RF-Front-End: Huawei setzt im P40 Pro nach wie vor auf US-Komponenten

Nicolas La Rocco
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RF-Front-End: Huawei setzt im P40 Pro nach wie vor auf US-Komponenten

Trotz der von den USA verhängten Sanktionen gegenüber Huawei setzt der chinesische Smartphone-Hersteller in seinem aktuellen Flaggschiff P40 Pro (Hands-On) weiterhin auf mehrere Komponenten von US-Firmen, wie eine Analyse der Financial Times ergeben hat. Möglich ist deren Nutzung nur über einzelne Freigaben der US-Regierung.

Die P40-Serie ist Huaweis zweite große Smartphone-Serie nach dem Mate 30, die aufgrund der letztes Frühjahr in Kraft getretenen Entity List ohne Google Mobile Services (GMS) auskommen muss. Die P30-Serie hatte Huawei noch kurz vor der Entscheidung der US-Regierung, künftig Firmen den Export heimischer Technologien an China zu untersagen, vorgestellt. Seitdem müssen Unternehmen Anträge für einzelne Bauteile und Software-Komponenten stellen, um Huawei weiterhin beliefern zu dürfen.

Dass Huaweis neuestes Flaggschiff P40 Pro nicht ohne US-Komponenten hergestellt werden kann, zeigt eine Analyse der Financial Times, deren Inhalt als 1:1-Kopie ohne Paywall bei ArsTechnica eingesehen werden kann. Für den Teardown hat das Finanzmagazin mit dem Unternehmen XYZone aus Shenzhen zusammengearbeitet, das auf die Identifizierung einzelner Komponenten und von Zulieferern spezialisiert ist.

RF-Front-End stammt aus den USA

Demnach setzt Huawei insbesondere bei dem mit den Antennen verbundenen RF-Front-End für den Mobilfunkempfang auf Zulieferer aus den USA. Es kommen Bauteile von Qorvo, Qualcomm und Skyworks zum Einsatz, die von denselben Herstellern auch schon im P30 zum Einsatz kamen. Für die Komponenten von Qualcomm liegt dem Unternehmen eine Freigabe durch das Handelsministerium der Vereinigten Staaten vor, wie eine anonyme Quelle der Financial Times mitteilte. Qorvo und Skyworks waren nicht für Stellungnahmen erreichbar.

Das US-Handelsministerium hat US-Firmen zwar auch eine generelle Lizenz für Geschäfte mit Huawei gegeben, diese gilt aber nur temporär und ist ausschließlich für den Service an bestehenden Produkten ausgelegt. Zuletzt ist die Ausnahmegenehmigung im März bis Mitte Mai verlängert worden. Die Genehmigung ist dafür gedacht, geschäftliche Beziehungen von US-Unternehmen mit Huawei nicht mit einem harten Schnitt zu beenden. Sie ermöglichen es Huawei zum Beispiel, weiterhin Sicherheits- und App-Updates für bestehende Produkte anzubieten. Deshalb musste bisher kein Huawei-Kunde etwa mit einem deaktivierten Google Play Store rechnen.

Huawei reduziert US-Komponenten

Huawei hat die Anzahl der US-Komponenten aber zumindest um eine reduziert, wie der Wechsel des NAND-Speichers von Micron aus den USA zu Samsung aus Südkorea zeigt. Für das NFC-Modul kommt weiterhin NXP aus den Niederlanden zum Einsatz, die Displays stammen von BoE aus China sowie LG aus Südkorea. Mit Akkus wird Huawei von Desay und Amperex aus China beliefert. Das Kirin-990-SoC entwickelt Huawei bei der eigenen Chip-Tochter HiSilicon und lässt es bei TSMC fertigen. Sollten die USA dem Chip-Fertiger aufgrund des Einsatzes von US-Technologien die Produktion für HiSilicon untersagen, würde Huawei auf MediaTek, Samsung und Unisoc ausweichen, sagte das Unternehmen zuletzt im Rahmen der Bekanntgabe der Geschäftszahlen 2019.