HTC Flyer im Test: Das Tablet-Debüt mit Stifteingabe

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Sasan Abdi
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Bedienung & Display

Das Flyer unterstreicht, dass eine Display-Größe von 7-Zoll für ein Tablet in bedientechnischer Hinsicht ideal ist. Während man zwar bei vielen (Multimedia-)Anwendungen eindeutig von einer größeren Display-Diagonalen profitiert, fällt die Bedienung auf 7-Zoll immer sehr komfortabler aus, weil das Gerät selbst bei geringen Spannweiten zumeist perfekt zwischen beide Hände passt und man so wunderbar mit beiden Daumen tippen und Eingaben machen kann.

Dies funktioniert auch beim Flyer tadellos, was gerade Vielschreiber freuen dürfte. Eingeschränkt wird dieser Größenvorteil in diesem Fall einzig durch das Gewicht: Mit 420 Gramm ist das Flyer in seiner Klasse zu den schwereren Geräten zu zählen, was sensiblen Zeitgenossen bei einer längeren Nutzung auch durchaus auffallen dürfte. Löblich ist dagegen, dass die Soft-Touch-Knopfreihe wie erwähnt stets mit dem Bild mitkippt, was ebenfalls einer flüssigen Bedienung zugute kommt.

Das Highlight ist in der Bedienung aber natürlich der Stift. Dieser wird von einer AAA-Batterie betrieben und erinnert zumindest bei der Betrachtung der Kunststoff-Spitze stark an die guten alten Stylus' aus Windows-Mobile-Zeiten. Ansonsten ist das Design aber wie bereits angedeutet stark an der Rückseite des Flyers ausgerichtet.

Aktiviert und gesteuert wird die Eingabe via Stift über den Extra-Button in der Knopfreihe. Wird dieser mit dem Stift berührt, lassen sich einige Einstellungen vornehmen: Zunächst hat man hier Zugriff auf die Stift-Anwendungen, sodass man direkt die Notizen oder den sogenannten „Kritzel“-Modus öffnen kann. Während man bei ersterem Stichpunkte und Notizen festhalten kann, lässt sich mit letzterem sofort ein Screenshot vom gegenwärtigen Bildschirm-Inhalt anfertigen, der dann beliebig beschrieben werden kann, wodurch beispielsweise Gedanken zu einem bestimmten Inhalt festgehalten und durch die „Senden“-Funktion über unterschiedliche Kanäle wie E-Mail oder soziale Netzwerke mit Anderen geteilt werden können. „Kritzeln“ öffnet sich automatisch, sobald man eine beliebige Stelle auf dem Display mit dem Stift berührt, sodass sofort losgeschrieben oder -gezeichnet werden kann. Über das vorinstallierte Evernote können Inhalte wie Notizzettel zudem via Cloud mit anderen Geräten synchronisiert und Gimmicks wie eine Handschriftenerkennung genutzt werden.

Flyer und Stift: Kein Über-Feature – aber ein passables Gimmick
Flyer und Stift: Kein Über-Feature – aber ein passables Gimmick

Ist der „Kritzel“-Modus auf die ein oder andere Art einmal aktiviert, können die Eigenschaften des Stifts durch die erneute Berührung des Stift-Buttons angepasst werden: Vom Pinsel über einen Bleistift bis hin zu einem Marker gibt es unterschiedliche Stift-Typen und auch die Farbe und Linienstärke können angepasst werden. Zudem können hier die letzten Aktionen rückgängig gemacht oder die komplette Eingabe gelöscht werden. Angenehm ist auch, dass der Stift zwei wichtige Funktionen über zwei Knöpfen direkt integriert hat: Hält man den einen gedrückt, lassen sich Inhalte wie Textstellen markieren; mit dem zweiten können mit dem Stift geschriebene Inhalte radiert werden.

Die Eingabe funktioniert überraschend flüssig, die Verzögerung ist minimal. Anfänglich wird die Geschwindigkeit nur durch den Nutzer gebremst: Die tatsächliche Bedienung erfolgt nämlich weiterhin über die Fingerberührung und nicht durch den Stift. Da dieser tatsächlich nur zum Zeichnen da ist, erwischt man sich in den ersten Minuten häufiger bei dem Versuch, Schaltflächen und Apps mit dem Stift anzuklicken. Hat man aber erstmal verinnerlicht, dass dafür weiterhin die Finger benötigt werden, funktioniert das Zusammenspiel mit den Stift-Funktionen wunderbar flüssig und produktiv, sodass sich lagen lässt: Die Mission „Stift-Integration“ ist soweit geglückt.

In Sachen Bildschirm kommt auf dem Flyer Tablet-typisch ein TFT-Display zum Einsatz, das bei einer Größe von 7-Zoll in 1.024 x 600 Pixeln darstellt. Im Vergleich zur Konkurrenz und hier insbesondere den 10-Zoll-Geräten hat das Flyer also eine durchschnittliche Auflösung zu bieten, die beispielsweise in etwa der des – mittlerweile über ein Jahr alten – iPads entspricht, für die Größe aber noch in Ordnung geht. Die Darstellung ist scharf, auch der Blickwinkel ist sehr gut. In hellen Umgebungen wie einem Park bei Sonnenschein hat aber auch das Flyer genauso wie das Gros der Konkurrenz mit starken, nervigen Spiegelungen zu kämpfen. Da dies selbst für Schattenplätze gilt, muss festgehalten werden, dass sich auch das Flyer nur bedingt zu einer regen Outdoor-Anwendung eignet. Hierbei handelt es sich aber um ein grundsätzliches, also nicht Flyer-spezifisches Problem.

