Windows Vista Build 5456, WinFS ist tot

Thomas Hübner
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Anfang 2007 soll Windows Vista in den Läden erhältlich sein. Nach der Ende Mai fertiggestellten und Anfang Juni öffentlich zum Download bereitgestellten Beta 2 von Windows Vista (Build 5384.4) stellt Softwareriese Microsoft seinen technischen Betatestern mit dem Juni Community Technology Preview (CTP) Build 5456 von Vista zur Verfügung.

Die neue Version stellt einen gehörigen Versionssprung dar und ist eine Zwischenversion auf dem Weg zum ersten Release Candidate (RC1), der im Laufe des Jahres ebenfalls wie Beta 2 öffentlich zur Verfügung stehen soll. In Vorbereitung des nächsten wichtigen Meilensteins weist Microsoft seine Tester an, mit der neuen Version auch den Upgrade-Prozess von Beta 2 auf Build 5456 auf Herz und Nieren zu überprüfen. Damit werden alle Tester der aktuellen Beta 2 ohne Neuinstallation auf die kommende RC1 umsteigen können. Üblicherweise gestattet (oder empfiehlt) Microsoft seinen Testern als Testszenario eine saubere Neuinstallation (Clean Install) oder das Update von Windows XP – eine Installation Beta über Beta ist für gewöhnlich „not supported“.

Windows Vista Build 5456 (Post-Beta 2)
Windows Vista Build 5456 (Post-Beta 2)

Build 5456 wurde am vergangenen Wochenende veröffentlicht, am 22. Juni 2006 um 17 Uhr compiliert und steht internen Testern in den Sprachen Englisch, Deutsch und Japanisch für die Architekturen x86 und x64 zur Verfügung. Sie ist mit 3357 MB (x64) und 2573 MB (x86) in der englischen Sprachversion bedeutend kompakter als die 4110 MB (x64) und 3200 MB (x86) große Beta 2. Entsprechend schneller geht auch die Installation von Build 5456 vonstatten – 30 Minuten vergingen auf einem System mit Athlon 64 FX-60.

Große Innovationen halten mit Build 5456 jedoch nicht Einzug. Neben größtenteils auf den aktuellen Stand gebrachten Logos, Icons und Grafiken hat Microsoft seinem Windows Vista endlich neue Mauszeiger verpasst. Außerdem wurde das störende User Account Control (UAC) dahingehend entschärft, dass Icons auf dem Desktop nun ohne Administrator-Rechte (und damit mehrfacher Genehmigung des Users) gelöscht werden können. Dennoch bleibt dieses Feature während der Einrichtungsphase einfach ein Hinderniss – im Minutentakt wird zum Ändern von Einstellungen oder zur Installation von Software und Treiber, darunter auch ActiveX-Plugins für den Internet Explorer, um Genehmigung gebeten.

Das Network Center wurde erweitert und ist nun als Network and Sharing Center auch für die Dateifreigabe im Netzwerk zuständig. Besonders schön sind hier (die in vorherigen Versionen auch schon vorhandene) Unterscheidung von privaten und öffentlichen Netzwerken, mit der automatisch das Verhaltenen des Rechners im Netzwerk geregelt wird. Der DVD Maker kann nun auch ohne leere DVD im Laufwerk gestartet werden und die Oberfläche des Windows Movie Maker wurde an den Rest von Longhorn angepasst. Auffällig ist das in Schwarz gehaltene Menü, das in anderen Applikationen (Windows Mail, Windows Calendar, etc.) noch im blauen Gewand daher kommt. Im Internet Explorer 7.0 können Tabs nun wie bei der Konkurrenz verschoben werden und im Flip-3D-Modus kommt Kantenglättung zum Einsatz. Zu guter Letzt wurde aufgrund von Feedback die Listen-Darstellung im Explorer wieder integriert und das Performance Rating in der Systemsteuerung optisch überarbeitet.

Vielerorts ist von einer deutlich besseren Performance von Build 5456 bei der hardwarebeschleunigten Oberfläche Aero die Rede. Diese Beobachtung können wir auf einem Athlon 64 FX-60 mit 1 GB Arbeitsspeicher und GeForce 6800 GT nicht teilen. Die ganze Oberfläche wirkt überaus träge und die Tatsache, dass sich der Desktop Windows Manager (DWM, Codename Avalon) im Durchschnitt 30 Prozent des Dual Core-Prozessors krallt, sprechen – zumindest mit unserer Hardware – nicht für diese Beta-Version. Auf Besserung mit kommenden Testversionen darf gehofft werden.

Windows Vista Build 5456 (Post-Beta 2) - Performancehungriges DWM
Windows Vista Build 5456 (Post-Beta 2) - Performancehungriges DWM

Ansonsten hat sich mit Build 5456 ein Feature endgültig verabschiedet: Microsoft hat den Support für die PC-zu-PC-Synchronistation aus dem Sync Center von Windows Vista gestrichen. Was in früheren Beta-Version bereits funktionierte, muss aufgrund von Qualitätsproblemen draußen bleiben. Bei der Peer-to-Peer basierten PC-zu-PC-Synchronistation konnte man in vorherigen Beta-Versionen bei jedem Ordner definieren, mit welchem im Netzwerk verfügbaren System automatisch ein Abgleich erfolgen soll – für Besitzer von mehreren PCs oder einem Notebook ein mehr als nur willkommenes Features. Das Sync-Center von Build 5456 wurde um den PC-zu-PC-Abgleich beschnitten und hält nun mobile Endgeräte (wie MP3-Player etc.) und in den Business- und Professional-Versionen auch Netzwerk-Laufwerke synchron. Für die Datensynchronistation wird auf den seit Windows 95 kaum veränderten Aktenkoffer verwiesen, der so recht von niemandem genutzt wird.

Windows Vista Build 5456 (Post-Beta 2) - PC-to-PC-Synchronistation ist tot!
Windows Vista Build 5456 (Post-Beta 2) - PC-to-PC-Synchronistation ist tot!

Das Dateisystem WinFS hat darüber hinaus endgültig das Zeitliche gesegnet. Ursprünglich für Vista angekündigt, sollte es einige Zeit später als kostenloses Update nachgereicht werden. Daraus wird nun leider nichts. Wie im WinFS-Blog angekündigt, wird auf die bereits für Windows XP veröffentlichte Beta 1 von WinFS keine Beta 2 oder gar eine fertige Version folgen. Die zusammen mit WinFS entwickelten Technologien sollen in der nächsten Version des SQL Server und Visual Studio Einzug halten.

Is WinFS dead? Yes and No. Yes, we are not going to ship WinFS as a separate, monolithic software component. But the answer is also No - the vision remains alive and we are moving the technology forward. A lot of the technology really was database stuff – and we’re putting that into SQL and ADO. But some of the technology, especially the end user value points, are not ready, and we’re going to continue to work on that in incubation. Some or all of these technologies may be used by other Microsoft products going forward.

Quentin Clark, Microsoft WinFS-Projektleiter