Windows 8 und Linux: Dateisystem gefährdet

Ferdinand Thommes
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Die Schnellstartfunktion von Windows 8 kann zu einem inkonsistenten Dateisystem inklusive Datenverlust führen. Dieser Fall kann eintreten, wenn Windows 8 aus dem Schnellstart-Modus heruntergefahren wird und dann von einem anderen Betriebssystem aus auf die Partitionen von Windows 8 schreibend zugegriffen wird.

Windows 8 fährt nicht komplett herunter, wenn man es im standardmäßig aktivierten Schnellstartmodus beendet, der auch als Fast Boot bezeichnet wird. Stattdessen parkt das System in einem Schlafzustand – ähnlich dem Hibernate-Modus. Dadurch schafft es Windows 8, im Vergleich mit den rund 45 Sekunden, die Windows 7 zum Start brauchte, in zehn Sekunden hochzufahren.

Die System-Wiederherstellung geschieht über die Datei hiberfil.sys, in der beim richtigen Schlafzustand (Hibernate) der Zustand des gesamten Systems festgehalten wird. Bei Fast Boot wird jedoch nur der Zustand des Kernels und der Dateisysteme, aber nicht die Session des Nutzers festgehalten und bootet somit das System in eine leere Session.

In Dual-Boot-Umgebungen macht Fast Boot keinen Sinn, da der Start sogar etwas länger als ein Start ohne Schlafmodus ausfällt, falls zuletzt etwas anderes als Windows 8 gebootet wurde. Der Grund dafür ist, dass der Bootmanager in einem solchen Fall erst einmal die Datei hiberfil.sys löschen muss und dann einen ganz normalen Systemstart durchführt.

Dass Fast Boot aber auch zu einem inkonsistenten Dateisystem bis hin zum Datenverlust führen kann, entdeckten im vergangenen September die Entwickler des NTFS-Dateisystem-Treibers für Linux, den NTFS-3G. Der von der finnischen Firma Tuxera entwickelte Treiber ermöglicht unter Verwendung von FUSE das Lesen und Schreiben auf NTFS von Linux aus.

Fährt der Rechner mit aktiviertem FastBoot in den Schlafmodus, wird auch ein Abbild des aktuellen Zustands des Dateisystems in der Datei hiberfil.sys festgehalten. NTFS-3G sieht aber nur bei Zugriff auf die Systempartition, dass Windows nicht komplett heruntergefahren ist. Bei Datenpartitionen wird der Zustand nicht erkannt und der Treiber greift unter Umständen schreibend auf das Dateisystem zu. Windows 8 sieht aber später beim Aufwachen die veränderten Daten nicht und arbeitet mit dem vorher gespeicherten Zustand des Dateisystems. Hier ist Datenverlust vorprogrammiert. Nach einem vollständigen Neustart des Systems werden die veränderten Daten dann sichtbar, sind aber meist beschädigt.

Inzwischen gibt es im Entwicklungszweig des Treibers eine aktualisierte Version von NTFS-3G, die diesem Umstand Rechnung trägt und erkennen kann, das Windows 8 nicht vollständig beendet wurde. Dann wird die betreffende Partition lediglich schreibgeschützt eingebunden. Offiziell gibt es den angepassten Treiber noch nicht, lediglich Fedora und Knoppix verwenden ihn bislang in ihren aktuellen Veröffentlichungen. Benutzer anderer Distributionen wie Debian, OpenSuse und deren Derivate genießen diesen Schutz noch nicht. Da, wie schon beschrieben, FastBoot in einer DualBoot-Umgebung nicht wirklich sinnvoll ist, sollten Nutzer einer solchen Umgebung in Betracht ziehen, FastBoot in der Systemsteuerung unter Energieoptionen auszuschalten.

Gefahr besteht aber nicht nur in Dual-Boot-Systemen, sondern ebenso beim Booten von Rettungsmedien von CD, DVD oder einem USB-Stick.