Microsoft erobert US-Antiviren-Markt

Sasan Abdi
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Mit überraschendem Erfolg hat der Softwareriese Microsoft sein Sicherheitspaket „Windows Live Onecare“ auf den US-Markt losgelassen. Im ersten Verkaufsmonat (Juni) eroberte Onecare laut der Marktforschungsgruppe NPD Group satte 15 Prozent Marktanteil im US-Einzelhandel und blamiert damit die renommierte Konkurrenz.

Entgegen zahlreicher Erwartungen scheint es Microsoft damit recht gut zu gelingen, sich schnell auf dem hartumkämpften Antiviren-Markt zu etablieren. Dabei hatte die Konkurrenz teilweise bereits auf den neuen Player reagiert: „Microsoft erobert Marktanteile, aber McAfee kontert das mit Highend-Funktionen in Einstiegsprodukten“, so NPD Group Analyst Chris Swenson. Trotzdem setzt Microsoft mit diesem Einstieg im äußerst lukrativen Markt für Antivirensoftware ein Zeichen, das die Mitbewerber in Unruhe versetzen dürfte.

Denn bislang konnte nichts die Alleinherrschaft der spezialisierten Anbieter wie McAfee oder Symantec erschüttern. Obwohl Microsoft den Angriff auf den Antiviren-Markt längerfristig angekündigt hatte, wurden bei der Konkurrenz kaum Vorbereitungen getroffen. Dabei bietet Onecare alles das aus einem Paket, was die bisherigen Branchenmogule höchstens in getrennter Form anbieten: Einen Virenscanner, Software zur Systemoptimierung sowie zur Datensicherung.

All das war zu einem relativ frühen Zeitpunkt bekannt. Entsprechend seltsam mutet an, dass beispielsweise McAfee erst jetzt reagiert und ein ähnliches Paket auf den Markt wirft. Und auch bei Symantec kommt mit „Norton 360“ erst mittelfristig ein vergleichbares Bundle auf den Markt. Dennoch gab sich Symantec-Boss John Thompson bei der Bekanntgabe der neusten Geschäftszahlen Mitte Juli noch betont gelassen: „Onecare hatte keinen großen Einfluss auf unser Geschäft“, hieß es damals noch. Nicht allzu verwunderlich – hatte zu dieser Zeit ja noch niemand den Erfolg gemessen. Nun, nach Veröffentlichung der NPD-Zahlen, verweist das Unternehmen darauf, dass die Studie nur einen Teil der Vertriebskanäle erfasse und somit ungenau sei. Auch bei McAfee werden „die anderen Vertriebswege“ als Argumentationsgrundlage herangezogen: „Unser größtes Augenmerk gilt anderen Absatzkanälen wie Internet-Serviceprovidern, Herstellern und unserer eigenen Webseite“, so eine Sprecherin. Die alleine Berücksichtung des US-Einzelhandels sorgt demzufolge für eine Verzerrung der tatsächlichen Marktanteile.

Ungenauigkeiten hin oder her: Feststeht, dass gerade McAfee und Symantec derzeit Marktanteile verlieren. Der US-Einzelhandel kann hierbei durchaus als solider Spiegel der Tatsachen herangezogen werden. Für die Kunden bedeutet dies im übrigen, dass der Preis- und Feature-Kampf in diesem Segment weiter zunehmen wird. Onecare ist nur aktuell in den USA erhältlich und kostet offiziell 49,95 US-Dollar. Dieser Preis variiert jedoch stark – so ist das Paket bei Amazon beispielsweise schon für 19,99 US-Dollar erhältlich.