Amazon startet kostenlosen E-Book-Verleih

Jirko Alex
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Amazon baut das Angebot für Prime-Kunden in den USA weiter aus. Für die übliche Gebühr – rund 80 US-Dollar pro Jahr – die ursprünglich einen stets kostenlosen Versand von Amazon-Produkten innerhalb von zwei Tagen garantierte, erhalten Prime-Mitglieder ab sofort auch Zugang zu einer E-Book-Leihbibliothek.

Bereits jetzt bietet Amazon in den Vereinigten Staaten einen Funktionsumfang für Prime-Mitglieder an, der über die verbesserten Versandbedingungen hinaus geht. Seit einiger Zeit schon können Prime-Mitglieder auf rund 13.000 Filme und Serien im Amazon-Angebot kostenlos zugreifen und diese wie bei anderen Streaming-Diensten nutzen. Nun wird es auch eine E-Book-Bibliothek geben, die ebenfalls ohne einen weiteren Aufpreis für Amazon-Prime-Mitglieder angeboten wird.

Die „Kindle Owners' Lending Library“ genannte Bibliothek ist allerdings nicht unbegrenzt nutzbar. Zum einen muss das Prime-Mitglied auch ein Kindle-Gerät besitzen. Apps wie die Kindle-App für das iPad zählen nicht. Zum anderen ist der Verleih auf ein Buch pro Monat beschränkt, wobei dieses dann unbegrenzt gelesen werden kann. Auch wird man nur ein Buch gleichzeitig ausleihen können. Will man also nach einem Monat ein neues Buch ausleihen, wird das ältere Leihbuch vom Kindle-Gerät gelöscht.

Bisher umfasst das Angebot für Prime-Kindle-Kunden nur etwa 5.000 Bücher, darunter 100 frühere und aktuelle Bestseller. Die sechs größten US-Verlage sind nicht mit im Boot. Sie befürchten eine Kanibalisierung beim Verkauf älterer Bücher durch den Verleihservice. Die Verlage, die bei Amazons Leihbiblioteksservice mitmachen, werden übrigens weiter für ihre Werke entlohnt. Der Online-Händler gibt an, dass man den meisten Herausgebern eine bestimmte Gebühr pro entliehenem Buch zahle, die niedriger ist als der Kaufpreis des Werkes. Eine Minderheit bekäme aber auch für jedes verliehene Buch den gesamten Kaufpreis von Amazon ausbezahlt. Damit bürdet sich der Online-Händler ein weiteres Verlustgeschäft auf. Schon bei den neu vorgestellten Kindle-Geräten – allen voran dem Kindle Fire – ist davon auszugehen, dass Amazon den geringen Endkundenpreis nur durch Subventionen jedes einzelnen Gerätes realisieren kann. Nicht zuletzt deswegen musste das Unternehmen zuletzt einen Gewinneinbruch verzeichnen.

Gegenüber der Konkurrenz auf dem Markt der E-Book-Reader dürften diese Schritte aber wie ein Schlag in die Magengrube wirken. Mit über 860.000 Bücher im englischsprachigen Kindle-Store, einer rein digitalen, kostenlosen Verleihbibliothek, weiteren Verleihmöglichkeiten im Zusammenspiel mit lokalen Bibliotheken und sehr günstigen Kindle-Geräten baut Amazon an einem Ökosystem für E-Books auf, das kaum mehr zu schlagen ist. Den Kunden dürfte das allerdings freuen, zumindest solange Amazon noch nicht so sehr außer Konkurrenz steht, dass sich ein Preiswettbewerb für das Unternehmen nicht mehr lohnt. Allerdings: Außerhalb der USA hat man davon bisher nichts. Es ist auch noch nicht bekannt, ob und wann etwa hierzulande eine ähnliche Erweiterung der Amazon-Prime-Mitgliedschaft geplant ist.