New World: Amazons MMO lockt und ärgert zugleich

Max Doll
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New World: Amazons MMO lockt und ärgert zugleich
Bild: Amazon Games

Nach zahlreichen Verschiebungen hat die Stunde der Wahrheit für Amazons ersten Spiele-Blockbuster geschlagen. Der Start von New World glückt im Großen und Ganzen: Das MMO zieht zwar viele Spieler an, aber auch derzeit viel Kritik. Diese bezieht sich aber vor allem auf technische Aspekte.

Auf den ersten Blick hat Amazon mit New World endlich einen Meilenstein erreicht und das erste große, erfolgreiche Blockbuster-Spiel veröffentlicht. Direkt nach der Veröffentlichung steigen die Spielerzahlen rasant, in der Spitze waren 707.000 Abenteurer gleichzeitig unterwegs. Damit setzt sich New World an die Spitze der Steam-Rangliste: Häufiger wird derzeit nichts anderes gespielt.

Allzu begeistert sind Spieler aber nicht, davon zeugen „ausgeglichene“ Rezensionen auf Steam. Gut die Hälfte der rund 19.000 Wertungen fällt negativ aus. Schuld sind weder Inhalt noch Gameplay, die im Rahmen von Testphasen überarbeitet wurden und schon dort einen positiven Eindruck hinterließen. Für beträchtlichen Ärger sorgt vielmehr die Technik: Amazon hat eine viel zu geringe Anzahl Server bereitgestellt. Die Größe des Problems belegt die Seite newworldstatus.com mit Zahlen. Gerade in den ersten Stunden nach Start gab es massive Wartezeiten, nach Angaben der Seite wurde eine deutlich sechsstellige Anzahl von Spielern in der Warteschlange gehalten, die die Anzahl der Spieler auf den Servern deutlich überstieg. Wartezeiten lagen im Bereich mehrerer Tage.

Die Anzahl der Server wurde in der Zwischenzeit schon einmal erhöht, ein grundsätzliches Problem ist aber auch deren Auswahl. Pro Server dürfen nur maximal 2.000 Spieler gleichzeitig unterwegs sein. Da nach dem Ausloggen jemand anderes eine Spielfigur erstellen und spielen kann, wird die Rückkehr zu einem bereits angelegten Charakter erschwert – zu viele Spieler wollen und müssen auf dem selben Server spielen, was das Problem weiter verschärft. Neben den bereits zugeschalteten neuen Servern sollen weitere treten. In den kommenden zwei Wochen wird es außerdem die Möglichkeit zu einem kostenlosen Charaktertransfer geben, kündigten die Entwickler an.

Der „Warteschlangen-Simulator“

Rezensionen sprechen deshalb beispielhaft von einem „ Super Warteschlangen-Simulator“ und geben „10/10 für den Haushalt“, für den man aufgrund der Wartesituation Zeit habe. Kritisch erwähnt wird auch, dass mehrere Beta-Tests stattgefunden haben und Amazon gigantische Rechenzentren betreibt, also weder der Ansturm schwer abzuschätzen war noch es an Infrastruktur mangelt. Die Probleme sind insofern kaum ein Aushängeschild und eine vertane Chance – ein sauberer Start hätte Amazon Games von anderen Publishern abheben können, bei denen solche Querelen ebenfalls zum Standardrepertoire gehören.

Ob New World tatsächlich dauerhaften Erfolg haben wird, verraten die Zahlen nicht. Eine Platzierung an der Spitze der Steam-Rangliste legt den Hit-Charakter zwar nahe, Amazon hat im Vorfeld aber auch Streamer umworben, die den Verkaufsstart begleitet und dadurch die Werbetrommel gerührt haben. Entscheidend wird sein, ob Amazons Bemühungen Spieler auch über die kommenden Wochen hinweg binden können. Zu diesem Zweck hatte das Studio hinter dem Spiel während der Verschiebung verstärkt an Endgame-Inhalten gearbeitet.

Die Redaktion dankt ComputerBase-Leser „Jakxx“ für den Hinweis zu dieser Meldung!

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