invdeo-Insolvenz von 2005

Zardoz

Ensign
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Im Jahr 2005 ging invdeo, ein online-Videoverleih pleite. Manche werden sich vielleicht noch erinnern. Man mußte dort eine Kaution in Höhe von 200 Euro hinterlegen, um DVDs ausleihen zu können. Nach der Pleite, mußte man davon ausgehen, dass die Kaution futsch ist. Jedoch gab es in den Jahren danach ein Insolvenzverfahren, wo die "Überreste" der Firma verkauft, versteigert oder sonstwie zu Geld gemacht werden. Aus den Erlösen dieser Verkäufe werden dann die Gläubiger (also auch die Leute, die auf ihre Kaution warten) entschädigt.

Heute erhielt ich eine Überweisung vom Insolvenzverwalter, die Gläubiger wurden tatsächlich bedient. 13 Euro und 51 Cent habe ich bekommen!
Dies verwundert nicht, da die größten Gläubiger immer zuerst bedient werden und dann erst die kleinen Fische den Rest erhalten.
Also im Prinzip ein Totalverlust. Nach 5 Jahren kann ich im Prinzip nur darüber schmunzeln. Ich verbuche es unter "Lehrgeld zahlen".

Daher meine Mahnung an alle Leute, die irgendwo eine Kaution hinterlegt haben, gerade eine aktuelle Zahlung für einen Online-Kauf getätigt haben oder irgendwas in Reparatur gegeben haben: Meidet Kautionszahlungen (ist bei Stromanbietern zB recht beliebt), meidet Online-Shops, die man kaum kennt oder wo schon Gerüchte kursieren, dass die bald pleite gehen. Falls ihr was zum Reparieren habt, versucht es direkt über den Hersteller abzuwickeln, nicht mit dem jeweiligen Händler oder Online-Shop (Händler schicken es eh zum Hersteller, der direkte Weg ist abgesehen davon fast immer schneller). Mit Ausnahme von Asus und einigen wenigen anderen Herstellern, wickeln ohnehin fast alle Hersteller Reparaturen direkt mit dem Kunden ab. Falls Gerüchte über eine Pleite kursieren, klemmt euch dahinter, versucht eure Reparaturware so schnell wie möglich wieder in euren Händen zu halten. (Auch hier bin ich mal auf der Nase gelandet zwecks Insolvenz).

Wenn ihr all das befolgt, könnt ihr euch auch dem Online-Handel hingeben. Gilt jedoch auch für normale Händler, wo man im Laden steht und dem Verkäufer in die Augen schauen kann, auch solche Läden können pleite gehen. Daher neige ich seit den letzten Jahren, bei größeren Shops zu bestellen, zB Amazon. Die sind zwar in der Regel ein paar Euro teurer, jedoch auch wesentlich sicherer und schneller. Große Schlachtschiffe gehen eben nicht so schnell unter, wie kleine Schaluppen.
 
Und wozu soll das nun gut sein? Das weiß man von alleine auch. Komisch, dass mir sowas nie passiert ist. Sind einfach Einzelfälle und das wars. Und wer 200€ Kaution hinlegt für einen Filmverleih ist selbst Schuld!
 
Zardoz schrieb:
...Dies verwundert nicht, da die größten Gläubiger immer zuerst bedient werden und dann erst die kleinen Fische den Rest erhalten.

Quatsch, das ganze wird gequotelt, dabei spielt es keine Rolle ob 10 Mio. € oder 10 € Insolvenzforderung.
 
Grosse Händler können genauso Pleite gehen wie kleine, dass ist kein Argument.
Das von den 200€ am Ende noch 15 übrig waren ist übrigens zu einem guten Teil dem Insolvenzverwalter selbst zu verdanken, die stecken sich den Löwenteil der Verkauferlöse ein.
 
deagleone schrieb:
Quatsch, das ganze wird gequotelt, dabei spielt es keine Rolle ob 10 Mio. € oder 10 € Insolvenzforderung.

Richtig, es gibt zwar kleinere Ausnahmen, in denen bestimmte Gläubiger bevorzugt werden, bzw. sich in eine bessere Stellung bringen können aber grds. ist unser Insolvenzrecht vom Grundsatz bestimmt, dass alle Insolvenzgläubiger ihren quotalen Anteil erhalten.

Auch die vermeintlichen Hinweise sind juristisch nicht sauber, da sich bspw. die Eigentumsverhältnisse bei einem Reparaturauftrag nicht verändern und der Eigentümer Herausgabe auch vom Insolvenzverwalter verlangen kann.
 
