Restrukturierung: Devolo muss wegen Corona-Krise Insolvenzplan erarbeiten

Frank Hüber
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Restrukturierung: Devolo muss wegen Corona-Krise Insolvenzplan erarbeiten
Bild: devolo

Die devolo AG aus Aachen, bekannt für die zahlreichen Powerline-Adapter (Test), will sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens neu aufstellen und muss nun einen Insolvenzplan erarbeiten. So soll in Eigenregie die Restrukturierung vorangetrieben werden, die in Folge der Corona-Krise sowie des weltweiten Chipmangels nötig wurde.

Die Geschäfte laufen vorerst weiter

Für die Neuaufstellung wird die devolo AG während der kommenden Monate in enger Abstimmung mit Stakeholdern und Beratern einen Restrukturierungsplan erarbeiten. Der Geschäftsbetrieb läuft während des gesamten Restrukturierungsprozesses in vollem Umfang weiter. Alle Leistungen werden unverändert erbracht und die Gehälter der Mitarbeiter werden weiter gezahlt, so devolo. Geplant ist, die Sanierung binnen weniger Monate abzuschließen. Der Insolvenzplan muss innerhalb von drei Monaten erarbeitet sein.

Bei einem Schutzschirmverfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung (Eigenverwaltung). Dies ist nur dann möglich, wenn das Unternehmen frühzeitig selbst tätig wird und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Beides ist bei der devolo AG nach eigenen Angaben der Fall – dennoch liegt eine drohende Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung vor. Bei einem Schutzschirmverfahren wird außerdem ein Sachwalter eingesetzt, den das Unternehmen anders als sonst selbst bestimmen kann. Dieser überwacht die Neuaufstellung im Interesse der Gläubiger. Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rüdiger Weiß von der Sanierungskanzlei WallnerWeiß bestellt.

Lockdown-Folgen und verzögerte Auftragsabwicklung

Hauptursache für das Schutzschirmverfahren ist laut Devolo die fortdauernde Corona-Situation: Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Pandemiejahr 2020 und erwarteten Öffnungen des Flächeneinzelhandels im Frühjahr 2021 war zunächst von einer positiven Absatzentwicklung ausgegangen worden. Weitere pandemiebedingte Schließungen im Handel und ein verändertes Käuferverhalten speziell auf dem deutschen Markt führten dann aber zu einem Nachfragerückgang ab dem zweiten Quartal 2021.

Dem gegenüber standen jedoch hohe Warenzuflüsse aus den Produktionsstätten in Fernost. Hier mussten aufgrund des weiter anhaltenden Mangels an Bauteilen frühzeitig Lieferverpflichtungen eingegangen werden, die Anfang 2022 zu einem sehr hohen Lagerbestand führten und damit zu einem Liquiditätsengpass. Hinzu kam, dass devolo 2021 Umsätze mit Netzbetreibern im Ausland und im volumenstarken Projektgeschäft nicht realisieren konnte, weil spezifische Zulieferprodukte aufgrund des Chipmangels nicht verfügbar waren.

Heimvernetzung bleibt Wachstumsmarkt

Mittel- bis langfristig rechnet die Geschäftsführung von Devolo mit positiven Geschäftsaussichten, da das Kerngeschäft „gesund sei und die Marktaussichten positiv“. Im Bereich Powerline, das vorhandene Stromleitungen in Datenkabel verwandelt, ist Devolo weiterhin Marktführer.