E-Mail-Client: Mozilla will sich von Thunderbird trennen

Tobias Reuter
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E-Mail-Client: Mozilla will sich von Thunderbird trennen
Bild: Mozilla

Mozilla-Chefin Mitchell Baker möchte das E-Mail-Programm Thunderbird auf absehbare Zeit abstoßen. Dies verriet sie in einem Blogeintrag und begründete den Schritt mit einer stärkeren Bündelung der Kräfte auf den hauseigenen Browser Firefox. Die Parallelentwicklung beider Programme bereite mehr Probleme als Chancen.

Durch die gleichzeitige Entwicklung von Firefox und Thunderbird und die damit zusammenhängenden konkurrierenden Anforderungen an die Programmierer könne sich Mozilla weder auf das eine noch auf das andere Projekt mit „ganzem Herzen“ konzentrieren. Thunderbird-Entwickler seien dazu gezwungen, mit Neuerungen und Änderungen an Firefox schrittzuhalten; gleichzeitig müsse das Firefox-Team die Thunderbird-Entwicklung im Hinterkopf behalten. Da die Modernisierung von Firefox immer schneller voranschreite, verschlimmere sich das Problem der Parallelentwicklung in Zukunft höchstwahrscheinlich noch, so Baker.

In ihrem ausführlichen Beitrag geht Baker zwar auch auf die Gegenseite ein und nennt Argumente zugunsten eines Verbleibs von Thunderbird in der Mozilla Foundation; dazu zählt die Unterstützung und Weiterentwicklung eines auf Open-Source-Standards basierenden E-Mail-Programms. Allerdings wiege das Problem der fehlenden Konzentration auf ein einzelnes zentrales Projekt so schwer, dass eine Abkehr von Thunderbird unvermeidlich sei. Viele Mozilla-Mitarbeiter, einschließlich einer großen Mehrheit innerhalb der Führungsriege, seien ebenfalls davon überzeugt, dass eine Trennung von Thunderbird das Beste für die Mozilla Foundation sei.

Wann und ob Mozilla Thunderbird überhaupt abstößt, ist noch offen. Zunächst gebe es noch einiges zu klären, so Baker. Ihr Beitrag stellt lediglich eine mittel- bis langfristige Empfehlung dar. Die aktuelle Arbeit an Thunderbird gehe weiter wie bisher. Falls es zur Abspaltung komme, wolle die Mozilla Foundation im Anschluss dem Community-Team auf jeden Fall bei der Neuaufstellung helfen.

Schon 2012 kündigte die Mozilla Foundation eine Einschränkung der Thunderbird-Entwicklung an; zwar behielt die gemeinnützige Organisation den E-Mail-Client, die aktive Weiterentwicklung daran verrichten seitdem aber mehrheitlich Freiwillige der Thunderbird-Community. Mozillas Beitrag beschränkt sich größtenteils auf Wartungs-Updates.