War damals auch Kunde von Invdeo, war allerdings mit ein paar Dingen nicht ganz so zufrieden und habe, ohne etwas von deren finanziellen Problemen zu wissen, ein paar Monate vor der Insolvenz gekündigt.
Kann mich noch erinnern das in den FAQs sowas stand wie "diese Kaution ist zur Absicherung gedacht um Diebstahl bzw. widerrechtliche Handlungen zu verhindern" bla bla etc.
Das erschien mir verständlich, heute würde ich solche "Hinterlegungen" ebenfalls strikt ablehnen.

Und für alle die mit der großen Logik der selbsverständlichkeit aufwarten, das hier ist immer noch ein Forum und ich begrüße es wenn Leute ihre Erfahrungen posten, ist halt nicht immer alles immer so glasklar logisch ;)
 
Doc Foster schrieb:
Auch die vermeintlichen Hinweise sind juristisch nicht sauber, da sich bspw. die Eigentumsverhältnisse bei einem Reparaturauftrag nicht verändern und der Eigentümer Herausgabe auch vom Insolvenzverwalter verlangen kann.

Das mag in der Theorie stimmen, aber viel Glück damit in der Realität! :D

Theoretisch mögen manche Leute ja Experte sein, aber in der Realität siehts dann so aus, dass der Insolvenzverwalter auf den Hersteller verweist und dieser auf den Distributor, dieser dann an den Insolvenzverwalter usw usw.

Man muß sich schon dahinter klemmen und ruppig vorgehen, um irgendwas zu erreichen. Wenn die Gegenseite sich weiterhin dumm stellt, müßte man einen Anwalt einschalten, um sein Recht zu bekommen (was in der Theorie wunderschön für einen sprechen mag). Aber wer holt sich nen Anwalt für eine 150 Euro Grafikkarte?
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Harper schrieb:
Und wozu soll das nun gut sein? Das weiß man von alleine auch. Komisch, dass mir sowas nie passiert ist. Sind einfach Einzelfälle und das wars. Und wer 200€ Kaution hinlegt für einen Filmverleih ist selbst Schuld!

Dies ist dazu gut, weil ich zufällig weiß, dass sehr viele Leute die 200 Euro Kaution nicht mehr zurück bekommen haben. Es ist nicht jeder so schlau wie du.
Ganz abgesehen davon, war es in den Anfangszeiten eher üblich, dass die Online-Videoverleihe Kaution verlangt haben. invdeo hat soweit ich mich erinnere auch bis zu 10 DVDs verliehen, das war damals in der Menge auch nicht üblich.

Und wie ich schon geschrieben habe, Kaution verlangen inzwischen ganz andere Branchen. Viele Stromanbieter bieten gegen Vorauszahlung (manchmal sogar Jahresbeiträge) sehr viel billigeren Strom an. Wenn man auch noch so fit ist und mitbekommen hat, dass TeldaFax als Stromanbieter kurz vor der Pleite stand und nur mit Glück durch einen russischen Investor gerettet wurde, der schafft auch den Geistestransfer von Videoverleih zu anderen Branchen mit Kaution und Vorauszahlungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Theoretisch mögen manche Leute ja Experte sein, aber in der Realität siehts dann so aus, dass der Insolvenzverwalter auf den Hersteller verweist und dieser auf den Distributor, dieser dann an den Insolvenzverwalter usw usw.

Was soll denn dieser Quark? Solange ich mein Eigentum nachweisen kann, hat er herauszugeben, notfalls muss man sich das dann gerichtlich erkämpfen, wobei sich ein IV diesem (u.U. auch persönlichen) Risiko eher selten aussetzen wird.

Ich habe tagtäglich beruflich mit Insolvenzverfahren zu tun, woher nimmst du deine Schilderung der "Realität"?
 
SirDoe schrieb:
Und für alle die mit der großen Logik der selbsverständlichkeit aufwarten, das hier ist immer noch ein Forum und ich begrüße es wenn Leute ihre Erfahrungen posten, ist halt nicht immer alles immer so glasklar logisch ;)

Ja ich wollte nur meine Erfahrungen mit anderen Leuten teilen, die es interessiert oder vielleicht sogar betrifft. Aber das dann Leute kommen, die damit nix am Hut haben und den dicken Max raushängen lassen ist schon schade. Aber danke für deinen Zuspruch.
 
Harper schrieb:
Und wer 200€ Kaution hinlegt für einen Filmverleih ist selbst Schuld!

Das dachte ich mir auch. Wofür überhaupt eine solch große Summe verglichen mit dem Wert der Ware. Da muss ja schon einer 30-50 Filme zerstören/bunkern, damit dieser Wert zusammen kommt.

Ich kaufe immer nur bei bekannten und/oder großen Versandhäusern. Hier helfen auch die Bewertungen bei z.Bsp. Geizhals. Besonders bei Lockangeboten sollte man aufpassen, Bsp.: Elektroartikel bei unbekanntem Händler deutlich günstiger, aber 1-2 Wochen Lieferzeit. Geld wird überwiesen, es passiert lange nichts, Ware wird nie geliefert. Und dann ist es schwierig, die bereits gezahlte Summe zurück zubekommen. Manchmal dauert es Wochen.
Recht simple Methode der Händler einen kostenlosen "Kredit" beim Kunden zu erschleichen.

