China wählt Ubuntu als nationales Referenzsystem

Michael Schäfer
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Während man sich hierzulande auf die Veröffentlichung von Ubuntu in der Version 13.04 vorbereitet, wird in China einen Schritt weiter gegangen: Hier wurde nun vom Ministerium für Industrie und Informationstechnik Ubuntu als Basis für seine Referenzarchitektur für Betriebssysteme ausgewählt.

Im Rahmen des „CCN Open Source Innovation Joint Lab“ wird versucht, die chinesische Ubuntu-Variante „Kylin“ an die Voraussetzungen und Bedürfnisse des chinesischen Marktes anzupassen. Dies soll in enger Zusammenarbeit zwischen dem Software and Integrated Chip Promotions Centre (CSIP), welches zum Industrie- und IT-Ministerium gehört, Ubuntu-Entwickler Canonical und der chinesischen National University of Defense Technology (NUDT) geschehen. Dieses Vorhaben gehört zu einem Fünf-Jahres-Plan, welcher von der chinesischen Regierung kürzlich vorgestellt wurde. In diesem ist unter anderem vorgesehen, dass China den Einsatz von Open-Source-Software in vielen Bereichen stärker fördern will, um so unabhängiger von Software-Konzernen agieren zu können. Mit diesem Projekt soll auch der Aufbau eines eigenen Open-Source-Öko-Systems beschleunigt werden.

Diese spezielle Version soll zeitgleich mit der gewohnten Ubuntu-Distribution veröffentlicht werden, im Gegensatz zu dieser beinhaltet „Kylin“ die Unterstützung zur Eingabe von chinesischen Schriftzeichen und den chinesischen Kalender, zudem sollen chinesische Web-Dienste fester Bestandteil des Systems werden. Für zukünftige Versionen ist zudem die Einbindung von Baidu Maps, ein Payment-Verfahren für chinesische Banken, von chinesischen Fahr- und Flugplänen und dem chinesischen Amazon-Konkurrenten Taobao angedacht. Des Weiteren soll die in China äußerst populäre Office-Suite WPS auf die neue Distribution angepasst werden.

Laut des Ministeriums soll „Kylin“ somit als ein flexibles, offenes Betriebssystem genutzt werden, welches vor allem chinesischen Hard- und Software-Entwicklern als Referenzsystem dienen soll.

Dieses Unterfangen stellt jedoch nicht den ersten Versuch dar, in China ein eigenes nationales Betriebssystem zu entwickeln und zu etablieren: Bereits 1999 wurde von der chinesischen Akademie für Wissenschaft versucht, eine auf chinesische Bedürfnisse abgestimmte Linux-Distribution zu entwickeln, aus welcher anschließend Red Flag Linux wurde.