ATX12VO: Netzteil-Details, Stecker und Leistungsaufnahme

 2/3
Nico Schleippmann
488 Kommentare

Das ändert sich im Netzteil

Das ATX12VO-Netzteil mit einer Ausgangsleistung von 650 W des Auftragsfertigers High Power nutzt einen LLC-Resonanzwandler für die Bereitstellung der 12-Volt-Schiene. Sekundärseitig wird daher Raum im Wesentlichen nur vom Sekundärgleichrichter samt Kühlkörper und den Ausgangsfilterkondensatoren belegt. Da deutlich weniger Adern zum Stromtransport benötigt werden, entfällt hierauf auch eine Entlastung des Bauraumbedarfs.

In kostengünstigeren Netzteilen für Systemintegratoren, die lediglich den Wirkungsgrad der EU-Normen einhalten müssen, wird allerdings kein LLC-Resonanzwandler-Schaltungsdesign genutzt. In diesem Fall kommt für gewöhnlich eine Double-Forward-Topologie zum Einsatz, mit der zudem mehrere Ausgangsspannungen gleichzeitig erzeugt werden können, die gemeinsam („gruppenreguliert“) geregelt werden können. ComputerBase-Netzteiltests zeigen allerdings immer wieder, dass die Gruppenregulierung in Kombination mit den heutigen CPU-Energiespar-Zuständen Probleme hat, spezifikationsgetreue Ausgangsspannungen bereitzustellen. Dadurch, dass ATX12VO-Netzteile mit Double-Forward-Technologie nur noch eine Spannung bereitstellen müssen, entfällt dieser Nachteil folglich.

10-Pin- ersetzt 24-Pin-ATX-Stecker

Da drei Spannungsschienen für den ATX-Stecker entfallen, kommt dieser mit einer deutlich kleineren Pin-Anzahl aus. Er verfügt statt wie bisher über 24 nur noch über 10 Pins, wobei ein Pin nach der aktuellen Designvorgabe der Revision 002 noch unbelegt bleibt. Dadurch, dass es drei Adern zum Stromtransport im aktiven Betrieb gibt, die jeweils auf einen Strom von 6 bis 8 A respektive eine Leistung von insgesamt 216 bis 288 W ausgelegt sind, sind genügend Reserven für Mainboards beispielsweise im Mini-ITX-Format mit maximal zwei PCIe-Slots und moderater restlicher Ausstattung vorhanden. Muss mehr Leistung bereitgestellt werden können, fordert Intel, einen zusätzlichen 6-Pin-PCIe-Stecker auf dem Mainboard vorzusehen, der die nominell verfügbare Leistung verdoppelt.

Nach wie vor gibt es den 4- bzw. 8-Pin-Anschluss für die CPU, genauso wie die 6-/8-Pin-PCIe-Stecker für die Grafikkarte. Als optional wird der 4-Pin-Molex-Stecker genannt, von dem allerdings nur zwei Pins – 12 V und Masse – belegt sind. SATA-Stecker sollen über das Mainboard bereitgestellt werden, allerdings wurde dem Netzteil von High Power auf einem Kabelstrang ein SATA-Stecker zugewiesen, der beispielsweise dafür ausreicht, die Lüftersteuerung des Gehäuses zu versorgen.

Standby- und Idle-Leistungsaufnahme im Vergleich

Im direkten Vergleich mit einem Super Flower Leadex II Gold 650W nimmt die ATX12VO-Hardware-Kombination mit nur 0,34 W tatsächlich weniger Leistung im Soft-off-Zustand auf. Das zufällig ausgewählte ATX12V-Gespann überschreitet hingegen mit 0,71 W den zulässigen Grenzwert der Energiesparrichtlinie. Da das ATX12V-Mainboard allerdings nur wenige Milliampere von der 5-Volt-Standby-Schiene bezieht und ATX12V-Netzteile in Testberichten bei einer 45-mA-Last oftmals nicht mehr als 0,5 W aufnehmen, kann es sich hierbei um eine Ausnahmekombination handeln.

Soft-off ErP Lot 6 2013 ATX12VO (High Power) ATX12V (Super Flower)
Leistungsaufnahme 0,5 W 0,34 W 0,71 W

Sowohl die verpflichtenden als auch die empfohlenen Wirkungsgrad-Anforderungen der Standby-Schiene nach der ATX12VO-Spezifikation, wie sie in der Tabelle auf Seite 1 des Artikels genannt werden, erfüllt das High-Power-Netzteil problemlos. Aufgrund eines spektakulären Ausfalls des Netzteils im Kurzschlussfall und eines damit einhergehenden Datenverlustes können an dieser Stelle leider keine genauen Werte mehr für den Standby-Wirkungsgrad genannt werden.

Sechskern-Core-i5 mit 6,0 Watt im Idle

In einer Minimalkonfiguration mit ausgeschaltetem Audio- und Ethernet-Controller, einem einzelnen RAM-Modul, einer SATA-SSD und nur einer angeschlossenen Tastatur sowie einem Display an der iGPU kann eine sehr niedrige Leistungsaufnahme von nur 6,0 W für den niedrigsten Schlafzustand des aktiven Core-i5-Systems gemessen werden. Das System bezieht dabei ausschließlich Leistung in Höhe von 4,22 W von der 12-Volt-Schiene, was in einem Wirkungsgrad von 70,38 Prozent des ATX12VO-Netzteils resultiert.

Im Vergleich dazu erreichen ATX12V-Netzteile mit einer im Test verwendeten Haswell-C6/C7-Last von etwa 6,0 W auf den Ausgangsschienen gewöhnlich nur eine Effizienz von 40 bis 60 Prozent. Bei dieser Wirkungsgradberechnung muss allerdings berücksichtigt werden, dass das ATX12VO-Netzteil lediglich zwei Spannungsschienen bereitzustellen hat, während es bei den ATX12V-Netzteilen immer fünf Spannungsschienen sind.

„Modern Standby“ verbraucht mehr als „Suspend to RAM“

Mit dem Versetzen von Windows in den Modus „Energiesparen“ wird gewöhnlich das System heruntergefahren, aber zuvor der Speicherinhalt eingefroren („Suspend to RAM“), sodass Programme unmittelbar nach dem Wiedereinschalten unverändert weiterverwendet werden können. Lediglich für die Stromversorgung des Arbeitsspeichers muss dabei Leistung aufgebracht werden, die von der 12-Volt-Standby-Schiene bereitgestellt wird. Das ATX12VO-Netzteil nimmt in diesem Zustand 1,55 W auf.

Wird in den UEFI-Einstellungen der „Modern Standby“ aktiviert, bleibt beim Ausführen derselben Aktion die Haupt-12-Volt-Schiene aktiv, sodass relevante Systemkomponenten jederzeit geweckt werden können. In diesem Szenario liegt die Leistungsaufnahme des ATX12VO-Netzteils bei 4,42 W. Die höheren Verluste kommen dabei zu einem großen Teil durch das Netzteil zustande, das sowohl die PFC als auch den LLC-Resonanzwandler in einem sehr niedrigen Lastzustand und einem damit ungünstigen Schwachlastszenario betreiben muss.