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AMD Radeon: Mining soll die Ursache für die RX-580/570-Knappheit sein

Update 2 Wolfgang Andermahr
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AMD Radeon: Mining soll die Ursache für die RX-580/570-Knappheit sein

Am 18. April hat AMD die Radeon RX 580 und die RX 570 (Test) in die Händlerregale entlassen. Doch wer eine solche Grafikkarte kaufen möchte, wird feststellen, dass beide Modelle nach anderthalb Monaten nicht gut lieferbar sind, die Preise sind hoch. ComputerBase hat auf der Computex nachgeforscht, was der Grund dafür ist.

Radeon RX 580 erst ab 295 Euro lieferbar

Derzeit werden 22 Modelle der Radeon RX 580 mit acht Gigabyte Speicher auf Geizhals gelistet. Lieferbar davon sind aber nur sieben Modelle. Die günstigste Radeon RX 580 wird bei einem seriösen Händler ab etwa 260 Euro gelistet – nicht lieferbar. Die günstigste lieferbare Radeon RX 580, die Red Devil von PowerColor, kostet hingegen 295 Euro. Die PowerColor Radeon RX 580 Red Devil Golden Sample als zweitgünstigstes lieferbares Modell liegt mit 310 Euro nochmals 15 Euro darüber. Und die anderen Modelle sind noch teurer. Die UVP für die Radeon RX 580 beträgt dagegen gerade einmal 259 Euro.

Bei der Radeon RX 570 sieht es gar noch schlimmer aus. 17 Grafikkarten sind gelistet, lieferbar aber nur drei Modelle – und nur in wenigen Shops. Die günstigste Listung liegt bei 182 Euro. Die günstige lieferbare Version, die PowerColor Radeon RX 570 Red Dragon, kostet hingegen gleich 225 Euro. Die Asus Radeon RX 570 Strix OC als zweitgünstigstes Modell kostet 235 Euro. Die UVP beträgt bei der Radeon RX 570 199 Euro.

Alle Radeon RX 570 und RX 580 werden sofort verkauft

ComputerBase hat auf der Computex mehrere Grafikkarten- und auch Mainboardhersteller gefragt, was der Hintergrund ist. Und alle waren sich schnell einig, dass das Thema „Bitcoin Mining“ nach einer ruhigeren Phase über die letzten Monate wieder massiv angezogen hat – die Rekordkurse in den letzten Tagen untermauern dies. Die Boardpartner waren sich einig, noch problemlos (viel) mehr Grafikkarten verkaufen zu können, wenn es denn genügend GPUs geben würde. So berichtet ein Hersteller davon, dass eine Mining-Farm nicht zum ersten Mal in einem Rutsch mehrere Hundert Modelle der Radeon RX 580 gekauft hat. Mehr als 300 Euro selbst für einfache Modelle der Radeon RX 580 zu verlangen, sei dabei derzeit kein Problem.

Allerdings kann AMD nicht genügend Polaris-20-GPUs liefern, um die hohe Nachfrage befriedigen zu können. Offenbar hat AMD nicht mit einer vom Mining getriebenen Nachfrage gerechnet und zunächst zu wenig GPUs produzieren lassen. Bestellungen lassen sich aber nicht in Tagen ändern, das dauert eher mehrere Wochen bis Monate. Und zu viel zu bestellen könnte mittelfristig zu dem genau entgegen gesetzten Problem führen.

Es besteht die Gefahr, dass wartende Kunden zur Konkurrenz greifen

Die Boardpartner sind aus mehreren Gründen unglücklich über die Situation, obwohl der schnelle Abverkauf der produzierten Grafikkarten zu hohen Preisen auf den ersten Blick nur positiv wirkt. Doch die Partner sind sich darüber im Klaren, dass die anhaltenden Lieferschwierigkeiten private Endkunden dazu verleiten könnten, nach einer Alternative (von einem anderen Hersteller) Ausschau zu halten – Hersteller wie PowerColor oder Sapphire, die nur GPUs von AMD verkaufen, trifft das hart. Aus diesem Grund versuchen die Hersteller mit Hilfe der Distributoren, mehr Exemplare in den Endkundenhandel zu geben.

Schlechte GPU-Yields sind laut Aussagen der Gesprächspartner kein Problem

Ein anderes Gerücht sieht eine andere Ursache, und zwar dass AMD die Taktraten der Radeon RX 580 und der Radeon RX 570 etwas zu hoch angesetzt hat und daher die Yield-Raten nicht optimal ausfallen würden. Mehrere von ComputerBase befragte Hersteller haben das allerdings verneint.

ASRock baut ein Spezielles Mining-Mainboard mit 13 PCIe-Slots

Mainboardhersteller haben auf die wieder angezogene Nachfrage nach Mining-Systemen reagiert. So hat zum Beispiel ASRock extra ein Mainboard für Mining-Systeme entwickelt. Das H110 Pro BTC+ bietet neben einem PCIe-x16- gleich zwölf PCIe-x1-Slots. Die PCIe-Bandbreite spielt für Mining-Berechnungen keine Rolle, sodass eine einzelne Lane ausreichend für die Datenübertragung ist, dreizehn Grafikkarten finden damit auf dieser Platine elektrisch Platz. Und Biostar bietet mit dem TB250-BTC ein ähnliches Mainboard an, wenn auch mit deutlich weniger PCIe-x1-Slots.

Für den neu aufkommenden Mining-Trend spricht auch die Tatsache, dass der AMD-Treiber aktuell „nur“ acht GPUs unterstützt. Dies ist auch der Grund, warum das von ASRock gezeigte Demo-System nur acht Grafikkarten einsetzt. Jedoch arbeitet AMD laut dem Mainboardhersteller an einem Treiberupdate, das weitere GPUs in einem System zulässt. Offen bleiben muss dagegen die Frage, wann sich die Liefersituation verbessern wird. Dies konnte leider keiner der Gesprächspartner mit Sicherheit sagen.

Update

Auch eine Quelle aus dem deutschen Handel bestätigt die in Taiwan gewonnenen Erkenntnisse. In Anbetracht der Liefersituation der Polaris-Grafikkarten stiegen erste „Miner“ bereits auf Grafikkarten von Nvidia um, bei GeForce GTX 1060 und GeForce GTX 1070 sei die Nachfrage aus diesem Bereich zuletzt ebenfalls deutlich angestiegen. Und noch ein Produktsegment kann die Nachfrage derzeit kaum noch befriedigen: Das der Netzteile mit mehr als einem Kilowatt Leistung.

Update

Die Situation hat sich über die letzten Tage weiter zugespitzt. Radeon RX 580 und Radeon RX 570 sind in Deutschland kaum noch zu bekommen, die Radeon RX 560 wird laut Aussagen aus dem Handel ebenfalls knapp. Auch GeForce GTX 1080, 1070 und 1060 können Systemintegratoren zurzeit bei vielen Herstellern nicht mehr beziehen, bei der GeForce GTX 1080 Ti zeichnet sich derselbe Trend ab. Bei den Netzteilen sind Modelle bis hinab zu 650 Watt stark nachgefragt.

Laut VideoCardz planen sowohl AMD als auch Nvidia kurzfristig mit speziell für die Berechnung von Crypto-Währung gefertigten Grafikkarten die Nachfrage nach den Modellen für Spieler zu senken. Die Sondermodelle dürften auf Display-Anschlüsse verzichten und – wenn überhaupt – über eine nur sehr kurze Garantie verfügen.

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