Dead Space Remake im Test: Spielkritik und Fazit

 4/4
Wolfgang Andermahr (+1)
846 Kommentare

Wie gut ist Dead Space Remake?

Ein Remake von Dead Space. Musste das sein? Im biologischen Festspeicher firmiert der Titel schließlich noch als schick und modern und damit gegenwartstauglich. Faktencheck: Schon zehn Minuten Let's-Play-Video des Originals holen auf den Boden der Realität zurück. Ein gutes Remake war überaus nötig.

Das Einhorn wiederbelebt

Dead Space war schon vor 15 Jahren eine Art Einhorn: Das Genre des Survival-Horrors war schon damals verwaist. Und es war mutig, darin ein Spiel mit großem Budget ohne Mikrotransaktionen zu platzieren. Qualitativ zahlte sich das aus: Dead Space entpuppte sich als Sci-Fi-Variante von Resident Evil. Hier liefert ein Raumschiff, die Ishimura, voller Ex-Menschen in Nun-Monsterform, von dem nur ein kurzer Hilferuf nach außen drang, eine exquisite Vorlage für herrlichsten Horror.

Denn natürlich schickt es den Spieler auf Rettungsmission – und der ist kein Supersoldat, sondern nur Superingenieur. Wie schief die Mission des riesigen Schiffes ging, erschließt sich erst nach und nach auf einer Reise, die immer mehr Wahn und Wahnsinn zu Tage fördert – sei es durch Logs, Überbleibsel, Blutbotschaften oder vereinzelte Überlebende. Schließlich ist auf der Ishimura nicht nur das Licht kaputt, was eine schnelle Rettung oder Flucht verhindert und zum Abklappern aller schaurig-schummrig beleuchteten Bereiche zwingt.

Horror dank Atmosphäre

Horror lebt dabei von der Atmosphäre und die profitierte schon immer von zeitgemäßer Technik. Hier punktet das Remake: Das Schwarz der Gänge wird nur punktuell durch einzelne Funzellampen unterbrochen, Nebel und Rauch versperren die Sicht und lassen viel im Dunkeln – und ein Gefühl steter Bedrohung zurück. Genauso spannend sind Monsterbegegnungen. Munition stellt zwar auf normalem Schwierigkeitsgrad nicht das allergrößte Problem dar, aber nur, wenn man ordentlich zielt und die – teils ziemlich fixen – Mutanten ihrer Gliedmaßen beraubt. Gespeichert wird dabei ganz klassisch – also nicht jederzeit, sondern nur an Schreibmaschinen, die hier Kamerastationen sind.

Will man dem Remake etwas vorhalten, dann vielleicht, dass manche Begegnungen zu vorhersehbar sind, weil sie arg schematisch wirken. Der dunkle Korridor, der Lüftungsschacht, die leuchtende Konsole, die als Trigger dient. Videospiel-Ermüdung vielleicht, denn eigentlich fühlt sich das Spiel so an, wie man es in (positiver) Erinnerung hat.

Es ist jedoch nicht nur die Grafik, die neu gedacht wurde. Held Isaac Clarke etwa hat nun eine Stimme. Das sollte nicht als bloßes Detail abgetan werden: Es lässt ihn von einer Drohne zum Menschen werden, der eine eigene Agenda verfolgt. Die hatte er schon im Original: seine Freundin suchen, die auf der Ishimura stationiert ist. Darüber hinaus liefern die Entwickler jetzt mehr Kontext, betten Geschehnisse logischer ein. Wie sinnvoll das ist, zeigen die ersten zehn Minuten. Dort wird beiläufig erklärt, warum die Rettungscrew Waffen mitbringt, aber auch ein Team gezeigt, das sich viel professioneller verhält – im Klassiker wirkt der Trupp eher wie eine kreischende Schülertruppe aus Blair Witch Project. Aufgefallen wäre das ohne Direktvergleich nicht: Das Remake entsprach dem verschönert erinnerten Spiel. Genau so geht Remake.

Selten, aber dieses Mal angebracht: Danke, EA!

