sind). Momentan liegt der Regelsatz bei Miete + ~€500,-. Sagen wir einfach, Grundsicherung liegt bei etwa 1.000,- pro Person (bundesweiter Durchschnitt ... bitte nicht mit münchener Wohnungspreisen rechnen).
Vollzeit bedeutet etwas bei 40 Stunden die Woche ... 4,5 Wochen im Monat und das ergibt bei Mindestlohn (€12,00) ein Monatsbrutto von €2160,- ... mehr als doppelt so viel. Nach Steuern bleiben da gut 1.500 übrig. Setzen wir gleiche Wohnkosten an, so hat der Grundgesicherte ca. 500,- zum Leben ... der Vollzeitarbeiter glatte 1.000,- ... wieder Faktor zwei.
Ich bin der Beweis, denn ich arbeite 20 Stunden die Woche und komme bei ca. 1.000,- raus.
Ich finde arbeiten lohnt, und wer das anders sieht, der hat mMn den Schuss einfach nicht gehört oder kennt einfach das gute Gefühl nicht, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen (das mags bei Leuten geben, die noch nie gearbeitet haben ... das gibst aber wahrscheinlich auch bei Leuten, die nie ohne Arbeit waren ... beide kennen dieses Gefühl nicht wirklich ... denn das verspürt man erst beim Wechsel von "Hartz4" zu "eigenes Gehalt").

Mit unter 1.000,- kann man in Deutschland zwar leben ... aber ein gutes Leben ist das eben nicht.
Der Paritätische hat mal ausgerechnet, dass beim Hartz4-Regelsatz ca. €200,- fehlen, bis man damit wenigstens ein Minimum an gesellschaftlicher Teilhabe finanziert bekommt. Nach diesen Berechnungen war Hartz4 staatlich verordnete Armut.
Das Leben ist teuer in Deutschland und daher darf die Grundsicherung auch ein bestimmtes Level nicht unterschreiten ... denn dann wohnen die halt auch bei uns in Blechhütten ohne Mindestkomfort.
Ob das wirklich besser zu ehrlicher Arbeit motiviert, wage ich mal zu bezweifeln ... irgendwas werden die dann sicher machen ... aber wahrscheinlich werden sie die sehr niedrigschwelligen Angebote aus dem informellen Sektor nutzen ... also in irgendeiner Weise kriminell werden.
 
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DerOlf schrieb:
Setzen wir gleiche Wohnkosten an, so hat der Grundgesicherte ca. 500,- zum Leben ... der Vollzeitarbeiter glatte 1.000,- ... wieder Faktor zwei.
Was du bei der Betrachtung unterschlägst ist, dass du mit der Arbeit verbundene zusätzliche Ausgaben hast, die du ohne Arbeit nicht hättest. (Musst mehr für ein gepfleges Aussehen ausgeben, vielleicht mehr/anders essen usw.)

Wie viel das genau ist, dürfte unterschiedlich sein, aber effektiv arbeitest du 40 Stunden die Woche, damit du im Durchschnitt vielleicht 250 € mehr zur freien Verfügung hast.

Rein vom Kosten/Nutzen Faktor, würde ich mir lieber ein paar Ausgaben sparen, als für diese Ausgaben 40h die Woche zu arbeiten.
 
Andy8891 schrieb:
Rein vom Kosten/Nutzen Faktor, würde ich mir lieber ein paar Ausgaben sparen, als für diese Ausgaben 40h die Woche zu arbeiten.
Habe ich irgendwo geschrieben, dass das kein Problem ist?

Ich sehe nur einfach nicht, dass der Abstand so gering ist.
Hast du ein Auto, um zur Arbeit zu fahren, dann wirst du dieses auch in Zeiten ohne Arbeit nicht einfach stehen lassen (theoretisch geht das zwar ... praktisch macht das aber kaum jemand).
Auch die Garderobe sollte bei einem Arbeitssuchenden annehmbar sein ... auch der hat also diese Ausgaben.
Sich das Geld für seine "Werbungskosten" beim Amt zurück zu holen, war mir immer zu anstrengend ... also habe ich auch diese Kosten vom Regelsatz bestritten.
Wenn ich all diese Ausgaben rausrechne, lande ich bei einem Betrag zwischen 150 -200 EUR, der für Strom, Essen, Reparaturen oder Neukäufe zur Verfügung stand ... musste irgendwas abgestottert werden, waren es auch mal nur 100,-. Ich habe ein riesiges Glück, dass meine alte Privileg WaMa nun seit über 20 Jahren tut ... denn auch einen Ersatz dafür muss man im Hartz4-Regime komplett vom Regelsatz bestreiten. Ich bin froh, dass das Ding durchgehalten hat.

