Canonical: Kubuntu-Chefentwickler Jonathan Riddell beurlaubt

Ferdinand Thommes
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Canonical: Kubuntu-Chefentwickler Jonathan Riddell beurlaubt
Bild: Martin Schmitt | CC BY 2.0

Kubuntu-Chefentwickler Jonathan Riddell muss für ein Jahr seine Führungsrolle in Kubuntu aufgeben, wie aus jetzt veröffentlichten E-Mails hervorgeht. Das beschloss das Ubuntu Community Council mit dem Segen von Mark Shuttleworth, der das letzte Wort hatte.

Die Kontrahenten in dem erst jetzt durch Scott Kitterman, Entwickler von KDE, Debian und Ubuntu öffentlich gemachten Diskurs sind das Ubuntu Community Council (UC), das Kubuntu Community Council (KC), Jonathan Riddell, Mark Shuttleworth und einzelne Mitglieder beider Gemeinschaften.

Den Hintergrund für die jetzt getroffene Entscheidung liefert das IRC-Log vom März eines UC-Meetings. Riddell fordert unter anderem seit langem, Canonical müsse seine Richtlinien über geistiges Eigentum ändern, da sie nicht mit der Ubuntu-Lizenz vereinbar seien. Im Detail geht es darum, dass Canonical darin festlegt, dass Produkte, die Marke und Design von Ubuntu verwenden wollen, einer Genehmigung von Canonical bedürfen. Dies behindert laut Riddell die Entwicklung von Kubuntu.

Die Vorwürfe, die zur jetzigen Beurlaubung führten, sind unter anderem, Riddell habe mit seinem ständigen Beharren zu viele Ressourcen gebunden, sei unfreundlich, aggressiv und beleidigend und verdrehe ständig Tatsachen und Aussagen von Mitgliedern des UC. Das UC betont, die Eingaben von Riddell seien völlig legitim, es gehe um die Art und Weise, wie er diese versuche durchzusetzen. Mitglieder des KC weisen diese Vorwürfe zurück und stellen sich hinter ihren Community-Leiter. Kitterman, der die Vorgänge jetzt veröffentlichte, entschuldigt sich für das Verhalten des UC und die Machenschaften hinter den Kulissen, das sei keineswegs mit den Grundsätzen (Code of Conduct, CoC) der Ubuntu-Gemeinschaft vereinbar.

Riddell selbst schrieb, er fühle sich nicht an dieses Urteil gebunden, er mache einfach weiter. Darauf wies ihn Shuttleworth zurecht, er sei nicht in der Position, das Verdikt zu missachten. Kitterman, der die Ubuntu-Community aufgrund der Vorfälle verlassen will, deutet in einer E-Mail an ein CU-Mitglied an, Kubuntu brauche die Hilfe von Ubuntu nicht, man könne Kubuntu auch alleine stemmen. Das deutet die Richtung an, in die dieser Eklat sich entwickeln könnte.

KDE-Entwickler und Canonical-Angestellter Jonathan Ridell spielte bereits früh eine tragende Rolle bei Ubunbtu und trug 2006 wesentlich zur Ausgründung von Kubuntu bei. Canonical stellte 2012 die Unterstützung mit Geld und Entwicklern ein, was damals für viel Unverständnis sorge, da Kubuntu sehr erfolgreich war. Damit wurde Kubuntu zu einem weiteren Derivat von Ubuntu.

In der Folge übernahm das deutsche Software-Unternehmen Blue Systems die Finanzierung mehrerer Entwickler. Jonathan Riddell verließ daraufhin Canonical und arbeitet seit dem in Vollzeit für Kubuntu. In letzter Zeit zählt Kubuntu zur Speerspitze bei der Entwicklung und Verbreitung der fünften Generation von KDE.