Ryzen 7 8700G & 5 8600G (OC) im Test: AMD Ryzen 8000G im Überblick

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Mit dem am 31. Januar um 15 Uhr deutscher Zeit erfolgten Verkaufsstart haben sich entsprechend die drei aktuell für den Handel vorgesehen Lösungen auch direkt eingefunden. Dabei gibt es zu Beginn wie erwartet keine 1:1-Umrechnung des US-Dollar-Kurses in Euro, der Aufpreis hält sich aber in Grenzen und liegt mit 350 Euro für das Topmodell direkt auf Höhe des zuvor erwarteten Betrags. Das zweitschnellste Modell und der Gewinner im Test ist für 250 Euro zu haben, noch einmal 50 Euro weniger kostet das Phoenix-2-Modell.

CPU-Kerne Threads GPU Chip Takt Zen4/max. Turbo
Takt Zen 4c/Turbo
TDP Preis (UVP) Preis (Handel)
Ryzen 7 8700G 8 × Zen 4 + NPU 16 Radeon 780M
(12 CUs, 2,9 GHz)
Phoenix 4,2/5,1 GHz
65 W $ 329 ab 299 Euro
Ryzen 5 8600G 6 × Zen 4 + NPU 12 Radeon 760M
(8 CUs, 2,8 GHz)
Phoenix 4,3/5,0 GHz
65 W $ 229 ab 215 Euro
Ryzen 5 8500G 2 × Zen 4 + 4 × Zen 4c 12 Radeon 740M
(4 CUs, 2,8 GHz)
Phoenix 2 4,1/5,0 GHz
3,2/3,7 GHz
65 W $ 179 ab 179 Euro
Ryzen 3 8300G 1 × Zen 4 + 3 × Zen4c 8 Radeon 740M
(4 CUs, 2,6 GHz)
Phoenix 2 4,0/4,9 GHz
3,2/3,6 GHz
65 W nur OEM

Überblick: AMD Ryzen 8000G „Phoenix“ im Desktop

AMDs neue APU für Desktop-PCs ist da. Der Ryzen 8000 G „Phoenix“ ist das erste Exemplar seiner Art für den Sockel AM5! Per se neu ist Phoenix im Jahr 2024 allerdings nicht, vielmehr wurde die Architektur exakt vor einem Jahr bereits als Notebook-Chip „Ryzen 7040 Mobile“ eingeführt.

Ein Jahr später gibt es das damals vorgestellte, 178 mm² messende Stück Silizium, das im Notebook mit „Hawk Point“ alias Ryzen 8000 Mobile bereits einen Refresh erfahren hat, nun eben aber auch endlich im Desktop.

Von Zen 3 zu Zen 4, von Vega zu RDNA 3

Dieser Schritt ist dabei nicht zu verachten. Erstens wächst das Portfolio für den Sockel AM5 nun gleich um vier Lösungen im unteren Preissegment an und zweitens liefert AMD anderthalb Jahre nach dem Plattformstart endlich die Produktreihe, die es bisher dort noch gar nicht gab: APUs, also CPUs mit besonders starker iGPU.

Ryzen 7 8700G vs. Ryzen 7 5700G: Von Zen 3 zu Zen 4, von Vega zu RDNA 3
Ryzen 7 8700G vs. Ryzen 7 5700G: Von Zen 3 zu Zen 4, von Vega zu RDNA 3

Das letzte Mal aktualisiert hatte AMD die G-Serie im Sommer 2021, damals noch auf dem Sockel AM4. Ryzen 7 5700G und Ryzen 5 5600G (Test) basierten auf „Cezanne“ und setzten damit auf Zen-3-CPU- und Vega-GPU-Kerne.

Phoenix wiederum bedeutet jetzt bis zu acht Zen-4-Kerne und eine RDNA-3-iGPU in einem monolithischen Chip mit 25,4 Milliarden Transistoren. Von maximal 8 CUs Vega auf 12 CUs RDNA 3: Bei der iGPU ist der Schritt gigantisch groß.

Vier Ryzen 8000G in drei Klassen

AMD bringt zum Start vier Ryzen 8000G auf den Markt, die sich nicht nur beim iGPU-Ausbau, sondern auch bei den verwendeten CPU-Kernen und den AI-Fähigkeiten unterscheiden.

CPU-Kerne Threads GPU Chip Takt Zen-4-Kerne/max. Turbo
Takt Zen-4c-Kerne/Turbo
TDP Preis (UVP)
Ryzen 7 8700G 8 × Zen 4 + NPU 16 Radeon 780M
(12 CUs, 2,9 GHz)
Phoenix 4,2/5,1 GHz
65 W $ 329
Ryzen 5 8600G 6 × Zen 4 + NPU 12 Radeon 760M
(8 CUs, 2,8 GHz)
Phoenix 4,3/5,0 GHz
65 W $ 229
Ryzen 5 8500G 2 × Zen 4 + 4 × Zen 4c 12 Radeon 740M
(4 CUs, 2,8 GHz)
Phoenix 2 4,1/5,0 GHz
3,2/3,7 GHz
65 W $ 179
Ryzen 3 8300G 1 × Zen 4 + 3 × Zen4c 8 Radeon 740M
(4 CUs, 2,6 GHz)
Phoenix 2 4,0/4,9 GHz
3,2/3,6 GHz
65 W nur OEM

Die beiden kleinsten Lösungen Ryzen 3 8500G und Ryzen 3 8300G (nur OEMs) setzen auf den sogenannten Phoenix-2-Die, der Zen-4c-Kerne neben nur zwei normalen Zen-4-Kernen bietet. Diese C-Cores nehmen viel weniger Fläche ein, takten aber auch nicht ganz so hoch – das Vorgehen ist bereits aus anderen Bereichen mit Zen 4c bekannt.