Display-Werte
  • Helligkeit max.:
    • Sony Ericsson Xperia Arc
      394
    • Samsung Galaxy S II
      371
    • HTC Sensation
      350
      Weißpunkt: ca. 5.900
    • HTC Flyer
      331
      Weißpunkt: ca. 6.000
    • Acer Iconia Tab A500
      312
      Weißpunkt: ca. 6.000
    • Motorola Xoom
      304
    • Sony Ericsson Xperia Play
      256
  • Helligkeit min.:
    • Samsung Galaxy S II
      48
    • HTC Flyer
      43
    • Acer Iconia Tab A500
      33
    • Motorola Xoom
      30
    • Sony Ericsson Xperia Play
      23
    • HTC Sensation
      15
    • Sony Ericsson Xperia Arc
      8
  • Kontrast:
    • Samsung Galaxy S II
      5.000:1
      siehe Erläuterung unten
    • Sony Ericsson Xperia Play
      1.280:1
    • Acer Iconia Tab A500
      1.100:1
    • Motorola Xoom
      1.050:1
    • HTC Flyer
      780:1
    • Sony Ericsson Xperia Arc
      596:1
    • HTC Sensation
      538:1
    Einheit: Kontrast

Beim Blick auf das noch recht übersichtliche Display-Testfeld und die zum Flyer ermittelten Werte wird deutlich, dass sich das Gerät auch aus dieser Perspektive auf einem guten Niveau bewegt. Mit einer maximalen Helligkeit von rund 330 cd/m² lässt es die direkte Konkurrenz – Acers Iconia Tab A500 sowie Motorolas Xoom – hinter sich und auch die Farbtemperatur kann überzeugen (siehe Erläuterung). Gleiches gilt für den Kontrast: Auch hier können sich die Werte sehen lassen, wobei das Flyer aber eindeutig von der Konkurrenz abgehängt wird.

Erläuterungen zur Display-Betrachtung

Als optimalen Weißpunkt sehen wir D65 an, also eine Farbtemperatur von 6.500 Kelvin (K). Dies entspricht nach gängiger Definition einem mittlerem Tageslicht und ist der Weißpunkt der gängigen Farbräume sRGB und AdobeRGB. Eine Abweichung von einigen hundert bis etwa 1.000 K ist bei Mobiltelefonen als noch akzeptabel anzusehen, einige Displays – bauartbedingt vor allem OLED-Modelle – liegen allerdings beim Weiß und noch mehr bei Grautönen oft im Bereich um 10.000 K, was bereits als deutlicher Blaustich wahrnehmbar ist. Sehr viele Displays von Smartphones und Notebooks treffen zwar den Weißpunkt von 6.500 K relativ genau, weichen aber bei Grautönen und anderen mittleren Farbtönen deutlich mit einem Blaustich ab. Vor allem bei gleichzeitigem Auftreten von Grau und Weiß ist diese ungleichmäßige Graubalance wahrnehmbar.

Gegenüber der LCD-Technik weisen OLED-Bildschirme einige Besonderheiten auf, die sich teilweise in unseren Messungen niederschlagen und erklärungsbedürftig sind. Zum einen ist das der bekanntermaßen hohe Kontrast, der bei OLED durch die selbstleuchtenden Pixel möglich ist – es gibt hier kein Backlight, welches durch das Panel mehr oder weniger stark abgedunkelt wird, sondern ein schwarz angesteuerter Pixel ist tatsächlich komplett schwarz und leuchtet nicht. Da das Kontrastverhältnis den Quotienten zwischen der Helligkeit von Weiß und Schwarz angibt, ergibt die Kontrastmessung bei OLED-Displays theoretisch eine Division durch Null und damit ein nicht definiertes Ergebnis – in der Praxis gibt es bei der Schwarzmessung immer eine gewisse Resthelligkeit durch Streulicht und ein Signalrauschen beim Messgerät, sodass Kontrastergebnisse im fünfstelligen Bereich entstehen. Da die Darstellung dieser Kontrastwerte im Balkendiagramm den irreführenden Eindruck erzeugen, der Kontrast wäre bei OLED sichtbar um viele Größenordnungen besser, haben wir uns entschieden als Kontrast maximal 5.000:1 darzustellen und auf diese Erklärung zu verweisen. Im Alltag ist der Unterschied allenfalls in sehr dunklen Umgebungen deutlich wahrnehmbar, bei Tageslicht sind Faktoren wie die Reflexionen der Displayoberfläche wesentlich wichtiger.

Die zweite Besonderheit ist die beim derzeitigen Stand der Technik verhältnismäßig geringe Lebensdauer der blauen Leuchtelemente bei OLED-Displays. Dies veranlasst die Hersteller dazu, zur Steigerung der Lebensdauer bei einigen Displays die klassische RGB-Subpixelmatrix durch alternative Anordnungen abzulösen. Bekannt ist dabei beispielsweise Samsungs „PenTile“-Matrix, deren Hauptmerkmal die Vergrößerung der blauen und roten Subpixel ist – allerdings bei gleichzeitiger Halbierung ihrer Anzahl. Das bedeutet, dass bei gleicher Nennauflösung diese Displays eine geringere Anzahl von Subpixeln aufweisen als Displays mit der bewährten RGB-Matrix. Jeder Pixel verfügt weiterhin über seinen eigenen grünen Subpixel, teilt sich aber den jeweiligen roten und blauen Subpixel mit seinem Nachbarpixel. Das ganze führt bei gleicher Nennauflösung zu einer geringeren tatsächlichen Auflösung und an Kontrastkanten zu Farbsäumen, die vor allem die Lesbarkeit von Text deutlich verringern können.

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