Bundesregierung plant Viren-Alarmzentrum

Sasan Abdi
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Die Bundesregierung plant in Kooperation mit der deutschen Wirtschaft die Gründung eines nationalen Alarmzentrums gegen PC-Viren. Dies geht aus einem Artikel der „Financial Times Deutschland“ (FTD) hervor. Beispielsweise sollen sich Bürger und Unternehmen über eine kostenlose Telefonhotline über aktuelle Gefahren im Netz informieren können.

Das Alarmzentrum ist als ein Aspekt des neuen nationalen Sicherheitsplans für Informationstechnologie, der am kommenden Donnerstag von Bundesinnenminister Schily in Berlin vorgestellt werden wird. Mit der Initiative hoffen die Initiatoren, die grassierenden Schäden in kleinen und mittelgroßen Betrieben und Unternehmen in Deutschland und Europa in den Griff bekommen zu können.

Denn gerade in diesen Unternehmen entstehen durch Hackerangriffe und Virenattacken alljährlich Schäden von rund 22 Milliarden Euro – so die Schätzung von Antivirenherstellern. Gerade in kleinen Betrieben und IT-fernen Unternehmen wird die Gefahr aus dem Datennetz zumeist krass unterschätzt. Auch für den Terrorismus bieten sich vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, sodass eine Intervention auf diesem Gebiet nicht nur der Schadensprävention und Kriminalitäts- sondern auch der Terrorbekämpfung zuzuordnen ist.

„Bürger-Cert“ (Computer Emergency Response Team) soll das neue Alarmzentrum der Bundesregierung heißen. Die Macher rechnen mittelfristig mit 1,5 Millionen Nutzern. Betrieben werden soll das Projekt von Unternehmen aus der IT-Wirtschaft und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Unter den Unternehmen – die auch in die Finanzierung involviert sein werden – befinden sich Riesen wie Microsoft, SAP, Fujitsu Siemens und Datev. Allerdings sind noch nicht alle Details bezüglich der Abwicklung und der Kosten geklärt.

Als bestes Beispiel für die Dringlichkeit eines effektiven Alarmzentrums kann aktuell der Wurm „Zotob“ herhalten, der vergangene Woche vor allem in den USA Unternehmen quer durch alle Branchen teilweise stundenlang lahmlegten. Betroffen waren unter anderem der Paketdienst UPS, der Automobilhersteller Daimler Chrysler, Disney, Kraft Foods und die renommierte Tageszeitung New York Times – während CNN über die Geschehnisse berichtete, fielen im Hintergrund hunderte Rechner aus.

Das nationale Alarmzentrum soll zukünftig, wenn es nach den Machern geht, den registrierten Unternehmen und Bürgern vorzeitige und detaillierte Warnungen über akute Bedrohungen aus dem Web zuschicken und so präventiv Schäden vorbeugen. Übrigens: Für den Mittelstand gibt es mit „Mcert“ bereits ein ähnliches, obgleich kleiner dimensioniertes Projekt, das allerdings bisher kaum Anklang findet. Entsprechend stellt sich die Frage, ob die angestrebte Zahl von 1,5 Millionen registrierten Benutzern nicht etwas zu utopisch ist.