Bisher von AMD zurückgehalten, hat das Unternehmen mit Ryzen 8000G erstmals die Taktraten der Zen-4c-Kerne für den Desktop exakt beziffert. Doch was eigentlich zur Übersicht beitragen sollte, torpediert der Hersteller gleich wieder. Denn AMD gibt beiden Prozessoren mit den gemischten Kernen einen zusätzlichen gemischten Basistakt mit auf den Weg, der weder den einen noch den anderen Basistakt exakt benennt. Vielmehr handelt es sich laut AMD um die „durchschnittliche effektive Basistaktfrequenz aller Kerne“. Sie liegt über dem Basistakt der Zen-4c-Kerne, aber deutlich unter dem der Zen-4-Kerne.

Bei der Angabe für den Turbo-Takt greift AMD wiederum nur auf den der Zen-4-Kerne zurück und präsentiert wirklich das Maximum. Das führt dazu, dass der Hersteller selbst in den eigenen Tabellen die Angaben mitunter mischt, eine weglässt – oder umgekehrt.

Die ersten Desktop-CPUs mit AI-Beschleuniger

Wie ausgewählte Phoenix-Notebook-Chips bietet Ryzen 8000G auch eine „Neural Processing Unit“ (NPU) zur AI-Beschleunigung („Ryzen AI“). Den Takt dieser XDNA-Lösung beziffert AMD mit bis zu 1,6 GHz. Er liegt damit gleichauf mit den besten neuen Lösungen im Notebook alias Ryzen 8x40 Mobile aka Hawk Point. Auch die TOPS sind damit am Ende identisch: maximal 39 TOPS sollen es sein.

PHX-A2 als Klassifizierung der neuen Desktop-APUs – und „Hawk Point“ als Grafik
PHX-A2 als Klassifizierung der neuen Desktop-APUs – und „Hawk Point“ als Grafik

Streng genommen ist Phoenix im Desktop in Form der großen Chips also Hawk Point, erkennbar hier auch am neuen Stepping: PHX-A2 ist eine neuere Variante des bisherigen A1-Modells, das im Notebook für die Ryzen 7040 zum Einsatz kam. Warum AMD im Desktop von Phoenix und nicht Hawk Point spricht, erschließt sich nicht. Ryzen AI bieten nur der Ryzen 7 und der Ryzen 5, die beiden Ryzen 3 mit Zen-4c-Kernen verfügen über keine NPU.

DDR5-5200 offiziell, aber mehr von Vorteil

Entkräften konnte AMD mit der Vorstellung der Ryzen 8000G zur CES 2024 Gerüchte, für die der Hersteller selbst durch falsche Einträge in Datenbanken gesorgt hatte: Alle neuen APUs bieten Unterstützung für Dual-Channel-Speicher, spezifiziert ist maximal DDR5-5200. Das überraschte durchaus, denn DDR5-5200 ist bereits seit Herbst 2022 mit Ryzen 7000 gesetzt und APUs benötigen für ihre iGPU in der Regel besonders viel Bandbreite.

Wenig verwunderlich erklärt AMD dann auch, dass man die APUs mit schnellerem RAM betreiben kann und sogar sollte: Ein Sweetspot ist DDR5-6000, in eigenen Benchmarks hat der Hersteller sogar DDR5-6400 genutzt. Darüber greift wie bei den Ryzen 7000 ein anderer interner Teiler (1:2 UCLK:MCLK statt zuvor 1:1 UCLK:MCLK), weshalb bei Ryzen 7000 bis dato schon ein Speicher mit DDR5-7000 oder schneller genutzt werden musste, um die steigenden Latenzen wieder auszugleichen. Dies gelte pauschal aber nicht für Ryzen 8000G mit Blick auf die Leistung der integrierten Grafik. Hier sagt AMD, dass jede zusätzliche Bandbreite helfen kann, die Latenzen sprechen nicht dagegen.

DDR5-6000 im Einsatz beim AMD Ryzen 7 8700G
DDR5-6000 im Einsatz beim AMD Ryzen 7 8700G
DDR5-7200 im Einsatz beim AMD Ryzen 7 8700G
DDR5-7200 im Einsatz beim AMD Ryzen 7 8700G

Soll es noch schneller (und beim Speicher dann auch richtig teuer) werden, setzt die Lotterie ein: nicht nur beim Chip, sondern auch bei dem Mainboard und der passenden Unterstützung. Auf Deutsch: Man muss Glück haben, dass DDR5-8000+ auch funktioniert.

