Preise und Termin von OnLive bekannt

Andreas Frischholz
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Im Rahmen der Game Developer Conference 2010 in San Francisco hat der Spiele-Streaming-Anbieter und -Entwickler OnLive weitere Angaben zum Geschäftsmodell veröffentlicht. Die monatlichen Gebühren betragen demnach 14,95 US-Dollar, zusätzlich fallen bislang noch unbekannte Kosten für die einzelnen Programme an.

Derzeit befindet sich der Dienst noch in der Beta-Phase und soll am 17. Juni dieses Jahres – medienwirksam direkt nach der Spielemesse E3 in Los Angeles – offiziell starten, vorerst aber nur in den USA. Als Köder verspricht der Anbieter den ersten 25.000 Mitgliedern binnen der ersten drei Monate kostenfrei auf den Dienst zugreifen zu können. Pläne für eine Ausweitung des Dienstes über die USA hinaus liegen bislang noch nicht vor.

Per OnLive sollen aktuelle Titel selbst auf schwächeren Systemen wie etwa Netbooks laufen, da die Spiele nicht auf dem heimischen System berechnet werden, sondern mittels des Cloud-Computing-Prinzips auf zentralen Servern. Die Datenübertragung erfolgt über ausgefeilte Kompressionsalgorithmen, die inklusive Steuerungseingaben eine Übertragung in Echtzeit gewährleisten sollen. Somit ist prinzipiell nur noch eine schnelle Internetverbindung die einzige Anforderung, um graphische fordernde Titel zu genießen. Für die maximale Auflösung von 1.280 x 720 Pixel wird eine Bandbreite von fünf Mbit/s vorausgesetzt, bei der niedrigeren TV-Auflösung sinken die Anforderungen auf 1,5 Mbit/s.

Für Systeme mit Windows oder Mac OS X wird lediglich ein kleines Browser-Plugin für den Betrieb benötigt, Fernseher können über eine separate Set-Top-Box mit dem Dienst verbunden werden. Diese decodiert die Daten und bietet Anschlüsse für Controller bzw. Maus und Tastatur. Innerhalb der Branche kann man bereits auf ein ordentliches Spektrum von Partnern verweisen. So sind von den großen Publishern wie Electronic Arts, Atari, UbiSoft oder Take 2 praktisch alle vertreten, einzig Activision Blizzard hat noch kein Abkommen mit OnLive ausgehandelt. Dementsprechend fällt auch das Angebot an Spielen aus

In der Beta konnten unter anderem Titel wie „Crysis Warhead“, „Mass Effect“, „Unreal Torunament 3“, „Burnout: Paradise“ oder eine Demo von „Company of Heroes: Opposing Fronts“ gespielt werden. Die Resumées von Beta-Teilnehmern fielen allerdings zwiespältig aus. Einerseits funktioniert der Dienst wohl besser, als man auf den ersten Blick erwarten würde, andererseits reicht selbst das nur bedingt aus. Bei der Eingabe mit Maus und Tastatur ist die Latenz noch zu hoch, mit Controllern verbessert sich das Spielgefühl. Für langsamere Titel wie Burnout: Paradise reicht die Übertragungsleistung schon aus, bei schnellen Shootern wie Unreal Tournament 3 bereitet die Steuerung aber noch Probleme. Ebenso müssen bei der Grafik Abstriche gemacht werden, die durch die Kompressionsverfahren hinter die optische Qualität der auf dem heimischen System installierten Versionen zurückfällt.

Somit bleibt abzuwarten, ob OnLive die Spielewelt wirklich revolutionieren kann, wie es die Mannen rund um Entwicklungschef Steve Perlman angekündigt haben. Der verfolgte Ansatz ist spannend und die sieben Jahre andauernde Entwicklungsarbeit scheinen sich gelohnt zu haben. Die beschriebenen Nachteile sind allerdings ein Problem. Analysten kritisieren indes, dass der Preis zu hoch angesetzt ist. Allein die monatlichen Gebühren belaufen sich pro Jahr auf 180 US-Dollar, binnen zwei Jahren auf 360 US-Dollar – Geld, von dem ebenso die Anschaffung einer Konsole sowie einiger Spiele finanziert werden könnte. Daher zweifeln die Analysten, ob Spieler bei diesen jährlichen Kosten nicht doch den herkömmlichen Vertriebswegen die Treue halten.

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