Mal ein krasses Beispiel. Ich arbeite seit 3 Jahren mit einem Gehalt unter 1.000,- netto. Davor hatte ich mit Hartz4 im Grunde sogar etwas mehr Geld.
Als ich vor 3 Jahren diese Stelle angetreten habe, war die Frage nicht, OB ich am Ende des Dispos aufschlage, sondern lediglich, wie viel Monat dann noch übrig ist.
Seit fast 2 Jahren weist mein Konto nun 4stellige Beträge auf ... momentan pendelt mein privates Vermögen um €3.000,- ... alles Ersparnisse aus 3 Jahren Halbe Stelle zum Mindestlohn. Ich spare momentan ca. 1.000,- im Jahr.
Ich habe eher das Gefühl, ich gebe weniger Geld aus, seit ich arbeite. Anders kann ich mir das aktuelle "Vermögen" jedenfalls nicht erklären.
Meine Ernährungsgewohnheiten haben sich übrigens nur sehr wenig geändert ... das wäre bei körperlich anstrengenderer Arbeit aber wahrscheinlich auch anders.

Du brauchst mich nicht zu fragen, warum ich einen Job angetreten habe, mit dem ich unter dem Hartz4-Regelsatz lande, denn das habe ich hier schon so oft geschrieben ... die Wichser vom JC los zu sein, war es mir einfach wert ... denen meine "Kündigung" hinzurotzen war einer der schönsten Momente in meinem bisherigen leben ... fast so gut, wie der erste Sex.
 
DerOlf schrieb:
Ich sehe nur einfach nicht, dass der Abstand so gering ist.
Ich schon.
DerOlf schrieb:
Hast du ein Auto, um zur Arbeit zu fahren, dann wirst du dieses auch in Zeiten ohne Arbeit nicht einfach stehen lassen (theoretisch geht das zwar ... praktisch macht das aber kaum jemand).
Abhängig von der Region. Aber ob du jetzt jeden Tag 50km fahren musst zur Arbeit oder nur 1-2mal die Woche 5km zum Einkaufen macht sich bemerkbar.
DerOlf schrieb:
Ich habe eher das Gefühl, ich gebe weniger Geld aus, seit ich arbeite. Anders kann ich mir das aktuelle "Vermögen" jedenfalls nicht erklären.
Rückblickend bin ich auch erstaunt, wie ich in der Lehre mit ~800€ netto eine Kleinst-Wohnung und ein Auto unterhalten konnte. Kann ich mir heute nicht mehr vorstellen :D
DerOlf schrieb:
Du brauchst mich nicht zu fragen, warum ich einen Job angetreten habe, mit dem ich unter dem Hartz4-Regelsatz lande, denn das habe ich hier schon so oft geschrieben ... die Wichser vom JC los zu sein, war es mir einfach wert ...
Die Frage für mich ist eher, wieso du 3 Jahre lang freiwillig auf dem Niveau geblieben bist.
 
DerOlf schrieb:
ich führe das aber nicht auf eine zu hohe Grundsicherung zurück, sondern auf zu niedrige Löhne in Vergleichsbereichen
Deine Rechnung geht aber nicht auf! Gebe den Niedriglöhnern mehr Geld, dann werden die Preise für alles steigen und das Verhältnis bleibt gleich. Wenn dann wieder die Grundversorgung angepasst wird, hast du das Verhältnis von jetzt wieder nur mit höheren Zahlen.

Wenn du die Menschen zum Arbeiten "zwingen" wirst, müsste die Versorgung schlechter werden. Nicht das ich mir sowas wünschen würde, aber wie ich bereits schrieb, Wohlstand wurde seit der Anfängen immer auf Köpfen anderer gebaut.
 
xexex schrieb:
Deine Rechnung geht aber nicht auf! Gebe den Niedriglöhnern mehr Geld, dann werden die Preise für alles steigen und das Verhältnis bleibt gleich.
Als aktuelles Beispiel verlangen die halt aber auch mehr Geld, weil sie sonst nicht mehr über die Runden kommen, oder fallen eben in die Grundsicherung. Und dann beschwert sich jeder, das keiner mehr da ist, der die Arbeit macht. Ergo müssten die Löhne eigentlich steigen...
 
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