Der wohl berühmteste Computer der Welt wird 30

Patrick Bellmer
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Fragt man ältere Semester nach ihrem ersten Computer, wird man häufig einen Namen hören: Commodore 64. Millionen von Menschen nutzten den liebevoll auch Brotkasten genannten Rechner für erste Ausflüge in der Welt der Programmierung oder Computerspiele. Nun wird der C64 – so die Kurzform – 30 Jahre alt.

Gezeigt wurde der vom US-amerikanischen Unternehmen Commodore gefertigte C64 auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas 1982, dort galt er als das Messe-Highlight. Ausgestattet mit einem 0,985 Megahertz schnellen Prozessor – in der US-Version betrug der Takt 1,023 Megahertz – und 64 Kilobyte Arbeitsspeicher eroberte der Acht-Bit-Rechner schnell die Haushalte. Dies lag weniger an der Ausstattung, die im Vergleich zur Konkurrenz eher übersichtlich ausfiel, sondern viel mehr am Preis. Etwa 1.500 Mark mussten Interessenten hierzulande zur Markteinführung im Herbst 1982 zahlen, in den USA waren es knapp 600 US-Dollar.

Damit konnte man zahlreiche Mitbewerber teils deutlich unterbieten und so einige Schwachpunkte ausgleichen. Denn um den vergleichsweise geringen Preis möglich zu machen, verzichtete Commodore auf einige Komponenten, beispielsweise gab es weder eine mitgelieferte Festplatte noch ein Diskettenlaufwerk. Programme konnten lediglich über Steckmodule oder über separat erhältliche Lesegeräte geladen werden. Neben einem 5,25-Zoll-Laufwerk stand zusätzlich die ebenfalls berühmte Datasette zur Auswahl. In anderen Punkten stand man der Konkurrenz aber kaum nach. So konnten beispielsweise 320 × 200 Pixel sowie – mit gewissen Einschränkungen – 16 Farben dargestellt werden.

Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg des C64 hatte das Interesse der Spieleentwickler. Der damals noch jungen Branche bot sich aufgrund des attraktiven Kaufpreises ein großes Publikum für ihre Werke, was in zahlreichen noch heute sehr bekannten Spielen und Spielereihen mündete. Beispiele sind unter anderem „Bionic Commando“, der „Bundesliga Manager“ (heute „Fussball Manager“), „Defender of the Crown“, „Elite“, „Great Giana Sisters“ und „Turrican“. Eine Schattenseite der Popularität des C64 war jedoch auch das vermehrte Aufkommen von illegalen Vervielfältigungen sowie die Entwicklung der ersten – mehr oder weniger wirkungsvollen – Kopierschutzmechanismen.

Erst zwölf Jahre nach dem Produktionsstart wurde 1994 dann das Ende des C64 eingeläutet. Zwar gab es mit dem Commodore 128 – mit doppelten Arbeitsspeicher und schnelleren Prozessor – bereits ab 1985 einen offiziellen Nachfolger, der wahre Thronfolger erschien jedoch 1987 in Form des Amiga 500. Wie viele C64 zwischen 1982 und 1994 tatsächlich produziert wurden, ist nicht bekannt. Die Angaben hierzu schwanken je nach Quelle zwischen rund 13 und knapp 30 Millionen Exemplaren. Den Titel als meistverkaufter Computer aller Zeiten dürfte die Brotkasten aber immer noch inne haben.