Project Fi: Google will mit „Wireless“ zum Mobilfunkanbieter werden

Nicolas La Rocco
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Project Fi: Google will mit „Wireless“ zum Mobilfunkanbieter werden

Seit geraumer Zeit kursieren Gerüchte, dass Google in Zukunft als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) auftreten wird. Das Vorhaben soll intern bei Google den Namen Nova tragen. In einer Test-Firmware für das Nexus 6 hat Android Police eine App und erste Details zu dem zukünftigen Angebot von Google entdeckt.

Die Firmware entstammt ursprünglich der Seite motofirmware.center, deren ursprünglicher Inhalt mittlerweile aber nicht mehr erreichbar ist. Im Forum von XDA-Developers ist die Firmware mit Buildnummer LVY47H aber nach wie vor auffindbar.

Teil der Firmware ist die Datei Tycho.apk, bei der es sich um die Anwendung handelt, die auf einem Android-Smartphone als Interface für Googles Provider-Service dient. Der Name der App entspricht aber nicht dem Dateinamen, stattdessen ist der Titel der Anwendung Project Fi. Dabei soll es sich um eine Anspielung an Google Fiber oder einfach nur den Begriff Wi-Fi handeln. Dieser Name soll aber nur als Platzhalter dienen, wahrscheinlich ist laut Android Police der simple Name Google Wireless.

Logo von Project Fi und Schaltflächen aus der App
Logo von Project Fi und Schaltflächen aus der App (Bild: Android Police)

In Project Fi sind mehrere Strings zu finden, die den Service beschreiben. Aus der App heraus kann die Nutzung von Wireless gestartet werden, zudem lässt sich eine neue Nummer anfordern oder eine alte transferieren. Die App ermöglicht außerdem das Schließen des eigenen Kontos oder das temporäre Aussetzen der Dienstleistung.

Zur Preisgestaltung verrät die App nicht viel, einsehen lassen sich lediglich grob die verschiedenen Tarife in puncto Leistungsumfang. Demnach lässt sich in Schritten von einem Gigabyte festlegen, wie viel Datenvolumen pro Monat benötigt wird. Nicht verbrauchtes Volumen lässt sich mit in den nächsten Monat nehmen. Jedes zusätzliche Gigabyte, das bei einem Mehrverbrauch benötigt wird, kostet so viel wie ein Gigabyte innerhalb des vorher festgelegten Datenvolumens. Es gibt demnach keine höheren Folgekosten als regulär vereinbart oder gar Strafgebühren für einen Mehrverbrauch.

Für Sprache und SMS werden offenbar ausschließlich Flatrates angeboten. Die Anzahl der Gesprächsminuten und SMS ist innerhalb der Vereinigten Staaten nicht limitiert. Internationale Anrufe sollen zu einem niedrigen Minutenpreis angeboten werden. Google soll zudem „Extras“ anbieten, die aber nicht genauer beschrieben werden.

Google Wireless erlaubt es, mehrere Leitungen zu besitzen und das Datenvolumen über diese zu teilen. Jede zusätzliche Leitung wird aber zusätzlich in Rechnung gestellt. Google soll zudem einen reinen Datentarif anbieten, der beispielsweise für Tablets oder im Automobil genutzt werden könnte.

Im Januar kursierten Gerüchte, T-Mobile und Sprint würden mit Google für das Angebot kooperieren. In der App fallen beide Namen, was die Gerüchte zu bestätigen scheint. Das Endgerät soll zwischen beiden Netzen automatisch wechseln und selbst das bessere der beiden wählen können. Derzeit wird spekuliert, ob womöglich das Nexus 6 das zum Start einzige zu Google Wireless kompatible Smartphone sein wird. Dies kann die App derzeit zwar nicht bestätigen, das Smartphone wird aber als Gerät für eine Finanzierung angeboten.

Wireless wäre kein Service von Google, wenn nicht auch Google davon profitieren kann. Google speichert in der Standardeinstellung die Anruf-Historie des Kunden, was in den USA unter der kryptischen Bezeichnung customer proprietary network information (CPNI) läuft. Google bietet Kunden aber über die App die Möglichkeit des Opt-out an.

Aus der App geht nicht hervor, wann Google Wireless vorgestellt werden soll. Denkbar ist eine Ankündigung im Rahmen der Google I/O 2015, die am 28. und 29. Mai stattfindet. Ziemlich klar erkennbar ist aber, dass Google Wireless wie das Glasfaserangebot Google Fiber zunächst nur in den USA angeboten werden wird.