Ich bin überzeugt, dass die schönen alten Zeiten nicht deshalb vorbei sind, weil sich WoW so negativ verändert hätte, sondern weil sich in den Köpfen der Spieler etwas verändert hat.
Was früher noch aufregend und neu war, ist nach über 6 Jahren zwangsläufig ausgelutscht und langweilig. Dabei spielt es keine große Rolle, wie schwer oder wie leicht bestimmte Bosse in den Instanzen sind. Alles schon gesehen, alles schon erlebt. Das ist genau das, was man sich in den Anfangszeiten von WoW gar nicht vorstellen konnte. Da kam einem die Welt so riesig vor, dass man niemals alles zu sehen bekommen könnte.
Wenn man den Spieler (sowohl alten Hasen als auch Neulingen) das originale Classic-WoW vorsetzen würde, würden sie aber garantiert das blanke Kotzen bekommen.
WoW war damals völlig unausgeglichen und verbugt. Viele Dinge waren einfach nur ärgerlich und fraßen Zeit, die man lieber mit Dingen verbraucht hätte, die Spaß machen.
Z.B. um die halbe Welt zu den Instanzeingängen zu pilgern und dann kurz vorm Eingang von einem sich langweilenden Raid der anderen Fraktion (die auch seit einer Stunde auf die anreisenden Nachzügler warteten) in den nächsten Lavasee geworfen zu werden um am Arsch der Karte wieder zu respawnen.
Wohl dem, den ein Hexer portete...
Für manche Skillungen gab es anfangs überhaupt keine Sets oder auch nur brauchbare Einzelitems. Z.B. Balancedruiden. Während die allerersten Druiden-Sets wenigstens noch gemischte Stats hatten, gab es später nur noch Heilerzeug. Ein Druide hatte halt Heiler zu sein oder (in Schurkenleder) Feral. Wer das nicht einsehen wollte, der schnappte entweder empörten Magiern die Stoffsachen weg, oder man hatte halt Pech.
Das beste "Balance-Set", das ich damals hatte war das blaue PvP-Set, das immerhin (wohl aufgrund seines Alters) gemischte Stats für alle 3 Skillungen hatte (also echtes Hybrid-Zeug).
Und wo wir gerade bei PvP sind, schauen wir das alte Alterac-Tal-BG an, dem nicht ganz zu Unrecht heute viele nachtrauern.
Das waren oft epische, stundenlange Schlachten, aber trotzdem war damals längst nicht alles Gold.
Es liefen mit etwas Glück 2 oder 3 dieser BGs pro Woche (weil PvP noch serverintern war). Um sich anzumelden lief erstmal das die selbe Weltreise-Spiel zum Portal wie bei den PvE-Instanzen.
Wenn man Glück hatte und mit dabei war, dann buffte vor dem Start erstmal keiner, weil niemand die Materialen für die teuren Massenbuffs opfern wollte und für Einzelbuffs das Mana nicht reichte.
SWährenddessen war der Chat erstmal für 30 Minuten voller "inv! Inv plz! INV!!!111einself...", was meist darin endete, dass es am Ende 2 oder 3 Raidgruppen pro Fraktion im BG gab und 10-20 Leute resigniert solo blieben.
Die Friedhöfe waren an total bescheuerten Positionen (man spawnte genau da, wo die Flagge zum erobern steht) und in diverse Bunker oder auch die Hordenbase selbst konnte man heimlich hinten rum reinklettern, was planvolles Deffen fast unmöglich machte.
Währendessen beschäftigte sich der halbe Raid nicht mit PvP-Kämpfen (oder wenigstens den zahlreichen, für das BG nützlichen Quests), sondern machte nutzlosen PvE-Quests für irgendwelche Items, oder saß angelnd am See...
usw.
Klar. Es hat trotzdem einen riesen Spaß gemacht damals. Viel mehr als heute. Aber nicht weil WoW damals so toll war und heute so schlecht ist, sondern weil wir Spieler uns verändert haben.
Wer es nicht glaubt, der kann ja mal den alten verstaubten WoW-Thread hier im Forum durchlesen. An was die Leute damals so alles Freude hatten.