Netflix-Quartalszahlen: Ende des Account-Sharings bringt mehr neue Abos als Kündigungen

Andreas Frischholz
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Netflix-Quartalszahlen: Ende des Account-Sharings bringt mehr neue Abos als Kündigungen
Bild: Netflix

Durch die Ergebnisse für das zweite Quartal 2023 sieht sich Netflix in den Maßnahmen gegen das Account-Sharing bestätigt. Die Anzahl der neuen Abonnenten hat die der Kündigungen deutlich überstiegen, sodass der Streaming-Dienst ein Umsatzplus verzeichnen kann.

So kommt Netflix im zweiten Quartal auf einen Umsatz von 8,19 Milliarden US-Dollar – ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn beläuft sich auf 1,4 Milliarden US-Dollar. Einen deutlichen Sprung verzeichnete man bei der Anzahl der Abonnenten, die nun bei 238,39 Millionen liegt. Das ist ein Zuwachs um 5,89 Millionen gegenüber dem ersten Quartal und entspricht einem Plus von rund acht Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal – in den Quartalen zuvor pendelte diese Quote im Schnitt bei knapp fünf Prozent.

Passwort-Blockade als Umsatztreiber

Maßgeblich gesteigert wurden die Anzahl der kostenpflichtigen Abonnements durch das kostenpflichtige Account-Sharing. Seit diesem Jahr unterbindet Netflix das einfache Teilen eines Kontos mit Personen außerhalb des eigenen Haushalts. Die Kontrolle erfolgt über das lokale Netzwerk, in dem Geräte mit dem jeweiligen Konto regelmäßig eingeloggt sein müssen – die Herausgabe des Passworts reicht nicht mehr aus. Wer eine Person von außerhalb des Haushalts aufnehmen will, muss stattdessen die kostenpflichtige Zusatzmitgliedschaft für rund 5 Euro buchen.

Unter den Nutzern ist es umstritten und massiv kritisiert, für den Konzern ist es aber offenkundig lohnenswert. Viele Kündigungen wurden angekündigt, doch die steigende Zahl an neuen Abos überwiegt. „Das ist unser wichtigster Umsatzbeschleuniger“, erklärte daher Netflix-CFO Spencer Neumann bei der Vorstellung des Quartalsberichts. In den meisten Regionen hat Netflix das kostenpflichtige Account-Sharing bereits eingeführt, ab heute sollen praktisch alle restlichen Länder folgen.

Wie gehst du mit dem kostenpflichtigen Account-Sharing um?
  • Ich habe meinen Netflix-Account über mehrere Haushalte geteilt, aber das wurde nun erfolgreich unterbunden. Ich lasse das Abo nun alleine weiterlaufen.
    3,8 %
  • Ich teile meinen Netflix-Account zwar über mehrere Haushalte, aber bislang wurden wir nicht eingeschränkt und können alle nach wie vor schauen.
    25,0 %
  • Ich habe von den neuen Paid-Sharing-Angeboten Gebrauch gemacht und eines oder zwei Zusatzmitglieder gebucht.
    6,1 %
  • Ich habe meinen Netflix-Account mit Inkrafttreten der Einschränkungen gekündigt.
    25,7 %
  • Ich nutze meinen Netflix-Account ohnehin nur in einem Haushalt und bin dementsprechend nicht betroffen.
    14,4 %
  • Ich habe und hatte keinen Netflix-Account.
    23,0 %
  • Ich hatte keinen Netflix-Account, habe mir aber nun einen angelegt, da ich nicht mehr über den Account von Familie oder Freunden schauen kann.
    2,0 %

Für die kommenden Quartale erwartet man weitere Zuwächse durch das Ende des kostenloses Account-Sharing. Die Prognose für das dritte Quartal sieht vor, dass der Umsatz auf 8,5 Milliarden US-Dollar steigt, was einem Plus von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entsprechen würde.

Abmahnung in Deutschland

In Deutschland wurde Netflix aufgrund des kostenpflichtigen Account-Sharings vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) abgemahnt, berichtete gestern Golem. Der Grund: Der Bestellbutton war nicht rechtskonform beschriftet. Es fehlte ein rechtlich vorgegebener Zusatz wie „zahlungspflichtig bestellen“. Netflix soll laut Golem aber bereits eine Unterlassungserklärung abgegeben haben.