Das monolithische Design soll dabei gegenüber Ryzen 7000 aber sogar einige Vorteile haben. Da es keine Umwege über verschiedene Chips gibt, können Latenzen niedriger ausfallen. Da APUs auf Bandbreite und Latenzen stehen, soll sich dies direkt bei der Leistungsfähigkeit vor allem der integrierten GPU zeigen.

Einschränkungen bei den PCIe-Lanes

In der Vergangenheit haben APUs bei den PCI-Express-Lanes gegeizt, Ryzen 8000G ändert daran nichts. Zwar wurde beim Sockel AM5 bereits im September 2022 PCI Express 5.0 eingeführt, doch die neuen Ryzen 8000G werden dies auch im Jahr 2024 nicht einmal für Grafikkarten unterstützen. Darüber hinaus bieten die großen Zen-4-Varianten nur ca. die Hälfte der Lanes der Desktop-CPUs, bei den Zen-4c-Varianten ist es ein Viertel.

Phoenix mit 20 PCIe-Lanes

Auf dem Papier heißt es, dass Phoenix insgesamt 20 PCIe-Lanes nach Gen-4-Standard besitzt, davon können 8 für Grafikkarten genutzt werden. Zieht man vier weitere für den M.2-Slot einer SSD und vier weitere für die Kommunikation mit dem Chipsatz ab, bleiben nur noch vier übrig. Wer einen der beiden großen Ryzen 8000G also mit einer Grafikkarte auf einem klassischen ATX-Mainboard betreibt, kommt über zwei NVMe-SSDs mit voller Anbindung nicht hinaus.

Für mehr Vielfalt liegt es an den Mainboardherstellern, mit entsprechendem Lane-Sharing weitere Optionen auszuloten, natürlich dann auf Kosten anderer Abnehmer – zumeist dem Grafikslot.

Phoenix 2 mit 14 PCIe-Lanes

Bei Phoenix 2, also den Modellen AMD Ryzen 5 8500G und Ryzen 3 8300G, sinkt die Anzahl der insgesamt zur Verfügung stehenden Lanes auf 14. Damit sie nicht zu über der Hälfte direkt für eine GPU Verwendung finden, wird deren Anbindung auf vier PCIe-4.0-Lanes eingeschränkt. Dadurch bekommt der erste M.2-Slot auch noch vier Lanes. Zusammen mit den vier Lanes, die für die Anbindung des Chipsatzes nötig sind, bleiben dann jedoch nur noch zwei Lanes übrig. Diese gehen im Normalfall nun an den zweiten M.2-Slot: zwei Lanes nach PCIe 4.0.

AMD geht hier klar den Weg geringer Kosten und hat dabei das Haupteinsatzgebiet der APUs im Blick: Systeme ohne separate GPU und mit tendenziell weniger statt mehr NVMe-SSDs.

Phoenix 2 ist ein nur 137 mm² großer monolithischer Chip für den Einsteigermarkt. Er bringt eine integrierte Grafik mit, die Option auf eine zusätzliche diskrete Grafik dürfte in dem anvisierten Markt kaum gezogen werden – auch wenn die Community in technischen Foren wie ComputerBase das mitunter anders sehen dürfte.

Betrachtet man jedoch dazu den Markt, in dem Nvidia selbst einer RTX 4060 Ti nur acht PCIe-Lanes verpasst, die noch weit oberhalb der anvisierten APUs liegt, wird klar, dass vier Lanes auch in diesem Segment doch reichen dürften. Kleinere diskrete GPUs nutzen die theoretische Bandbreite ohnehin nicht aus und für GPUs oberhalb ist die Phoenix-2-CPU letztlich vermutlich sowieso zu schwach aufgestellt. Hier sollten Kunden dann direkt zum Ryzen 5 8600G oder zu einer CPU aus der Serie Ryzen 7000 greifen.

Package in Blau statt Grün!

Die neuen APUs sind zwar für denselben Sockel AM5 gedacht wie bisherige Ryzen 7000, doch ihr Package weicht deutlich von dem bisher bekannten ab. Der charakteristische Heatspreader ist zwar unverändert vorhanden, aber darunter beginnen die Unterschiede.

Der markanteste ist auf den ersten Blick ein nunmehr blaues Substrat statt eines grünen – Phoenix im Notebook setzt in der Regel allerdings auch auf Blau. Darüber hinaus sind die unzähligen kleinen zusätzlichen Bauteile, die AMD beim Ryzen 7000 außerhalb des Heatspreaders auf dem Package platziert hat, bei Ryzen 8000G nicht zugegen.

Einen Unterschied macht die Farbe am Ende nicht. Heutzutage ist Grün zwar weiterhin führend, weil es „immer“ so war. In vielen Bereichen haben allerdings andere Farben Einzug gehalten. Nahezu jedes Gaming-Mainboard hat heute kein blaues oder grünes PCB mehr, auf dem es sitzt, denn hier hat Schwarz übernommen. Im Profibereich und im Server sind Grün und Blau indes weiterhin die Regel.