Man mag vielleicht bei jedem Remake über das Fehlen neuer Ideen in der Industrie klagen, macht sich das Urteil damit aber allzu einfach. Alte Spiele haben einen Reiz, weil sie andere Zielgruppen, Geschmäcker, Generationen ansprechen wollten. Sie können nahezu brachliegende Genres bestücken oder einfach ein altes Game noch einmal so erleben lassen, wie man es in Erinnerung hat, und nicht, wie es tatsächlich ist. Vieles davon trifft auf Dead Space Remake zu. Und nach 15 Jahren kann man ein Spiel ruhig noch einmal erleben, ohne sich dabei zu langweilen. Zeit also für selten mögliche Worte: Danke, EA!

Fazit

Spielerisch haben die Entwickler des Remakes zu Dead Space alles richtig gemacht, besser hätte man das nach wie vor tolle Horror-Actionspiel kaum umsetzen können. Für die Technik gilt das in diesem Maße nicht. An der Grafik selbst gibt es nichts auszusetzen, sie wurde massiv gegenüber dem Original aufgebohrt und hinterlässt einen schicken Eindruck. Auf Top-Niveau ist sie zwar nicht, die Atmosphäre wird aber deutlich aufgewertet und insgesamt sieht das dunkle Spiel durchaus schick aus und passt zu einem Titel des Jahrgangs 2023.

Das technische Problem ist die Performance, denn Dead Space Remake benötigt sehr viel Grafikkarten-Leistung. Ultra HD ohne Upsampling ist außer mit einer GeForce RTX 4090 nicht sinnvoll nutzbar, doch selbst mit AMD FSR 2 oder Nvidia DLSS 2 auf der Quality-Einstellung braucht es immer noch eine schnelle GPU. Immerhin: In Ultra HD erzeugt das Upsampling eine vergleichbare Bildqualität, generell gibt es an FSR und DLSS nicht viel auszusetzen. Selbst im Performance-Modus macht das Upsampling noch einen guten Job und in WQHD ist der Quality-Modus noch sinnvoll. In Full HD kann dagegen kein Upsampling mehr empfohlen werden. Bei gleicher Renderauflösung sind FSR und DLSS der nativen Auflösung sichtbar überlegen.

Dead Space im Technik-Test

RDNA 3 ist AMDs einziger ernster Gegenspieler für Nvidia

Nvidia-Grafikkarten sind in Dead Space Remake ihren AMD-Konkurrenten überlegen, was aufgrund der verwendeten Frostbite-Engine eher verwunderlich ist. Die einzige Ausnahme sind die neuen RDNA-3-Modelle, die die Konkurrenz mit Ada Lovelace von Nvidia gar übertrumpfen können. Dafür benötigen Radeon RX 7900 XT und XTX jedoch viele Renderpixel, denn in Full HD und WQHD sind GeForce RTX 4070 Ti und GeForce RTX 4080 ebenbürtig beziehungsweise schneller. Warum die Radeons in niedrigen Auflösungen nicht gut funktionieren, bleibt vorerst offen. Ein CPU-Limit liegt augenscheinlich nicht vor.

Raytracing ist in Dead Space Remake nicht viel mehr als ein Checklisten-Feature. Die theoretisch bessere Umgebungsverdeckung macht oft überhaupt keinen Unterschied aus und wenn doch, ist er klein. Immerhin kosten die Strahlen nur wenig FPS. Sie abzuschalten, bringt meist nur einen kleinen Leistungsschub.

Die PC-Version läuft insgesamt ordentlich

Handfeste Probleme haben sich beim Test der PC-Version von Dead Space Remake nicht gezeigt. Einzig beim Laden eines Spielstandes geraten die Kamera und der Levelaufbau ganz gerne mal die ersten Sekunden durcheinander, doch mit einer Ausnahme hat sich das Spiel dann immer wieder von selbst gefangen. Darüber hinaus macht sich der Modusschalter beim Upsampling gelegentlich selbstständig. Weitere Probleme hat es beim Testen aber nicht gegeben.

Wer einen leistungsstarken Rechner hat, kann bedenkenlos zur PC-Version von Dead Space Remake greifen.

ComputerBase hat Dead Space Remake vom Publisher EA zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.