Lieber 10€ mehr zahlen und im Reklamationsfall oder bei Rückerstattungen auf der sicheren Seite sein :)
 
Doc Foster schrieb:
Was soll denn dieser Quark? Solange ich mein Eigentum nachweisen kann, hat er herauszugeben, notfalls muss man sich das dann gerichtlich erkämpfen, wobei sich ein IV diesem (u.U. auch persönlichen) Risiko eher selten aussetzen wird.

Ich habe tagtäglich beruflich mit Insolvenzverfahren zu tun, woher nimmst du deine Schilderung der "Realität"?

Ich nehme meine Schilderungen der Realität aus der Realität!!!

Ich durfte meiner "Insolvenz"-Grafikkarte wochenlang hinterhertelefonieren. Da haben sich alle 3 Beteiligten dumm gestellt und erst als ich beim Distributor aufn Tisch gehauen habe, hat er mir eine vergleichbare Ersatzkarte gestellt. Das waren schon bizarre Telefonate, die ich führen mußte. Gutschriften, die angeblich gebucht wurden, aber nicht an mich herausgegeben wurden, Leugnungen, Verweise auf Dritte usw. Ich war dann sogar bei der Polizei und habe zwecks Unterschlagung eine Anzeige gemacht (ich wußte selbst, dass das nix bringt, aber habs dennoch gemacht, weil ich damit gedroht hatte und mir selbst treu bleiben wollte). Der Polizeiobermeister, der meine Anzeige aufgenommen hat, hat mir gut zugeredet und gemeint, dass ich schon das Richtige mache, aber ich mir keine großen Hoffnungen machen soll.

Also sorry, wenn du tatsächlich mit sovielen Insolvenzverfahren zu tun hast und nur Fälle kennst die glatt laufen und überhaupt keine Unschärfen in den Verfahren hast, dann hast du eben Glück gehabt wie mit nem 6er im Lotto. In der Theorie brauchen wir nicht zu diskutieren, da ist die Sachlage natürlich glasklar. Aber ich lasse mir auch nicht meine Erfahrungen absprechen. Und gerade bei Insolvenzverfahren, wo die Menschen sich nicht gerade von ihrer besten Seite zeigen und versuchen noch zu raffen, was noch übrig ist, da ist sowas eher die Regel als die Ausnahme. Von daher würde ich deinen Optimismus eher nicht teilen.
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Held213 schrieb:
Das dachte ich mir auch. Wofür überhaupt eine solch große Summe verglichen mit dem Wert der Ware. Da muss ja schon einer 30-50 Filme zerstören/bunkern, damit dieser Wert zusammen kommt.

Antwort siehe weiter oben.
 
Ich bin auch kein Fan von Kautionen - ohne das ich Lehrgeld bezhalen musste. Aber das Beispiel mit Stromanbietern ist recht lächerlich. Zwar gibt es genug Anbieter, die eine Kaution verlangen... aber seit der Strommarkt offen ist und zig Anbieter vertreten sind gab es keine einzige Insolvenz eines Stromanbieters.

Zur Abwicklung einer Insolvenz kann ich nicht viel sagen, außer, dass praktisch jeder Depp Insolvenzverwalter werden kann und solch einem Verwalter u.U. die Firma scheißegal ist und er/sie wirtschaftlich nur Scheiße baut und man sich als Firma dagegen nicht wehren kann wer da einem als Insolvenzverwalter zugeteilt wird und was der macht.
 
Zuletzt bearbeitet:
h3@d1355_h0r53 schrieb:
Ich bin auch kein Fan von Kautionen - ohne das ich Lehrgeld bezhalen musste. Aber das Beispiel mit Stromanbietern ist recht lächerlich. Zwar gibt es genug Anbieter, die eine Kaution verlangen... aber seit der Strommarkt offen ist und zig Anbieter vertreten sind gab es keine einzige Insolvenz eines Stromanbieters..

Sagt mal Leute, lest ihr die Beiträge auch???
Ich hatte das Beispiel schon ausgeführt. Google einfach mal nach "teldafax insolvenz". Das war reines Glück, dass plötzlich ein Investor kam und Kapital gestellt hat.
Das "Argument", dass es noch nie vorkam ist ebenso lächerlich. Vor invdeo gabs nämlich auch keine Insolvenzen von Online-Videohändlern. Irgendwann ist immer das erste mal und mit TeldaFax wars kurz vor knapp. Tante Google hilft und ich hatte es ja schon erwähnt. Wer lesen kann...
 
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