Pornos auch ohne Sonys Segen auf Blu-ray

Christoph Becker
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In der vergangenen Woche berichteten wir über die Erlebnisse eines Porno-Filmstudios, das versucht hatte, neue Filme auf Sonys Blu-ray-Disc zu veröffentlichen. Damals hieß es, dass Sony es indirekt verbieten würde, Filme mit explizit pornographischem Inhalt auf solchen Datenträgern zu vertreiben.

Doch wie sich nun herausstellt, scheinen die Darstellungen, die in einem Interview mit den Kollegen von Heise.de aufgestellt worden waren, doch nicht ganz richtig gewesen zu sein. Offenbar ist Sony grundsätzlich nicht strikt gegen einen Vertrieb von Pornofilmen auf Blu-ray-Datenträgern. Dies geht aus einem Interview hervor, das Dailytech mit dem Chef von Vivid Entertainment, Steven Hirsch, geführt hat. Demnach habe sein Unternehmen bereits im März des vergangenen Jahres seinen ersten Film erfolgreich auf Blu-ray herausgebracht und plane auch in Zukunft, weitere Titel auf Sonys neu entwickeltem Datenträger zu veröffentlichen.

Entgegen den Angaben, die der Chef des Konkurrenzstudios Digital Playground gegenüber Heise.de tätigte, habe man von Sony keinerlei Hürden in den Weg gestellt bekommen, als man versuchte, seinen ersten Film auf Blu-ray-Disc fertigen zu lassen. Man wäre lediglich nicht weiter vom japanischen Großkonzern unterstützt worden und hätte sich seine Fertigungspartner selber suchen müssen. Bei dieser Suche sei Hirsch aufgefallen, dass Sony wohl lediglich die Direktive ausgebe, dass in Fertigungsbetrieben von Blu-ray-Discs, die Filme der Disney-Filmstudios pressen, möglichst bitte keine Pornofilme gefertigt sollen werden.

Diese Restriktionen von Sony machen die Produktion eines pornographischen Films auf Blu-ray nicht gerade einfach, da es bislang nur recht wenig Betriebe gibt, die die neuen Scheiben herstellen können und von den wenigen, die es gibt, viele auch noch oben angesprochene Kinderfilme produzieren. So gibt Hirsch weiter an, dass derzeit die Produktion von hauseigenen Filmen als HD-DVD wesentlich einfacher sei, da diese auf der alten DVD-Technik aufbauen würde und man so aus einer weit größeren Zahl von Fertigungsbetrieben auswählen könne. Er geht jedoch davon aus, dass sich dieser Umstand in naher Zukunft ändern werde, da über kurz oder lang immer mehr Produktionsstätten entstehen werden. Erst dann werden auch mehr Erwachsenenfilme auf Blu-ray erscheinen, da man dann nicht mehr mit dem Problem zu kämpfen habe, das die Disc aus Sonys Entwicklung ein komplettes technologisches Novum darstelle.

Und während sich das Filmstudio Digital Playground offenbar aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Monate darauf festgelegt hat, seine kommenden Filme lediglich auf HD-DVD zu publizieren, hält Vivid Entertainment immer noch an dem Plan fest, beide Formate mit Filmen zu unterstützen. Steven Hirsch sieht derzeit sogar die Blu-ray Disc im Vorteil, da diese nicht zuletzt Dank der PlayStation 3 weit mehr Abspielgeräte in den Wohnzimmern dieser Welt installiert habe.

Eine weitere Aussage bezüglich Pornos auf der Blu-ray Disc kommt in diesen Tagen von Marty Gordon, dem Vize-Chef der Blu-ray Disc Association. So schreibt dieser, dass man keinerlei Verbot herausgegeben hätte, das es Disc-Herstellern untersagen würde, solche Filme zu produzieren. Ganz im Gegenteil, denn man sei eine grundsätzlich gegenüber allem offene Organisation, die sich über jedes Interesse an der eigenen Technologie freuen würde. Dazu würden auch solche Unternehmen gehören, die das gesamte Spektrum der Blu-ray Disc erweitern würden.

Darüber hinaus ist es sicher nicht übertrieben, der Pornoindustrie solch ein Interesse zukommen zu lassen, wenn es um die Unterstützung eines der beiden Next-Gen-Formate für Filme im HDTV-Format geht. Denn schon einmal war diese einer der Auslöser dafür, dass sich ein Wettbewerber gegen einen anderen durchsetzen konnte. So geschehen am Anfang der Achtziger Jahre, als die Pornoindustrie auf das VHS-Format setzte und diesem damit zum Sieg über das technisch überlegene Betamax-System verhalf. Es wäre jedoch vermessen, der Pornoindustrie einen solch weitreichenden Einfluss zuzusagen, dass sie den Formatstreit zwischen Blu-ray Disc und HD-DVD allein entscheiden könnte.