Tiger Lake-H(45): Für Notebooks gibt es jetzt 10-nm-CPUs mit bis zu 8 Kernen

Jan-Frederik Timm
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Tiger Lake-H(45): Für Notebooks gibt es jetzt 10-nm-CPUs mit bis zu 8 Kernen
Bild: Intel

Wie zur CES 2021 im Januar für das 2. Quartal in Aussicht gestellt, hat Intel jetzt den Marktstart für die ersten 10-nm-Notebook-CPUs mit bis zu 8 modernen Willow-Cove-Kernen und Xe-Grafik alias „Tiger Lake-H45“ bekanntgegeben. Eine Million CPUs, darunter das Topmodell Core i9-11980HK, will Intel bereits ausgeliefert haben.

Tiger Lake H(45): Bis zu 8 Kerne mit bis zu 107 Watt

Während die zur CES im Januar vorgestellten CPUs vom Typ Tiger Lake-H35 (Test) mit maximal 35 Watt TDP dank höherem Verbrauch nur leicht höher taktende Tiger Lake-U mit weiterhin nur vier Kernen und vier PCIe-Lanes nach Standard 4.0 waren, nutzt Tiger Lake-H45 jetzt einen neuen Die, der 8 Kerne oder 6 Kerne und 20 PCIe-4.0-Lanes bietet.

Gegenüber den Vorgängern vom Typ Comet Lake-H bringt der Generationswechsel auch in diesem Fall einen durchschnittlichen IPC-Zugewinn von knapp 20 Prozent, beim Takt geht es aber leicht zurück.

IPC-Gewinn vs. Taktrückgang

Der maximale Takt verbleibt zwar wie beim Tiger-Lake-H35-Spitzenmodell mit Turbo 3.0 bei 5,0 GHz und soll beim übertaktbaren Topmodell Core i9-11980HK und den beiden größten professionellen Ablegern W-11955M und i9-11950H nicht nur auf einem, sondern auf bis zu zwei Kernen gleichzeitig anliegen können. Comet Lake-H konnte aber bis zu 5,3 GHz hoch takten, was mit dem 10-nm-Prozess auch weiterhin nicht verlässlich möglich ist. Deshalb musste Intel die neue Architektur für die neuen Rocket-Lake-S-Desktop-CPUs auch auf 14 nm portieren.

Den höchsten Takt bei Last auf allen acht Kernen gibt Intel mit 4,5 GHz an, der Verbrauch soll dann allerdings wie beim HK-Vorgänger bis zu 107 Watt (PL2) betragen und dürfte in den meisten Notebooks – wenn überhaupt – nur eine begrenzte Zeit anliegen.

Intel weicht die TDP-Klassen weiter auf

Intel spricht zum Start der neuen CPUs nicht mehr von Tiger Lake-H45 oder Tiger Lake-H35, sondern pauschal von Tiger Lake-H. Das ergibt mit Blick auf die Entwicklung bei Notebook-CPUs über die letzten Jahre Sinn, denn die klaren Klassen (15 Watt TDP für U oder 45 Watt TDP für H) gibt es schon lange nicht mehr. Intel gewährt den OEMs mittlerweile deutlich mehr Spielraum bei der Wahl von PL1 (langfristiges Verbrauchs-Maximum, TDP) und PL2 (kurzfristiges Verbrauchsmaximum), CPUs einer Serie vom Namen her alle bei einer festen TDP zu verankern, entspricht so kaum noch der Realität.

Was Intel stattdessen jetzt kommuniziert, ist den maximal möglichen 1-, 2-, 4- und 6- und 8-Kern-Takt (5,0 GHz sollen auf einem Kern bei circa 35 Watt möglich sein, 4,5 GHz auf acht Kernen bei circa 107 Watt) und den typischen All-Core-Turbo bei reduzierter TDP (cTDP), die beim übertaktbaren i9-11980HK bei 65 Watt und bei den anderen Modellen bei 35 Watt liegt. Der Core i9-11980HK soll bei 65 Watt dann noch 3,3 GHz bei Last auf allen Kernen liefern, mit PL2 = 107 Watt sollen es bis zu 4,5 GHz sein.

Intel Tiger Lake-H für Notebooks
Modell Kerne/
Threads
max. All-Core-Takt
min./max. TDP
max. Takt
(Anzahl Kerne)
L3-Cache Grafik EUs max. GPU-Takt DDR4 TDP
Tiger Lake H45 mit 6 oder 8 Kernen (neu)
Core i9-11980HK 8/16 3,3 GHz (65 W)/4,5 GHz 5,0 GHz (2 Kern) 24 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 45-65 Watt
Core i9-11900H 8/16 2,1 GHz (35 W)/4,4 GHz 4,9 GHz (2 Kern) 24 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 35-45 Watt
Core i7-11800H 8/16 1,9 GHz (35 W)/4,2 GHz 4,6 GHz (2 Kern) 24 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 35-45 Watt
Core i5-11400H 6/12 2,2 GHz (35 W)/4,1 GHz 4,5 GHz (2 Kern) 12 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 35-45 Watt
Core i5-11260H 6/12 2,1 GHz (35 W)/4,0 GHz 4,4 GHz (2 Kern) 12 MB UHD 32 1,40 GHz 3200 35-45 Watt
Tiger Lake H45 mit 6 oder 8 Kernen und vPro (neu)
Xeon W-11955M 8/16 2,1 GHz (35 W)/4,5 GHz 5,0 GHz (2 Kern) 24 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 (ECC) 35-45 Watt
Core i9-11950H 8/16 2,1 GHz (35 W)/4,4 GHz 4,9 GHz (2 Kern) 24 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 35-45 Watt
Xeon W-11855M 6/12 2,6 GHz (35 W)/4,4 GHz 4,9 GHz (2 Kern) 18 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 (ECC) 35-45 Watt
Core i7-11850H 8/16 2,1 GHz (35 W)/4,3 GHz 4,8 GHz (2 Kern) 24 MB UHD 32 1,45 GHz 3200 35-45 Watt
Core i5-11500H 6/12 2,4 GHz (35 W)/4,2 GHz 4,6 GHz (2 Kern) 12 MB UHD 32 1,40 GHz 3200 35-45 Watt
Tiger Lake H35 mit 4 Kernen
Core i7-11375H SE 4/8 3,0 GHz (28 W)/3,3 GHz 5,0 GHz (1 Kern) 12 MB Iris Xe 96 1,35 GHz 3200/LP-4266 28-35 Watt
Core i7-11370H 4/8 3,0 GHz (28 W)/3,3 GHz 4,8 GHz (1 Kern) 12 MB Iris Xe 96 1,35 GHz 3200/LP-4266 28-35 Watt
Core i7-11300H 4/8 2,6 GHz (28 W)/3,1 GHz 4,4 GHz (1 Kern) 8 MB Iris Xe 80 1,30 GHz 3200/LP-4266 28-35 Watt
Zum Vergleich: die schnellste U-Serien-CPU
Core i7-1185G7 4/8 1,2 GHz (12 W)/3,0 GHz 4,8 GHz (1 Kern) 12 MB Iris Xe 96 1,35 GHz 3200/LP-4266 12-28 Watt

