eBay beendet Werbeboykott gegen Google

Jirko Alex
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Nachdem das Online-Auktionshaus eBay vor knapp zwei Wochen alle Werbeaufträge bei Googles AdWord-Service stornierte, um, so hieß es, andere Angebote auszuloten, beendete das größte Auktionshaus im Internet den Boykott am Freitag wieder. Kenner gehen davon aus, dass die beiden Riesen aufgrund unterschiedlicher Bezahldienste aneinander gerieten.

So übernahm eBay bereits im Jahre 2002 den Bezahldienst PayPal, der mittlerweile bereits über 143 Millionen Mitglieder zählt und für einen Jahresumsatz von 1,4 Milliarden US-Dollar sorgt. Google hingegen gründete vor gut einem Jahr einen eigenen Service für das Bezahlen von Online-Einkäufen und führt ihn seitdem in den USA unter dem Namen Google Checkout oder kurz GBuy. Der Suchmaschinengigant drang damit in einen Bereich vor, den eBays PayPal-Service vormals fast uneingeschränkt für sich einnehmen konnte. Aufgrund einer leichten Bedienbarkeit – bei GBuy können sich Kunden mit einem Login für mehrere Händler registrieren – sowie relativ geringer Kosten wird Googles Checkout unter Analysten als ernstzunehmende Alternative eingestuft. Dennoch führen erst etwa 125 der 500 wichtigsten Online-Händler weltweit die Suchmaschinenalternative zu PayPal.

Das Online-Auktionshaus eBay wollte an diesem Umstand offenbar auch nichts ändern und ließ Googles Bezahlservice erst gar nicht bei den eigenen Auktionen zu. Der Dienst entspräche nicht den eigenen Sicherheitsstandards, hieß es seinerzeit. Dass mit diesem Ausschluss aber auch gehörig am Selbstschutz von PayPal gearbeitet wurde, wurde schon damals gemunkelt. Da die beiden Konzerne aber seit über sieben Jahren eng miteinander zusammenarbeiten, verliefen sich die Auseinandersetzungen bisher im Sand. Dies änderte eine Google-Party, die gleichzeitig zu einem „eBay-Live“-Event angesetzt war und unter dem Motto „Let Freedom Ring“ vor etwa zwei Wochen starten sollte. Der Suchmaschinen-Primus wollte auf dieser Party GBuy bewerben, was eBay jedoch so gar nicht zu behagen schien. Man stornierte kurzerhand alle AdWord-Aufträge in den USA mit der offiziellen Begründung, andere Suchmaschinenbetreiber wie Yahoo oder Microsoft in Augenschein nehmen zu wollen und bei diesen den Kosten/Nutzen-Faktor abzuwägen. Zu der angesetzten Google-Party ließ eBay-Chefin Meg Whitman verlauten, dass man nicht erfreut „über die Google-Party und das Marketing drumherum“ gewesen sei.

Seit nunmehr zwei Tagen wurde der insgesamt zehntägige Boykott wieder aufgehoben und eBay schaltet wieder Werbung bei Google. Man habe aber festgestellt, dass nicht so viel Geld für Google-Werbung ausgegeben werden brauche, wie bisher, heißt es von Seiten des Auktionshauses. In Zukunft wolle man die AdWord-Aufträge also signifikant zurückschrauben – eine Schelte für Googles Bemühungen, einen eigenen Bezahldienst einzuführen? eBay jedenfalls werde das eigene Revier verteidigen, wie auch Meg Whitman deutlich hervorhob: „Wir verteidigen uns mit PayPal aggressiv. Das gehört zu unserem Kerngeschäft und wir lassen uns sicher nichts wegnehmen von jemandem, der irgendwie auch in dem Geschäft mitmischen will.“ Ob allerdings Trotzreaktionen wie in den USA den Kampf um das Kerngeschäft erleichtern, bleibt abzuwarten. In Fachkreisen jedenfalls wurde das kurzweilige Experiment mit geteilter Stimmung aufgenommen.