Telekom entlässt Kai-Uwe Ricke als Konzernchef

Christoph Becker
57 Kommentare

Wie der Spiegel heute in seiner Onlineausgabe berichtet, sei sich die Konzernspitze über der Entlassung des bisherigen Chefs Kai-Uwe Ricke einige. Man beruft sich dabei auf Aufsichtsratskreise und gibt an, dass René Obermann, bisher Chef von T-Mobile, Rickes Posten mit sofortiger Wirkung übernehmen wird.

Diese Entscheidung sei gestern Abend nach mehrstündigen Gesprächen gefallen. Noch am heutigen Sonntag wird das vierköpfige Präsidium des Aufsichtsrats in einer Sondersitzung endgültig über die Ablösung Rickes beraten. Sollten sich in diesen Gesprächen keine Probleme zeigen, könnte Obermann schon in der kommenden Woche seinen neuen Posten übernehmen. Die Zeit Kai-Uwe Rickes als Konzernchef der Deutschen Telekom wäre damit vorbei.

Bis vor Kurzem hatte Ricke noch versucht, das sinkende Schiff „Festnetzsparte“ zu retten. So wollte er einer groß angelegten Personalentlassung in der Festnetzsparte T-Com durch eine Erhöhung der Arbeitszeit von Mitarbeitern aus der Service-Abteilung und den Call-Centern von 34 auf 38 Stunden zuvorkommen. Die rund 45.000 Beschäftigten dieser beiden Abteilungen sollten 2007 aus der T-Com ausgegliedert werden und fortan in der neuen Gesellschaft „T-Service“ und einer ebenfalls separaten Call-Center-Gesellschaft weiterleben.

Diese Bemühungen Rickes kamen aber offenbar zu spät. Denn der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel hatte sich offenbar schon länger gegen Ricke und für Obermann entschieden. Der Wechsel an der Konzernspitze wurde im Vorfeld offenbar schon mit den beiden Großaktionären, dem Bund und dem Finanzinvestor Blackstone, abgestimmt. Beide Anteilseigner hatten in den vergangenen Wochen bereits mehr oder weniger offen die Strategien Kai-Uwe Rickes kritisiert.

Der Rest des Aufsichtsrats und die Arbeitnehmer der Deutschen Telekom wurden offenbar von Zumwinkel bislang noch nicht unterrichtet. Dort wusste man noch nicht einmal, dass für den heutigen Sonntag eine Sondersitzung des Präsidiums anberaumt worden ist.