Rewe Pick & Go: Einkauf ohne Kassenbesuch geht in die Testphase

Michael Günsch
158 Kommentare
Rewe Pick & Go: Einkauf ohne Kassenbesuch geht in die Testphase
Bild: Rewe

An der Idee des Einkaufens ohne an der Kasse warten zu müssen, arbeitet nicht nur Amazon. Die Rewe Group als Betreiber der gleichnamigen Supermärkte testet mit „Pick & Go“ quasi ein Pendant zu Amazon Go. Mithilfe einer App, Kameras und Sensoren sollen Kunden den Einkauf im Rewe-Markt ohne Kassenbesuch erledigen.

Rewe testet Pick & Go in Köln

Zunächst startet die „Pick & Go“ genannte Technik als Testphase in einem Rewe-Markt in der Kölner Innenstadt. Ab Anfang Mai können dort einige Mitarbeiter ohne Bezahlvorgang an der Kasse einkaufen. Nach erfolgreicher Testphase sollen reguläre Kunden ab dem Spätsommer 2021 ebenfalls diese Möglichkeit erhalten.

Für den „autonomen Checkout“ ohne Bezahlvorgang an der Kasse, müssen sich Kunden mit einer speziellen App an der Eingangsschranke zum Markt anmelden. Über Kameras und Sensoren in den Regalböden wird registriert, welche Waren entnommen werden. Danach sollen Kunden einfach mit dem Einkauf hinaus spazieren können, die Rechnung erscheine dann automatisch in der App, über die auch die Abwicklung von Reklamationen möglich sei. Zum eigentlichen Bezahlvorgang werden noch keine Angaben gemacht. Für Fragen werde weiterhin das Marktpersonal oder eine Hotline zur Verfügung stehen. Die Möglichkeit zum klassischen Bezahlen an der Kasse werde es ebenso weiterhin geben.

Laut Rewe seien Kunden „auf den für den Einkauf erfassten Bildaufnahmen nicht persönlich erkennbar“. Datenschutzhinweise sollen zudem bereits im Eingangsbereich platziert sein. Sollte sich das Konzept in dem auf mehrere Wochen ausgelegten internen Test bewähren, folgt der Start von Pick & Go im Spätsommer.

Technik kommt von Trigo

Nach eigenen Angaben beschäftigt sich Rewe schon seit über zwei Jahren mit dem Thema und hat mit der Trigo Vision Ltd. einen Projektpartner gefunden, der auf KI-gestützte Computer-Vision-Technologie für Märkte der Zukunft spezialisiert ist.

Die Lösung von Trigo erstellt ein 3D-Modell eines Supermarktes, um die Umgebung und die Bewegungen darin digital abzubilden, so dass die Kunden Artikel auswählen und mit ihnen hinausgehen können, während ihre Privatsphäre geschützt wird.

Rewe Group

Wie es weiter heißt, gehört der Kölner Rewe-Markt in der Zeppelinstraße europaweit „zu den ersten Supermärkten, die hybrides Einkaufen auf diese Art und Weise unter Realbedingungen ermöglichen.

Bei Edeka und Netto scannt der Kunde selbst

Das Bezahlen per App ohne Wartezeiten an der Kasse haben die Rewe-Konkurrenten Edeka und Netto zwar bereits in einigen Märkten eingeführt. Allerdings müssen Kunden dafür nicht nur eine spezielle App nutzen, sondern ihren Einkauf auch selbst mit dem Smartphone einscannen.

Der Online-Händler Amazon hatte bereits im Jahr 2018 mit Amazon Go die Idee eines kassenlosen Supermarktes umgesetzt und den ersten dieser Art in Seattle (USA) eröffnet. Inzwischen stellt Amazon die dahinter liegende Technik unter dem Namen „Just Walk Out“ auch anderen Unternehmen zur Verfügung.

Noch frühere Ideen des kassenlosen Ladengeschäfts sahen den Einsatz von RFID-Chips vor, die umgangssprachlich als Funketikett bezeichnet werden. Die RFID-Technik galt anfangs als zu teuer, der Einsatz für diesen Zweck wird aber weiterhin verfolgt.