Intel Xe mit maximal 32 statt 96 EUs

Intels H-Serie ist für Notebooks mit dedizierter GPU gedacht. Weil die Xe-Grafikeinheit damit in der Regel nur im 2D-Modus und für Video Encoding (Quick Sync) zum Einsatz kommt, hat Intel sie gegenüber Tiger Lake-U/Tiger Lake-H35 von maximal 96 (G7) auf nur noch 32 EUs reduziert. Das gibt Platz auf dem Wafer für wichtigere Komponenten frei. Die Architektur ist zwar weiterhin Xe, nennen darf sich die kleine iGPU aber nur wie deren Vorgänger: Intel UHD Graphics.

20 PCIe-Lanes nach Standard 4.0 und AVX512

Die neuen CPUs bieten 20 PCIe-Lanes nach Standard 4.0, die zur Anbindung von Speicher oder Grafikkarten verwendet werden können. Acht weitere dienen der Kommunikation mit dem Chipsatz. Vier von den 20 für OEMs nutzbaren sind immer für einen NVMe-Steckplatz gedacht. Die verbleibenden 16 können als 2 × 8 oder 1 × 8 und 2 × 4 konfiguriert werden. Der Chipsatz stellt darüber hinaus 24 weitere PCIe-Lanes nach Standard 3.0 zur Verfügung.

Erstmals „professionelle CPUs“ in der H-Serie

Eine Premiere feiern „professionelle“ CPUs in der H-Serie. Statt Funktionen wie vPro wie in der Vergangenheit einigen SKUs zu geben und anderen nicht, gibt es jetzt explizit Modelle mit vPro, deren Bezeichnung von den Consumer-Modellen abweicht. Bei den U-CPUs ist das schon seit Jahren der Fall. Zwei der neuen Modelle kommen wie beim Vorgänger als Xeon W und nicht als Core i auf den Markt. Der Xeon W-11955M entspricht dabei dem um die Pro-Funktionen erweiterten Core i9-11980HK ohne freien Multiplikator, der Xeon W-11855M hat mit 18 MB L3-Cache bei nur 6 Kernen hingegen kein Consumer-Pendant. Xeon W unterstützt exklusiv auch Speicher mit ECC.

Intel will AMD in Spielen deutlich schlagen

Wie immer sind Herstellerbenchmarks mit großer Vorsicht zu genießen. Sie sind pauschal nicht falsch, aber extrem gut ausgewählt und zeigen oft nur das Allerbeste. Zuletzt hatte vor allem die Spieleauswahl gezeigt, dass man mit wenigen Titeln ein Ergebnis komplett zugunsten eines Herstellers drehen kann, ein zweistelliger Vorsprung wird so auf Wunsch zu einem zweistelligen Rückstand. Das macht Vergleichstest natürlich umso schwieriger, denn stets kann so der Vorwurf in den Raum gestellt werden, man bevorzuge Hersteller A oder B.

Das von Intel zur Markteinführung gezeichnete Bild ist auf jeden Fall klar: Das Topmodell Core i9-11980HK soll AMDs Topmodell Ryzen 9 5900HX klar und der 6-Kern-Prozessor Core i5-11400H noch immer den in der TDP reduzierten Ryzen 9 5900HS schlagen. Und das, obwohl die in den jeweiligen Notebooks verwendete Nvidia GeForce RTX 3000 Laptop GPU im Modell mit AMD Ryzen immer etwas mehr Strom aufnehmen darf.

Marktstart heute, Verkaufsstart (viel) später

Intel gibt an, bis heute bereits über eine Million der neuen Prozessoren an OEMs ausgeliefert zu haben. Mit ersten Produkten im Handel ist aber frühestens in der kommenden Woche zu rechnen, erst gegen Ende des 2. Quartals und damit zur – abgesagten – Computex sollen immer mehr der bis dato über 80 mit Tiger Lake-H45 geplanten Notebooks von Partnern auf den Markt kommen. Dazu passt, dass kein OEM der Redaktion bisher ein Testmuster anbieten konnte.

15 von 80 sollen mit vPro-CPUs kommen, keines wird das Evo-Zertifikat tragen. Das verwundert aber auch nicht, ist Evo doch nur für Notebooks ohne dGPU vorgesehen.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Intel unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.