Debian „Etch“ wird zu Debian 4.0

Michael Hass
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Wie einer internen Mitteilung der Debian-Linux-Entwickler zu entnehmen ist, soll der Nachfolger der im letzten Jahr erschienenen Linux-Distribution Debian Linux 3.1 alias „Sarge“ nun doch noch in diesem Jahr erscheinen und dann die offizielle Release-Nummer 4.0 tragen. Hierfür haben sich die verantwortlichen Coder enge Ziele gesetzt.

In mehreren Schritten soll die Anzahl der veröffentlichungshemmenden Fehler auf Null reduziert werden. Hierzu wurde aber nicht einfach das Veröffentlichungsdatum als Deadline bekannt gegeben, sondern vielmehr ein detaillierter Zeitplan erstellt, anhand dessen das gesamte Team ihren Fortschritt auf einen Blick erkennen kann.

  • Montag, 31. Juli 06: Veröffentlichungskritische Fehler (Release Critical Bugs) weniger als 200
  • Montag, 7. August 06: RC Bugs weniger als 180
  • Montag 14. August 06: RC Bugs weniger als 170
  • Mittwoch 18. Oktober 06: RC Bugs weniger als 80
  • Montag 4. Dezember 06: Veröffentlichung - alle kritischen Fehler der Liste abgearbeitet

Und somit wird, wenn nichts weiter dazwischen kommen sollte, schon zum nächsten Dezember eine neue Version der beliebten Linux-Distribution Debian in den Startlöchern stehen, das in die Tage gekommene „Sarge“ abzulösen.

Was Debian-Nutzer freuen wird, sind die Neuerungen, die die Entwickler aufgenommen haben. So wurde zum einen der Wechsel von XFree86 auf X.org vorgenommen und AMD64 wurde als offizielle Plattform mit in die Liste der Unterstützten Plattformen integriert und profitiert so vor allem von dem vollen Support. Als Kernel wird aller Voraussicht nach 2.6.17 oder sogar 2.6.18 zum Einsatz kommen. Bis zur geplanten Veröffentlichung im Dezember werden allerdings noch einige Monate ins Land ziehen, und so sind Anpassungen an vielen Paketen denkbar und möglich.

Eins möchten die Debianer aber endgültig abstreifen: Das Image der ewig Gestrigen, auch wenn gerade das Festhalten an bewährten und ausreichend getesteten Paketen Debian zu einer der weltweit beliebtesten Serverdistributionen auf dem Linux-Markt gemacht hat. Dass es auch anders geht, hat Ubuntu mit seinen kürzeren Release-Zyklen und aktuellen Software-Paketen gezeigt. Auch andere Distributionen wie Kanotix setzen im Kern auf Debian, bieten aber für den Desktop weitaus jüngere und somit neuere Software-Pakete an, was wiederum auf dem Enduser-Markt gefragter ist.

Zudem fühlen sich einige Debian-Entwickler zu reinen Paket-Lieferanten für andere Distributionen degradiert, die im Debian-Umfeld ihre Entwicklungen vorantreiben, und somit quasi im Windschatten der großen Mutter große Erfolge feiern, während die eigene Distribution immer seltener auf den Systemen installiert wird. Mit den nun kürzeren Release-Zyklen soll dieser Trend zumindest aufgehalten werden, und die Entwickler hoffen, dadurch vermehrt neue Nutzer zu finden, die wiederum ihren Beitrag zum Fortschritt der eigenen Distribution und beitragen.